Mütter tragen in den meisten Familien nach wie vor die Hauptlast an Care-Arbeit: Kinder, Haushalt, Kochen, Haustiere, Arzttermine, Schultermine, Lernbegleitung, Freizeitprogramm, Shuttleservice, Verwandtschaft pflegen, überhaupt soziale Kontakte pflegen, … Und das ist nur ein Auszug dessen, was das Leben sonst noch so zu bieten hat und wäre locker ein Fulltimejob. Soweit hat sich nicht viel geändert in den letzten Jahrzehnten, außer dass es mittlerweile Standard ist, dass Mütter auch rasch wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen – zumindest in Teilzeit.
Das ist alles wirklich viel und da sind individuelle Situationen noch gar nicht erwähnt, wie Beziehungsprobleme, Geldsorgen, das Leben eben. Das heißt Frauen brauchen viel Kraft um das ganz normale Leben zu stemmen. Wenn dann noch eine Pandemie dazukommt, die zusätzlich verlangt, dass Mama zur Lehrerin wird, die im eigenen Wohnzimmer unterrichtet, während sie gleichzeitig ihrem Teilzeitjob nachgeht und den bisherigen Workload an Care-Arbeit weiterführt, kann es verdammt eng werden. Überhaupt wenn Papa derweil im einzig abschließbaren Raum der Wohnung sitzt, weil ER muss ja schließlich arbeiten – und wenn er raus kommt, weil er Pause macht, das selbe vom Rest der Familie erwartet.
Corona hat verstärkt bzw. an die Oberfläche gebracht, was davor schon schwierig war. Und Mütter sind nun mal nur begrenzt belastbar. Wir können nicht nur geben, wir müssen auch auftanken. Ich halte mich da gerne an die alte indianische Weisheit, die besagt: Nähre dich dreimal. Einmal für dich selbst, ein weiteres Mal für deine Reserve und das Dritte Mal, damit du etwas zu geben hast.
Mütter kümmern sich um Vieles, doch vergessen sie leider oft sich selbst dabei. Und das ist fatal, deshalb haben wir ein Buch geschrieben, das Mütter ermutigt, gut auf sich selbst zu schauen.
Wir sagen: Das Beste, das du für deine Familie tun kannst, ist gut für dich zu sorgen. Um weiterhin da sein zu können für die, die uns am Herzen liegen. Um so gelassen bleiben zu können, wie wir es uns wünschen, um weniger schimpfen zu müssen und um unsere Kinder ihre Kindheit genießen lassen zu können. Eine massiv gestresste Mutter beeinflusst ihre Kinder nicht nur in Momentaufnahmen sondern nachhaltig. Wir sind immer Vorbild und Begleiterinnen gleichzeitig. Unsere Söhne und Töchter lernen von uns, wie Erwachsensein, wie Frausein, Mutterseien beschaffen ist und sie nehmen diese Bilder mit in ihr eigenes Leben. Wir sind die erste Vorlage.
Mehr noch, wenn ein Kind seine Mutter ständig im gereizten Erschöpfungszustand erlebt, bezieht es das daraus resultierende Verhalten auf sich. So wirkt mangelnde Selbstfürsorge sich auch auf das Selbstbild und Selbstwertgefühl eines Kindes aus. Abgesehen davon lernt es, wie man seine eigenen Grenzen missachtet, statt sie zu schützen, indem man eben für sich einsteht.
Es gibt viele gute Gründe, gut für sich selbst zu sorgen, und sie haben alle definitiv gar nichts mit Egoismus zu tun! In unserem Buch erklären wir das ausführlich und, noch viel wichtiger, zeigen wir, wie man Selbstfürsorge überhaupt ausübt. Soviel vorab: es hat wenig bis nichts mit einem Thermenwochenende oder ein Mal Massage im Monat zu tun.
Selfcare muss im Alltag stattfinden. Jeden Tag.
Was nutzt der langersehnte Urlaub, wenn ich bis dahin durchdrehe oder ihn am Ende gar nicht antreten kann, weil irgendwo eine Pandemie daher kommt? Urlaub, Massage, schicke Schuhe, das darf alles sein, doch es geht um etwas anderes. Einen freundlichen, fürsorglichen Umgang mit sich selbst, der nährend ist in dem Sinne, dass unsere eigenen Bedürfnisse gestillt werden.
Um wahrnehmen zu können, welche das überhaupt sind, brauchen wir eine gute Verbindung zu uns selbst. Viele Menschen spüren sich selbst vor lauter Stress kaum noch. Dann ist es eine gute Idee, innezuhalten, zu atmen und mal damit anzufangen, was jetzt in diesem Moment gerade vorgeht im eigenen Körper. Wie ist der Atem, wie die Körperspannung, tut es wo weh? Was fühlen die Fußsohlen am Boden, was brauche ich jetzt.
Manchmal hilft ein kurzes Verschnaufen, mal die richtige Musik, eine Runde um den Block gehen oder auch eine Umarmung. Chips, Schokolade, Alkohol und andere „Ersatzbefriedigungen“ wirken leider nur kurzfristig beruhigend, dafür langfristig schädlich. Also bereuen wir es hinterher und machen uns selbst noch mehr Druck. Das ist kontraproduktiv. Wenn schon mal ein Stückchen Schokolade, dann bitte genießen.
Es braucht definitiv bewusste Auseinandersetzung und etwas Disziplin, um auch dran zu bleiben, damit sich der neue Umgang mit sich selbst etablieren kann. Das ist der Einsatz, der Gewinn ist ungleich höher. Also Vorsicht! Selbstfürsorge könnte sogar das eigene Lebensglück nachhaltig vergrößern.
Julia Geißler-Katzmann
Selbstständige Ernährungswissenschafterin, Outdoor- und Spielpädagogin, Kinesiologin nach Dr. med. Klinghardt, Ernährungsberatung bei Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten bzw. Neurodermitis und zertifizierte Darmberaterin, Beratung zum Darm-Mikrobiom.
www.julika.at
In aller Munde?
Die Selbstfürsorge für Mamas. Aber wird sie auch schon gegessen? Ein guter Beginn: holen Sie sich durch Wachsamkeit und „in sich hineinspüren“ ein großes Stück mehr Selbstfürsorge in den Alltag.
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