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Vorurteile hat jeder! Tipps für eine vorurteilsbewusste Erziehung

von Mag.a Alice Scridon

Elternbildung
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Unsere Vorurteile wirken sich auf unser Verhalten und unsere sozialen Beziehungen aus – im täglichen Miteinander als auch in der Online-Welt. Wenn Kinder einen respektvollen Umgang mit Vielfalt lernen sollen, so bedarf es einer nachhaltigen Auseinandersetzung mit Diversität, die Eltern aktiv fördern können.

Jede*r Erwachsene und jedes Kinder hat Vorurteile. Zunächst bieten uns Vorurteile eine wichtige Orientierung. Sie ermöglichen es uns, unsere komplexe Wirklichkeit zu reduzieren und bieten uns Orientierung.  Die Grenze zum Vorurteil ist dann überschritten, wenn „Vor-Urteile“ nicht mehr als vorläufig gelten, sondern als alleinige Wirklichkeit ins Bewusstsein übernommen werden, um das eigene Welt- und Selbstbild zu stabilisieren und zu legitimieren. Und genau hier entsteht die eigentliche Gefahr von Vorurteilen. Die negative Bewertung von Menschen und die Abwertung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen (z.B. Menschen mit dunkler Hautfarbe, Migrant*innen, Menschen mit Fluchterfahrung, Obdachlose, Menschen mit Beeinträchtigungen) kann zu Ausgrenzung, Diskriminierung, Mobbing oder z.B. Hate Speech (Hassreden) im Internet führen.

Sind Kinder nicht per se vorurteilsfrei?Elternbildung

Kinder nehmen bereits in den ersten Lebensjahren unzählige Differenzierungen wahr – Mädchen oder Junge, helle oder dunkle Hautfarbe, dick oder dünn usw. Wie sie darauf reagieren hängt stark davon ab, wie ihre nähere Umgebung damit umgeht. Dabei speichern sie nicht nur Gehörtes ab, sondern jede bewusste und unbewusste nonverbale Reaktion seitens der Erwachsenen wird von den Kindern wahrgenommen und für deren Orientierung genutzt. Aber selbst wenn Kinder in ihrer nächsten sozialen Umgebung (z.B. in der Familie) Offenheit gegenüber „Fremdem“ lernen, so gibt es viele weitere Faktoren, die unsere Kinder beeinflussen. Besonders Medien, die Peergroup, weitere Bezugspersonen wie Pädagog*innen oder Betreuer*innen sowie das gesellschaftliche Klima, aber auch persönliche/individuelle Erfahrungen wirken sich auf Kinder aus.

Vorurteile und GruppenzugehörigkeitenElternbildung

Kinder nehmen über unterschiedliche Merkmale Kategorisierungen vor, die markieren, wer dazugehört und wer nicht, wer einbezogen und wer ausgeschlossen wird. Bereits mit vier Jahren sind Kinder in der Lage, soziale Kategorien zu differenzieren und ihre eigene soziale Gruppe zu bevorzugen. Diese Zuschreibungen schaffen eine scheinbare Normalität, in der sich Herausforderungen und Machtverhältnisse unserer Gesellschaft widerspiegeln. Auch Erwachsene beurteilen automatisch ihre „Eigengruppe“, der sie sich selbst zugehörig fühlen, besser als „Fremdgruppen“. Vorurteile beziehen sich damit häufig auf soziale Gruppen, die „negativ“ wahrgenommen und beurteilt werden. Besondere Gefahr droht, wenn durch negative Bewertungen soziale Normen überschritten werden (Gewalt, Diskriminierung, Ausgrenzung usw.).

Vorurteilsbewusste Erziehung in der PraxisElternbildung

In der Erziehung und Pädagogik ist es wichtig, bereits mit jungen Kindern über Unterschiede zu sprechen und Vielfalt zu thematisieren. Pädagogische Ansätze, die Unterschiede unter dem Motto „Wir sind alle gleich“ ausblenden oder kulturelle Besonderheiten als „exotisch“ oder „fremd“ in den Vordergrund stellen, bieten Kindern wenig Lernmöglichkeiten, Vielfalt als Normalität begreifen zu können.

Vorurteilsbewusste Erziehung fördert hingegen einen offenen und diskriminierungskritischen Umgang mit Vielfalt. Eltern, die einen respektvollen Umgang ihrer Kinder mit Vielfalt unterstützen möchten, bieten sich verschiedene Möglichkeiten:

  • Vielfältige Begegnungen ermöglichen
    Kontakte zwischen Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher sozialer Gruppen (zu Kindern unterschiedlicher Herkunft/Religion/sozialer Schicht usw.) können einen respektvollen Umgang mit Vielfalt fördern – insbesondere, wenn gemeinsame Ziele und Aktivitäten im Vordergrund stehen. Wettbewerb und Konkurrenz könnten im Gegenteil eher dazu beitragen, dass Unterschiede in den Vordergrund rücken und Vorurteile verstärkt werden. Kinder sollen durch vielfältige Begegnungen lernen, dass menschliche Vielfalt Normalität ist.
  • Erfahrungen mit Vielfalt thematisieren
    Wenn Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit unterschiedlichen Diversitätsdimensionen machen, so kommt der Reflexion der gemachten Erfahrungen eine wichtige Rolle hinzu. Dabei sollen sowohl positive Erfahrungen als auch z.B. Unsicherheiten, Ungewohntes oder Befremdliches im Anschluss gemeinsam besprochen werden.
  • Vorurteile und Diskriminierung zum Thema machen
    In einer Gesellschaft, in der Diskriminierung und Rassismus allgegenwärtig sind, braucht es die Thematisierung dieser Herausforderungen. Einerseits geht es darum, Wissen zu vermitteln (z.B. über Menschenrechte, globale Zusammenhänge, gesetzliche Grundlagen wie das Gleichbehandlungsgesetz, Gesetz gegen Cybermobbing und Verhetzung etc.). Andererseits geht es aber auch darum, Heranwachsende bei der Entwicklung ihrer sozialen, persönlichen und kommunikativen Kompetenzen zu stärken. Eltern können ihre Kinder dazu anregen, einen Perspektivenwechsel einzunehmen, sich in andere Personen hineinzuversetzen und Empathie zu entwickeln (Stell dir vor, du wärst in dieser Situation – Wie würdest du dich fühlen? Was würde dich unterstützen? Was würdest du dir wünschen?)
  • Einsatz von „vielfältigen“ Materialien (Bücher, Spiele, Filme etc.)
    Pädagogische Materialien, die menschliche Vielfalt in all ihren Dimensionen (Herkunft, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, körperliche/geistige Beeinträchtigungen usw.) aufzeigen, tragen dazu bei Diversität als Normalität zu begreifen und Stereotypen zu hinterfragen (z.B. Bücher und Filme, die unterschiedliche Lebenswelten von Kindern aufzeigen, Puppen mit unterschiedlichen Hautfarben, Geschichten in denen Mädchen mit Kopftuch/unterschiedliche Familienmodelle/Traditionen etc. vorkommen).
    Tipp: Mediathek von Baobab – Globales Lernen www.baobab.at
  • Kinder in ihrer Identität stärken
    Jedes Kind verdient Wertschätzung, so dass sich eine selbstbewusste Persönlichkeit entwickeln kann. Dazu gehört auch, unterschiedliche Gruppenzugehörigkeiten anzuerkennen und zu respektieren. Jeder Mensch fühlt sich unterschiedlichen Gruppen zugehörig, die sich auch im Laufe des Lebens verändern können (z.B. ein Jugendlicher, der sich einerseits über seine kulturelle Herkunft definiert, Teil einer Schulgemeinschaft ist, einer Religionsgemeinschaft angehört, Mitglied im Sportverein ist usw.). Diese vielfältige „Identität“ braucht einerseits Anerkennung (Ich weiß, dass ich einzigartig und wertvoll bin – egal was andere über mich oder meine Bezugsgruppen sagen/schreiben/auf Social Media posten!), andererseits braucht es Bewusstsein darüber, dass Diskriminierungserfahrungen auftreten können, die oft mit der Reduzierung auf ein Identitätsmerkmal (z.B. die kulturelle Herkunft) in Verbindung stehen. Für Heranwachsende ist es wichtig, die Möglichkeit zu haben, im geschützten Rahmen ihre Erfahrungen verarbeiten zu können (in der Familie, in Zusammenarbeit mit Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen usw.).
  • Miteinander reden und aktiv zuhören
    Um sein Kind unterstützen zu können, ist es auch wichtig einen Einblick in seine Alltagsrealität zu gewinnen. Nur wenn ich weiß, was mein Kind beschäftigt, was seine Sorgen sind, welche Erfahrungen es macht usw. kann ich unterstützend zur Seite stehen. Neugierig sein, das Gespräch suchen, zuhören oder einfach mal nachfragen! Besonders in entspannten Situationen (beim Eis essen, beim Spazierengehen etc.) kann dies besonders gut gelingen!
  • Vorurteile im Netz thematisieren
    In Bezug auf einen vorurteilsbewussten Umgang im Netz ist es einerseits wichtig, Jugendlichen Wissen über Gefahren und Herausforderungen zu vermitteln (z.B. Hate Speech, Cybermobbing, Fake News, Filterblasen). Andererseits sollten Handlungsmöglichkeiten im Sinne einer digitalen Zivilcourage aufgezeigt werden. Jugendliche und Erwachsene können Stellung beziehen (z.B. Counterspeech – Gegenrede), Vorurteile und Fake News widerlegen (z.B. durch das Posten von Fakten), Verstöße melden (z.B. Hasspostings melden), Freund*innen unterstützen (z.B. bei Cybermobbing) oder über Erfahrungen sprechen und Hilfe bzw. Unterstützung bei Bedarf einholen (z.B. bei Bezugspersonen, Lehrer*innen, Expert*innen).
  • Eigene Vorurteile reflektieren
    Oft ist es gar nicht so leicht, sich seine eigenen Vorurteile einzugestehen. Die Reflexion gemachter Erfahrungen und persönlicher Bewertungen ist jedoch ein wichtiger Schritt zur persönlichen Weiterentwicklung. Mögliche Fragen zur Selbstreflexion sind dabei: Gibt es gesellschaftliche Gruppen, die mir weniger sympathisch sind als andere? Welche Eigenschaften verbinde ich mit den Angehörigen dieser Gruppen? Wie viel haben diese Bilder mit meinen tatsächlichen Erfahrungen zu tun? Wie sehr sind sie geprägt durch Medien, Erziehung usw.?
  • Vorbild sein
    Nicht zuletzt ist es wichtig Menschenrechte, Toleranz und Respekt vorzuleben und wichtige Wertvorstellungen zu thematisieren und zu argumentieren.

Zum Weiterlesen:Elternbildung

Publikationen der Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung – online im WWW unter:
https://situationsansatz.de/publikationen/

Zum Weiterbilden – Fortbildungsveranstaltungen der IZ Academy:
Am 16. Oktober startet wieder der Lehrgang „Diversität und Interkulturelle Kompetenzen“. Nähere Informationen unter: www.academy.iz.or.at


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