Krach. Schluss. Aus. Viele Lebensträume hören oft mit Streit und langwierigen Gerichtsverfahren auf. Aus ehemaligen PartnerInnen werden verfeindete GegnerInnen. Betroffen von solchen Lebenskrisen sind dann meistens auch Kinder, die unschuldig in die Auseinandersetzungen ihrer Eltern hineingezogen werden und sich schlagartig an neue Lebenssituationen gewöhnen müssen.
Familienmediation kann dazu beitragen, dass eine Trennung möglichst friedlich und fair verläuft und nicht noch mehr „Porzellan zerschlagen“ wird. Die Ex-PartnerInnen können sich dann auch nach einer Scheidung noch in die Augen sehen und ihre Elternrolle verantwortungsvoll wahrnehmen. Wer sich nicht ungerecht behandelt oder übergangen fühlt, dem fällt es natürlich auch leichter, gute Kompromisse zu finden und zufriedenstellende Einigungen zu erzielen. Darüber hinaus hat die Erfahrung aus über 20-jähriger Mediationstätigkeit gezeigt, dass die in einer Mediation erarbeiteten individuellen Lösungen tragfähiger sind als Entscheidungen, die ein Gericht fällt.
Was ist denn eigentlich Mediation genau?
Mediation ist ein Verfahren zur freiwilligen, außergerichtlichen Lösung von Konflikten. Die PartnerInnen erarbeiten in eigener Verantwortung Lösungen für die entstandenen Probleme. Die allparteilichen MediatorInnen leiten die Verhandlungen und sind für den Rahmen und den Ablauf der Mediation verantwortlich: Sie achten auf die Einhaltung der Fairness und der Mediationsregeln, wie z.B. Verpflichtung zu einem fairen Umgang – ausreden lassen – zuhören. Die MediatorInnen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Die Lösung der Sache selbst kommt von den Betroffenen, denn sie sind die Spezialisten für ihr Leben. Die MediatorInnen werden aufgrund ihrer Erfahrungen, was anderen Paaren in solchen Situationen hilfreich war, lediglich Anregungen zur Problemlösung beisteuern.
Was ist Mediation nicht?
Mediation ist keine Therapie, und daher werden auch die Ursachen für das Scheitern der Beziehung nicht aufgearbeitet. Es kann daher im Einzelfall hilfreich sein, neben der Mediation auch psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Genauso wenig ist Mediation eine parteiliche Rechtsberatung und kann eine solche auch nicht ersetzen.
Wie läuft eine Mediation ab?
Am Beginn steht die gemeinsame Erstellung einer „Bestandsaufnahme“ und die Erarbeitung der regelungsbedürftigen Bereiche. Z.B. Gibt es schon eine Einigung über die Betreuung der Kinder? Wer soll in der Wohnung bleiben? Jeder erhält die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge, darzulegen und die eigenen Gefühle wahrzunehmen und darüber zu sprechen, ohne dass in einer therapeutischen Weise daran gearbeitet wird.
Mediation ist zukunftsorientiert, und die Aufmerksamkeit ist darauf gerichtet, eine für alle Betroffenen faire Lösungsmöglichkeit zu erarbeiten, mit der beide Ex-PartnerInnen zufrieden sind. Beide machen Vorschläge, wie sie das Problem gelöst haben möchten, wobei zunächst alle denkbaren Alternativen ihre Berechtigung haben.
Die Ideen für eine mögliche Lösung werden nicht bewertet und kritisiert. Anschließend werden die Konsequenzen besprochen sowie Vor- und Nachteile abgewogen.
Danach wählen die KlientInnen – auch MediandInnen genannt – eine oder mehrere Möglichkeiten aus und verhandeln diese unter Mithilfe der MediatorInnen mit dem Ex-Partner mit dem Ziel, eine für alle passende Regelung zu erarbeiten.
Wenn man zu einer Einigung gelangt ist, kann diese auch nur für einige Zeit –Probezeit (z.B. bis zum nächsten Termin) ausprobiert und anschließend, unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen, neu verhandelt werden. Z.B. Jeden Morgen holt der Vater die Kinder von der Mutter ab, geht mit ihnen Frühstücken und bringt die Kids dann in den Kindergarten, damit die Mutter Frühschicht machen kann.
Abschließend kommt es zur Festlegung weiterer (rechtlicher) Schritte: z.B. Antragstellung bzgl. einvernehmlicher Scheidung auf der inhaltlichen Basis der erarbeiteten Lösungsmöglichkeit.
Ziele der Mediation ist die Erarbeitung einer Lösung, in welcher alle strittigen Punkte geregelt sind (z.B. Basis für eine einvernehmliche Scheidung).
Die Dauer der Mediation ist unterschiedlich – normalerweise kann Mediation nicht in der ersten Sitzung abgeschlossen werden. Üblicherweise benötigen Paare etwa 3 – 6 Gespräche à 2 Stunden.
Kosten und Fördermöglichkeit:
Eine Stunde CoMediation kostet € 220. Damit allen, die ihre Konflikte rund um Trennung und Scheidung selbstverantwortlich lösen wollen, Mediation offen steht, gewährt das Bundeskanzleramt eine finanzielle Förderung, abhängig von der Höhe des Familieneinkommens und der Anzahl unterhaltsberechtigter Kinder. Voraussetzung ist, dass die Mediation von einem erfahrenen und spezialisierten CoMediatorInnen-Team, bestehend aus einer/einem psycho-sozialen und einer/einem juristischen MediatorIn – durchgeführt wird, das einem der 5 anerkannten Rechtsträger der geförderten Familienmediation angehört.
Ein solcher Rechtsträger ist der VFM, Verein zur Förderung von Mediation, dessen MediatorInnen ExpertInnen darin sind, Familien, Eltern und Kinder bei der Bewältigung von Trennung und Scheidung zu unterstützen. Unter www.mediation-vfm.at sind unsere FamilienmediatorInnen aus ganz Österreich sowie die Fördermöglichkeiten und Kontaktdaten leicht zu finden.
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