Der natürliche Erlebnisraum vereint Widersprüche, fasziniert durch seine Vielfalt, erweckt Entdeckerfreude bei Klein und Groß und wird unterschiedlichen Bedürfnissen – von Aktivität bis zur Entspannung – gerecht.
Mit allen Sinnen spüren
Warme Sonnenstrahlen oder kühler Wind auf der Haut, das Fühlen und Tasten von feuchter Erde, rauer Rinde oder glatten Blättern in der Hand erlaubt uns, die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung und den eigenen Körper im Hier und Jetzt zu lenken.
Der Duft von moosigem Waldboden und morschen Bäumen, der Geruch von Bärlauch oder saftigen Sommerwiesen mit Kräutern und Blumen lässt Alt und Jung Abstand vom Alltag nehmen und trägt positiv zum Wohlbefinden bei.
Das Zwitschern von Vögeln, das Plätschern von Bächen, das Knacken von Ästen unter den Füßen und das Rauschen von Baumwipfeln im Wind ermöglicht den Ohren eine Auszeit von Stadtlärm und künstlichen Innenraum-Geräuschkulisse.
Die Farben der Jahreszeiten wirken anregend und beruhigend auf Körper, Geist und Seele. Ob sanfte Frühlingsfarben, das saftige Grün der Sommerwiesen, die leuchtenden und warmen Farbtöne von Herbstblättern oder das glitzernde Weiß des Schnees … oder einfach ein Blick in das tiefe Blau des Himmels, … die Augen können sich vom künstlichen Licht entspannen und in die Ferne blicken, statt auf Papier oder einen Bildschirm zu fokussieren.
Warum bekommen Kinder rote Backen?
Wer kennt es nicht! Nach einem Tag an der frischen Luft kommen Kinder wie Erwachsene angeregt, mit roten Backen und sehr hungrig heim. Im Winter sind wir manchmal durchgefroren, im Sommer erhitzt, im Frühling und im Herbst oft zerzaust vom Wind.
Bewegung an der frischen Luft vermehrt in jedem Fall die Sauerstoffaufnahme, die Atmung verändert sich, der Stoffwechsel wird angeregt. Unsere Haut als größtes Organ wird in einem sich stetig verändernden Klima trainiert. Sie lernt auf Temperaturschwankungen zu reagieren und wichtiges Vitamin D durch UV Strahlen für die Immunabwehr zu bilden.
Der Erlebnisraum „Natur“ hat seine eigenen Gesetze
Auf unebenem Boden zu gehen und zu laufen, sich dem Auf und Ab des Geländes anzupassen, einen Hügel zu erklimmen, über umgefallene Bäume zu steigen und zu klettern, die eigene Kraft beim Tragen von kleinen und großen Ästen zu spüren, … das alles bietet eine Vielzahl an Körpererfahrungen, die ermöglichen sich selbst besser einschätzen zu lernen (Ich-Kompetenz).
Naturmaterial hat seinen eigenen Appel-Charakter, der zu Kreativität einlädt und auffordert. Es regt per se zum Entdecken und Experimentieren ein. Ob das Sammeln von Stöcken, Blättern und Schneckenhäusern, das Werfen von Zapfen und Bockerln oder das Bauen von Balancierparcours, Unterständen und Verstecken. Die Umwelt, Fauna wie Flora, wird ins Spiel integriert und durch ihre Handhabung werden die physikalischen und naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten spielerisch kennen gelernt (Sach-Kompetenz).
Kein künstlich geschaffener Erlebnisraum (Indoorspielplatz, Turnsaal, Bewegungsraum…) kommt auch nur annähernd an diese Vielfalt heran.
Durch die Interaktion in der Gruppe, in einer anregungsreichen Umgebung, wird Kommunikation, Interaktion und Kooperation eingefordert (Sozial-Kompetenz). Auch der Wortschatz, die Ausdrucksfähigkeit und somit die Sprachkompetenz werden durch neuartige und unvorhersehbare Situationen erweitert. Ein Gefühl des Freiseins, des Aufatmens stellt sich ein und der Aggressionspegel, der oft in engen Gruppen- und Klassenräumen erlebt wird, sinkt.
Auf das WIE kommt es an
Im Erlebnisraum „Natur“ werden keine fertigen Spielideen vorgegeben, sondern die Selbsttätigkeit und Kreativität der Kinder wird von der Motopädagog*in begleitet. Den eigenen Ideen, Bedürfnissen und Interessen nachgehen zu können erhöht die Chance auf einen Erfolg im eigenen Tun. Dadurch wird Selbstwirksamkeit erlebt und das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt.
Besonders in der Zeit der Covid19-Pandemie mit Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und geschlossene Bewegungsräume, ist die Bedeutung von Bewegung im Freien deutlich gestiegen. Auch der Aktionskreis Motopädagogik Österreich (AKMÖ) als Verein stand vor der Herausforderung, sein Angebot, das hauptsächlich in Turnsälen und Bewegungsräumen stattfindet, nach draußen zu verlegen. So entstanden auf Basis der Erfahrungen, die wir bereits seit vielen Jahren mit unseren „So-moves – bewegte Sonntage für die ganze Familie“ und den „Feriencamps Bewegung & Spiel“ gesammelt hatten, unsere Outdoor-Bewegungsgruppen in Parks und Grünanlagen sowie Naherholungsgebieten (z.B. im Wienerwald).
Darüber hinaus entstand eine Sammlung von „Spielideen und Bewegungsimpulsen im Freien“ in Form eines Kartensets, das auch auf der Homepage des AKMÖ zu finden ist. https://akmoe.at/spielideen-im-freien
Links:
Feriencamp Bewegung & Spiel: https://akmoe.at/angebote/feriencamp
Kommentare