Mädchen und Buben werden meist von Geburt an unterschiedlich behandelt – dies geht von der unterschiedlichen Förderung in Bezug auf fein- oder grobmotorische Spielangebote über die Auswahl der Kleidung bis hin zum Anbieten von Freizeitmöglichkeiten. Es scheint keinen Bereich im Leben eines Kindes zu geben, bei dem die Frage „Ist es für einen Bub oder ein Mädchen?“ irrelevant ist. Bereits Dreijährigen werden durch das geschlechtsspezifisch eingeschränkte Angebot immense Erfahrungswerte genommen, dabei entgehen den Kindern wichtige und grundlegende Erkenntnisse, Routinen, Eindrücke und Selbstwahrnehmungen. So werden Mädchen und Buben im Laufe ihrer Kindheit gewisse Eigenschaften antrainiert und Geschlechtsunterschiede „anerzogen“, was sich auf den gesamten weiteren Lebensweg, u.a. auch auf die Bildungs- und Berufswahl, auswirken kann. Die geschlechtssensible Förderung der Kinder von Anfang an bietet enorme Chancen und Möglichkeiten. Schon allein die richtige Auswahl von geschlechtsneutralen Bilder- und Kinderbüchern kann dazu beitragen, dass verstaubte Rollenbilder nicht immer reproduziert werden.
Expert(inn)enstimmen
Erich Lehner
Grundstudium katholische Theologie, Zusatzstudien aus Psychologie und Pädagogik in Wien,
Psychoanalytiker in freier Praxis, Forschung und Lehre in der Männlichkeits- und Geschlechterforschung und in Palliative-Care an den Universitäten Klagenfurt, Wien und Graz.
Entwicklung der Geschlechtsidentität bei Kindern
Silvia Kronberger
Hochschulprofessorin für Soziologie; Leiterin des Institutes für Gesellschaftliches Lernen und Politische Bildung und des Bundeszentrums für Gender Studies und Geschlechterpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig.
„Lass mich los, ohne mich fallen zu lassen!“ - Identitätsentwicklung in der Pubertät
Anita Thaler
Sie studierte Psychologie und Erziehungs- und Bildungswissenschaften sowie Frauen- und Geschlechterforschung. Sie arbeitet als Trainerin in der Erwachsenenbildung, Unternehmensberaterin (zertifizierte Arbeitspsychologin), ist seit 2004 zudem wissenschaftliche Mitarbeiterin des IFZ (Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur), leitet dort den Forschungsbereich Frauen* – Technik – Umwelt (www.ifz.at), sowie die Arbeitsgruppe Queer STS (http://queersts.com) und lehrt an der Karl-Franzens-Universität Graz und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ein Anliegen ist ihr auch Wissenschaftskommunikation und Wissensvermittlung mit sozialen Medien, um Wissen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen (https://twitter.com/queersts; https://www.instagram.com/ifz_graz).
Bildungswege abseits von Geschlechterstereotypen ermöglichen
Kristina Strauß-Botka
Sie ist Elementarpädagogin und Politikwissenschaftlerin mit Zusatzausbildungen im Bereich Sexualpädagogik und Mutter. Bei den Kinderfreunden OÖ ist sie Angestellte für Pädagogische Projekte.
Kinder geschlechtergerecht erziehen?
Weitere Schwerpunktthemen

Geschlecht und Sexualität – wenn Jugendliche anders sind
Was wäre es, wenn Ihr Kind “LGBTI” – also schwul, lesbisch, bisexuell, transident oder intersexuell – ist? Die meisten Eltern gehen davon aus, dass dem nicht so ist und dass sich ihre Tochter irgendwann einmal in einen Mann verliebt und ihr Sohn eine Partnerschaft mit einer Frau eingeht. Und noch selbstverständlicher ist die Annahme, dass ihr Sohn sich als Mann fühlt oder ihre Tochter sich als Frau. In den meisten Fällen liegen die Eltern damit auch richtig, aber manchmal eben auch nicht, nämlich dann wenn ihre Kinder einer sexuellen oder geschlechtlichen Minderheit angehören.
Schwule, lesbische, bisexuelle und transidente Kinder und Jugendliche werden sich im Laufe der Zeit, am häufigsten am Ende der Kindheit oder in der Pubertät, ihrer homosexuellen Neigungen oder ihrer transidenten Geschlechtsidentität bewusst und es vergehen manchmal Jahre, bevor sie dies anderen mitteilen. In dieser Zeit fühlen sich einige Jugendliche sehr isoliert und das Risiko für psychische Probleme ist erhöht. An dieser Stelle ist die Rolle der Eltern entscheidend. Viele Studien zeigen, dass eine gute Beziehung zu den Eltern einer der stärksten Schutzfaktoren gegen die negativen Konsequenzen von Diskriminierung und Gewalt ist. Daher ist es gerade für geschlechtliche und sexuelle Minoritäten so wichtig, entsprechende Unterstützung von ihren Eltern zu haben.

Überfordern – Unterfordern – Fördern
Entwicklung beginnt bereits vor der Geburt, ist ein lebenslanger Prozess und umfasst den körperlichen, geistigen und sozial-emotionalen Bereich. Wann sich was entwickelt ist vom biologischen Programm vorgegeben, wie es gelingt, hängt von den Möglichkeiten, die die Umwelt bietet, ab.
Kinder ideal fördern heißt sie auch zu fordern – natürlich entsprechend ihrer körperlichen Entwicklung, ihren Möglichkeiten und Grenzen. Dabei ist Unterforderung ebenso problematisch wie Überforderung. Dasselbe gilt für die Förderung. Zu vielfältige Förderangebote gehen an den Interessen der Kinder vorbei und führen zu Langeweile, Desinteresse und Frustration. Ideal ist eine ganzheitliche Förderung, die alle Bereiche anspricht und die Individualität des Kindes berücksichtigt.
Eltern-Kind-Gruppen ermöglichen beispielweise eine ganz besondere Art der Förderung für Eltern und Kinder. Nicht die Leistung sondern der Spaß und die Freude am Tun, Experimentieren und Entdecken sollten dabei im Vordergrund stehen
Kinder, die Anerkennung erfahren, die die reine Freude darüber, dass es sie gibt fühlen und die ermutigt werden, haben die beste Basis für ihre Entwicklung.

Von der Überbehütung zum Loslassen
Was Kinder in der Erziehung wirklich brauchen, um selbständig und eigenverantwortlich in die Welt zu gehen, sind die Fähigkeiten, sich selber wahrzunehmen, sich ernst zu nehmen, sich selber zu verstehen und sich als selbst wirksam und kompetent für Handlungen zu erleben. Die Botschaften, die Kinder verinnerlichen sollten, sind also: „Ich kann es. Ich schaffe etwas. Ich bin kompetent und kann etwas bewirken.“ Dafür brauchen Kinder viele Übungsmöglichkeiten von klein auf unter den liebevollen und schützenden Blicken von Erwachsenen, die mit ihnen in guten und sicheren Beziehungen stehen.
Stillen – Ein guter Start ins Leben
Stillen ist mehr als Nahrung: Es spendet Nähe, Geborgenheit und stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind. Doch vor allem der Anfang ist oft herausfordernd. Suchen Sie sich Unterstützung, um diese wertvolle Zeit zu meistern.