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Alltag mit dem Baby

von Christine Kügerl

Elternbildung
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Nichts ist mehr wie früher, wenn das Baby bei Ihnen eingezogen ist. In der ersten Zeit bestimmt das kleine Wesen ganz allein den Tages- (und Nacht-)ablauf. Keine Sorge: Es wird wieder einen Rhythmus geben. Später. Jetzt ist Ihre einzige Aufgabe, zur Familie zu werden.
Bis vor kurzem hatten Sie den Alltag fest im Griff. Beruf, Partnerschaft, Freunde, Freizeit, Haushalt – alles lief wie ein perfekt geöltes Räderwerk (Naja, meistens). Aber jetzt gibt es ein nagelneues Rädchen, das erst seinen Platz finden muss und auf das sich die anderen Räder abstimmen müssen. Das Heimkommen mit dem Neugeborenen ist der Beginn eines völlig neuen Lebensabschnitts. Die alten Regeln, Reihenfolgen und Rhythmen gelten nicht mehr. Der kleine Mensch bestimmt alles. Sein Leben hängt davon ab, dass Sie seine Bedürfnisse erkennen und erfüllen. Deshalb äußert er sich meist sehr deutlich. Ihre wichtigste Aufgabe in den ersten Tagen und Wochen ist es, die gemeinsame „Sprache“ zu lernen und zur Familie zusammenzuwachsen.

Wie organisiere ich den Alltag bestmöglich?Elternbildung

Da ist Improvisationstalent gefragt! Zuerst verabschieden Sie sich am besten von jedem Perfektionismus. Dann machen Sie eine Liste von Dingen, die unbedingt erledigt werden müssen. Streichen Sie alles, was entbehrlich ist. Ordnen Sie das, was übrig bleibt, nach Wichtigkeit. Wer könnte Ihnen damit helfen? Partner, Familienmitglieder, bezahlte Hilfskräfte? Die Sorge fürs Baby sollten Sie jedoch nie abgeben. Für einen Wechsel der Bezugspersonen (über die Eltern hinaus) ist Ihr Kind in den ersten Wochen viel zu klein. Planen Sie Zeit für sich persönlich ein. Auch eine liebevolle Mutter und ein fürsorglicher Vater benötigt einige Minuten am Tag für sich ganz alleine.

Kann ich meinem Baby einen regelmäßigen Tagesablauf beibringen?Elternbildung

Am Anfang: nein. Es ist nötig, sich ganz auf den Tagesablauf des Neugeborenen einzustellen. Wenn Sie können, legen Sie einfach Ihre Uhr ab. Nutzen Sie aber auch Schlafzeiten des Babys, um selbst zur Ruhe zu kommen, statt für den Haushalt. Bald können Sie behutsam Regelmäßigkeit einführen. Zum Beispiel, indem Sie mit Ihrer Körpersprache und Stimme Aktivität z.B. beim Wickeln oder Plaudern oder Ruhe in der Nacht, signalisieren. Oder, indem Sie gewohnte Abläufe beibehalten, z.B. die Reihenfolge von Füttern und Wickeln. Auch den Zeitpunkt für das Bad oder die Babymassage können Sie regelmäßig einhalten. Diese äußeren Zeitgeber helfen dem Baby, durch ihre regelmäßige Wiederkehr einen Rhythmus zu erkennen. Beim Zeitpunkt des Fütterns sollten Sie sich allerdings nach dem Hunger des Babys richten, nicht nach der Uhr! Mit der Zeit gewinnt Ihr Baby Selbstvertrauen und Orientierung.

Was kann die ersten Wochen mit dem Baby leichter machen?Elternbildung

Lassen Sie sich helfen!Elternbildung

Verwandte und Bekannte sind normalerweise gern bereit, einzuspringen. Scheuen Sie sich nicht, konkret zu sagen, womit man Sie unterstützen kann: mit Bügeln, Kochen oder Einkaufen? Mit Babysitten bei Ihren älteren Kindern? Lassen Sie sich ohne schlechtes Gewissen alles abnehmen, was nicht mit der Pflege und Betreuung des Neugeborenen zu tun hat. Hilfreich kann auch ein Lebensmittel-Zustelldienst oder ein Fertigkost-Lieferservice sein.

Teilen Sie die Besuche ein!Elternbildung

Alle wollen Ihr Baby bewundern. Das ist schmeichelhaft, aber auch anstrengend. Die erste Zeit mit dem Baby daheim ist ein Ausnahmezustand. Dass Sie Besuche nicht wahllos zulassen, schulden Sie auch Ihrem Baby. Schreiben Sie ein Schild „Bitte nicht stören“ und hängen Sie es an die Tür. Stellen Sie das Handy auf lautlos und lassen Sie sich beim Stillen, Füttern und bei der Babypflege nicht von Telefonanrufen unterbrechen bzw. stören. Bitten Sie Gäste, den Kuchen zum Kaffee selbst mitzubringen. Wer sich von Ihrem „Nein“ vor den Kopf gestoßen fühlt, hat einfach zu wenig Einfühlungsvermögen oder keine Ahnung vom Kinderkriegen.

Handyzeit und soziale Medien reduzieren!Elternbildung

Setzen Sie sich auch nicht unter Druck, in den sozialen Netzwerken immer aktuell zu sein. Pflegen Sie nur jene Kontakte, die für Sie nun hilfreich sind. Wenn Sie Ihrem Baby das Fläschchen geben, es stillen, wickeln oder baden, sollten Sie sich ganz auf ihr Baby konzentrieren und nicht nebenbei auf das Handy schauen. Achten sie auch darauf, welche Fotos Sie ins Netz stellen. Was möchte Ihr Kind später einmal sehen und was lieber nicht?

Wie kann ich mit dem Baby gut mobil sein?Elternbildung

Zur Grundausstattung gehören Kinderwagen, ev. Tragehilfe (Tragetuch), Autositz und eine Babytasche für unterwegs. Denken Sie bei der Auswahl des Kinderwagens daran, wo Sie ihn in Ihrem Wohnhaus abstellen werden, ob er durch die Lifttür passt, ob der Oberteil abnehmbar ist (sodass Ihr Baby weiterschlafen kann) und ob er einfach genug zusammenzuklappen ist. Ein Tragetuch kann sehr praktisch sein. So kommen Sie mit Baby überall gut hin. Achten Sie beim Kauf auf Qualität und die richtige Bindetechnik. Nur so sind Kopf, Rücken und Hüftgelenke des Babys in der richtigen Position und Ihre Wirbelsäule geschont. Verwenden Sie bei Autositzen nur getestete Markenprodukte. Finger weg von veralteten Modellen und gebrauchten Sitzen, deren Vorbesitzer Sie nicht kennen. Versteckte Mängel oder fehlende Teile sind für den Laien nicht sichtbar! Eine Babytasche oder ein Babyrucksack mit den wichtigsten Utensilien für unterwegs kann immer fertig gepackt sein. Das spart Zeit beim Aufbruch.

Tipps für Mütter und Väter:Elternbildung

  • Feiern Sie die Geburt Ihres Kindes, es ist sein „nullter Geburtstag“!
  • Vertrauen Sie darauf, dass die Natur Sie auf die Elternrolle vorbereitet hat.
  • Für Ihr Kind sind Sie unersetzlich, es liebt und braucht Sie.
  • Schaffen Sie für die erste Zeit mit dem Baby eine geschützte Atmosphäre, in der Sie sich störungsfrei aneinander gewöhnen können.
  • Verabschieden Sie sich von Idealvorstellungen. Das saubere, satte und glückliche Neugeborene aus der Werbung gibt es im wirklichen Leben immer nur für Minuten.

Tipps für Mütter:Elternbildung

  • Es ist eine Zeit der Umstellung und des Übergangs. Das geht nicht von heute auf morgen! Seien Sie daher geduldig mit sich selbst und erwarten Sie keine Wunder.
  • Achten Sie nicht auf die Uhr. Der Haushalt muss jetzt dem Rhythmus des Babys angepasst werden.
  • Sorgen Sie für ausreichend Vorräte, sodass Sie das Haus nicht wegen einer Kleinigkeit verlassen müssen. Jeder Ausgang mit dem Baby ist am Anfang eine kleine Expedition.
  • Rechnen Sie nicht damit, dass Ihnen Ihr Mann Ihre Wünsche von den Augen abliest. Sagen Sie ihm genau, wie er Sie am besten unterstützen kann.
  • Auch mit dem Baby tun Ihnen Kontakte mit vertrauten Freunden und Gleichgesinnten gut. Pflegen Sie dies sobald wie möglich wieder.
  • Sagen Sie Freunden und Verwandten jedoch ebenso offen, wenn Sie keinen Besuch haben wollen.
  • Nehmen Sie Hilfe und Ratschläge an, aber nur, wenn sie Ihnen tatsächlich das Leben erleichtern.

Tipps für Väter:Elternbildung

  • Wenn irgend möglich, nehmen Sie sich frei, um Mutter und Kind zu Hause zu empfangen.
  • Bereiten Sie die Wohnung und das Kinderzimmer so vor, dass Ihre Frau nicht glaubt, sich gleich um den Haushalt kümmern zu müssen. Fragen Sie sich noch in der Klinik nach besonderen Wünschen.
  • Halten Sie gutmeinende Verwandte hin, bis sich Mutter und Kind wieder eingelebt haben. Wer wirklich helfen will, könnte bügeln oder einkaufen gehen. Die Babypflege bleibt aber den Eltern überlassen.
  • Setzen Sie sich mit Ihrer neuen Rolle als Vater auseinander. Überlegen Sie, was Ihr eigener Vater richtig gemacht hat und was Sie anders machen wollen.
  • Nehmen Sie Ihre Frau einfach in den Arm, (auch) wenn Sie überfordert, launisch oder erschöpft ist.

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