Die Basis
Der Grundstein, die Basis wird in den ersten Lebensjahren des Kindes gelegt. Gelingt dem Paar die Transformation zur Familie, gelingt ihnen die Balance Ich – Wir als Paar – Familie – Beruf, werden hier die Weichen für das weitere Gelingen der Paarbeziehung und der Familie gestellt. Da hier moderne Paare unter zunehmender Verunsicherung und mangelnder Vorbilder leiden, ist es ratsam, sich immer wieder Input von erfahrenen Coaches zu suchen, die die Situation individuell anschauen können. DEN allgemeinen Rat gibt es nicht.
Wenn Eltern vergessen, dass sie auch eine Paarbeziehung haben und sich nur mehr als Mutter/Vater auf einander beziehen und ihr Frau- bzw. Mannsein nicht in die Paarbeziehung importieren können, dann stellt sich beim Flüggewerden der Kinder die Frage: Wer bin ich ohne meine Kinder? Wer sind wir zusammen ohne unsere Kinder?
Oft gibt es da ein böses Erwachen, weil sich Paare im Privatleben, innerhalb der Familie in der Elternrolle verloren haben, ihr Selbst „zu Gunsten der Kinder“ hinten angestellt haben, ihren Wert aus dem familiären Tun bezogen haben – aber darauf vergessen haben, wer sie miteinander sind. „Wir haben uns auseinander gelebt!“ heißt es dann oft.
Wann Scheidung ein Ausweg ist
Die durchschnittliche Ehedauer beträgt 10,9 Jahre. Laut Statistik Austria wird fast jede vierte Ehe innerhalb der ersten fünf gemeinsamen Ehejahre wieder geschieden. Das finde ich besonders interessant, dass es in Bezug auf die Kinder bedeutet, dass Trennungen dann stattfinden, wenn sich auch die Kinder lösen. Zuerst aus der symbiotischen Beziehung hin zu einem autonomen Kleinkind; nach knapp elf Jahren verlassen dann nicht nur die Kinder das Familiensystem, sondern auch die Eltern lösen das System auf. Das ist für Kinder in diesem Alter besonders bitter, da sie die Homebase, den sicheren Ort in der unsicheren Welt, verlieren.
Prophylaxe
Die Frage, wie man sich als Paar wieder neu findet, kann ich also nur so beantworten: Verliert euch erst gar nicht! Verliert zuerst euch selbst nicht! Gestaltet nicht ein Leben rund um die Kinder, sondern ein Leben, an dem eure Kinder teilnehmen können. In dem sie lernen können, wie Leben und Liebe geht.
Ob es eine Chance gibt, sich wieder zu finden, wenn man sich (selbst) verloren hat? Gibt es bestimmt – dazu braucht es alllerdings ein Wollen und ein Begehren von beiden Partnern. Einer alleine kann nicht die ganze Beziehungsverantwortung tragen.
„Also ganz egal, wie sehr zwei Menschen einander lieben und wie sehr Eltern ihr Kind lieben, das Zusammenleben und Bewältigen der Alltagskonflikte und Geschehnisse wird uns unausweichlich mit einigen schmerzhaften und unaufgelösten Themen unserer Vergangenheit konfrontieren. Das trifft auch zu, wenn wir das zweite, dritte oder vierte Mal heiraten oder eine Familie gründen. In diesem Fall werden wir sehr oft mit dem Verhalten oder der fehlenden persönlichen Kompetenz konfrontiert, die zum Bruch der früheren Beziehung geführt hat.“ Jesper Juul
Wenn die Kinder flügge werden und wir sie ziehen lassen, dann tut sich wieder Raum auf. Vielleicht ist es gut, diesen Freiraum einfach einmal zu genießen. Sich selbst wieder ein Stück ausdehnen. Räume in Besitz nehmen. Atmen. Endlich wieder Zeit für sich zu haben – ohne diese gleich füllen zu müssen. Da ist nur der Raum. Und von dem kann ich ausgehen, hin zu meinem Gegenüber und ihn einladen und ihn fragen: Willst du den Rest deines Lebens mit mir verbringen?
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