Die Pubertät bedeutet zunächst, dass die Jugendlichen genau das tun, was sie tun sollen – erwachsen werden. Wie sie das anstellen, welchen Weg der Loslösung sie wählen, wieviel Rebellion nötig ist, das ist sehr individuell und da gibt es keine allgemeingültige Blaupause. Vor allem Eltern mit zwei oder mehr Kindern werden merken, dass kein Kind dem anderen gleicht. Meistens ist eines eher ruhiger und eines der Rebell. In den meisten Familien mit mehreren Kindern sind alle unterschiedlich mit anderen Verhaltensweisen, Einstellungen, Temperamenten und Reaktionen.
Das ist ganz normal und hat nichts mit Erziehungsfehlern zu tun.
Gerade Mütter haben mit Beginn der Pubertät oft das Gefühl, dass sie besonders von dem Jugendlichen abgelehnt werden. Das liegt meistens daran, dass die Bindung zwischen Kind und Mutter besonders eng ist.
Viele Mütter richten ihr Leben nach den Kindern aus, was anfangs ja auch wichtig ist. Doch nun verlangt das Kind nach mehr Autonomie und die Rolle der behütenden Mutter wird ihm lästig.
Kein Kuscheln mehr, kein Kuss zum Abschied, wenige bis keine innigen Gespräche mehr. Das kann durchaus irritierend sein und das Gefühl vermitteln, dass das Kind die Mutter regelrecht ablehnt.
Wenn du merkst, dass das auch auf dich zutrifft, dann versuche, das nicht persönlich zu nehmen. Dein Kind verhält sich nicht so, um dich zu ärgern, sondern um sich zu entwickeln. Das hat nichts mit dir als Person zu tun!
Kinder tun nicht immer das, was Eltern ihnen sagen. Aber sie kopieren fast immer das, was Eltern vorleben!
Kinder und Jugendliche eignen sich die Verhaltens- und Denkmuster der Eltern an. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass du die Verantwortung dafür übernehmen solltest, was du dem Kind vorlebst.
Du kannst deinen Teenager nicht verändern, aber du kannst DEIN Denken, Fühlen, Handeln und Reden verändern.
Es ist wichtig, dass du dich als Elternteil immer wieder selbst reflektierst:
- Was kann ich bei mir verändern, damit es besser wird?
- Was kann ich dafür tun, dass es leichter wird?
- Welche Verhaltensweisen kann ich ablegen, um eine Veränderung hervorzurufen
Ich lade dich ein, den Blick weg von „das Kind ist das Problem“ und hin zu „was kann ICH tun, damit es besser wird?“ zu richten.
Probiere dazu gerne eine der folgenden Übungen aus:
Übung 1: Ich liebe dich UND dein Verhalten stört mich
Die Grundhaltung zum Verändern der Gedanken ist folgende Annahme:
Ich liebe dich UND das Verhalten stört mich. Damit stellst du dein Kind nicht in Frage, sondern kritisierst nur das unerwünschte Verhalten. Das sorgt dafür, dass dein Kind weniger Versagensbotschaften bekommt und sich als Mensch nicht herabgesetzt fühlt. Gleichzeitig hast du weniger negative Gedanken über dein Kind und trennst Tat von Täter. Wichtig dabei: ich liebe dich UND… nicht ABER! Denn ein ABER lässt nur eine Wahrheit zu, mit UND hast du zwei Wahrheiten.
Übung 2: Das Liebestagebuch.
Jeden Abend bevor du schlafen gehst, schreibst du 3-5 Dinge über dein Kind auf, die positiv waren.
- Was hat dein Kind an dem Tag gut gemacht?
- Worauf bist du stolz?
- Wofür bist du dankbar?
Anfangs fallen dir vielleicht nicht viele Punkte ein, aber je länger du das machst, umso mehr nimmst du im Alltag genau diese Seiten wahr. Das braucht Zeit, ist aber sehr effektiv! Ich mache das für meine beiden Kinder. Ich schreibe an besonderen Tagen zusätzlich noch einen kleinen Tagebucheintrag. Wenn dieses Buch voll ist, bekommen es die Kinder von mir geschenkt.
Übung 3: Liebevolle Worte
Achte bewusst darauf, was du zu dir selber sagst. Sobald du dich dabei erwischt, dass deine inneren Stimmen wieder schimpfen, dich oder andere klein halten, verurteilen, abwerten, steuerst du ganz bewusst und aktiv dagegen und beeinflusst sofort, was du denkst. Wenn du z.B. im Auto sitzt und über den Fahrer vor dir schimpfst, dann höre ganz bewusst damit auf, überlege dir einen wertfreien oder positiven Grund für sein Verhalten und lenke deine Energie in eine andere Richtung. Diese Reaktion kannst du üben und trainieren. Dann schaffst du es auch in emotionaleren Momenten, liebevoller zu dir selber oder zu anderen zu sein.
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