Ernährungsverhalten:
Ob Nahrungsaufnahme als positives Erlebnis und Genuss empfunden wird, hängt sehr stark von unserem Ernährungsverhalten ab.
So hat beispielsweise für Kinder, die oft mit ihren Eltern gemeinsam am Familientisch sitzen und frisch gekochte Speisen essen, „Essen“ im Allgemeinen einen hohen Stellenwert und ist mit positiven Assoziationen besetzt.
Für Kinder, in deren Familien gemeinsames Kochen und Essen keine große Rolle spielen, ist Essen eine Notwendigkeit um satt zu werden. Genuss am „Essen“ spielt, wenn überhaupt, eine Nebenrolle.
Im Folgenden werden die wesentlichen Faktoren, die unser Ernährungsverhalten beeinflussen, beschrieben.
Diese Einflussfaktoren sollen uns verständlich machen, wie wir unseren Essalltag positiv gestalten können, damit „Essen“ nicht nur als Nahrungsaufnahme gesehen wird, sondern damit „Essen“ als Genuss für die ganze Familie wahrgenommen wird.
Grundsätzlich ist das Ernährungsverhalten der Menschen vom Nahrungsangebot und dessen Verfügbarkeit abhängig.
Neben diesen „äußeren Einflüssen“ wie Lebensmittelangebot und Verfügbarkeit spielen aber auch Kultur, Traditionen, persönliche Vorlieben und Abneigungen sowie Emotionen beim Essverhalten eine wesentliche Rolle. Die Verfügbarkeit von Lebensmittel ist heute in der westlichen Welt kaum mehr Thema und das Nahrungsangebot ist so riesig, dass die Schwierigkeit darin liegt, die richtigen Entscheidungen bei der Auswahl der Lebensmittel zu treffen. Daher spielen familiäre Essgewohnheiten und Traditionen, kulturelle Einflüsse und Emotionen, die mit Essen in Zusammenhang gebracht werden, eine größere Rolle bei der Prägung von Ernährungsverhalten als das Nahrungsangebot und die Verfügbarkeit.
Die wichtigsten Grundsteine der lebenslangen Ernährungsgewohnheiten werden in der Kindheit gelegt und wir Eltern spielen dabei die Hauptrolle.
Denn Kinder, vor allem Kleinkinder, beobachten uns Eltern ganz genau und ahmen unsere Ernährungsgewohnheiten nach. Dementsprechend übernehmen sie auch unsere Vorlieben bzw. Abneigungen für Speisen.
Das bietet uns Eltern die einzigartige Chance, unseren Kindern eine große Geschmacksvielfalt näher zu bringen, ihren Geschmacksinn zu schulen und zu prägen und sie in die Genusswelt des Essens einzuführen.
Das Wissen, dass wir Eltern den wichtigsten Part bei der Prägung der Ernährungsgewohnheiten unserer Kinder übernehmen, soll uns aber keinesfalls unter Druck setzen und uns nicht das Gefühl geben, dass wir alles richtig machen müssen und ab jetzt keine „Wurstsemmel“ oder keine „Süßigkeiten“ mehr essen dürfen. Wir sollen das viel mehr als Motivation sehen, unsere eigene Ernährung und unser Ernährungsverhalten zu überdenken und wenn nötig die eine oder andere Änderung der Ernährungsgewohnheiten anpeilen.
Wie kann man nun konkret die Ernährung unserer Kinder positiv beeinflussen und somit den Genuss am Essen in den Mittelpunkt rücken?
- Gemeinsame Mahlzeiten bei angenehmer Atmosphäre sind ein Garant dafür, dass Kinder „Essen“ als positives Erlebnis wahrnehmen. Die ganze Familie trifft sich bei Tisch, es wird geredet, gelacht, Informationen werden ausgetauscht. Belastende Themen sollten am Esstisch jedoch ausgelassen werden. Für solche Themen gibt es bessere Orte
Gemeinsame Mahlzeiten bedeuten Sicherheit, Zusammengehörigkeit, Liebe, Fürsorge und Genuss. All diese Empfindungen werden mit dem Essen in Zusammenhang gebracht. Somit wird das Essen nicht mehr als bloße Nahrungsaufnahme gesehen, sondern es werden mit dem Essen positive Gefühle verbunden die lebenslänglich als gute Erinnerung abrufbar sind.
Natürlich ist es in der heutigen Zeit manchmal schwierig, alle gemeinsam um den Tisch zu versammeln. Doch so oft es uns Eltern möglich ist, sollten wir gemeinsam am Familientisch Platz nehmen und das Essen gemeinsam genießen. - Um die positiven Gefühle rund ums Essen aufrecht zu erhalten, müssen wir Eltern dafür sorgen, dass die Verantwortung richtig verteilt ist. Daher gilt es eine Regel durchzuziehen:
Die Eltern bestimmen weitestgehend das Essensangebot und die Kinder entscheiden, was und wie viel sie davon essen möchten. Mit dieser Regel fängt man, wie man so schön sagt, gleich 2 Fliegen mit einer Klappe. Erstens entsteht kein Kampf ums Essen, denn die Kinder können selbst entscheiden, was und wie viel sie davon essen. Das ist ein wesentlicher Punkt, um die Eigenkompetenz unserer Kinder zu stärken. Je älter die Kinder werden, umso mehr sollte man sie in die Speiseplangestaltung einbeziehen. So lernen Kinder Eigenverantwortung für ihre Ernährung zu übernehmen, gleichzeitig wird so das Interesse am guten Essen wach gehalten.
Zweitens können wir als Eltern durch das von uns gewählte Essensangebot, die Geschmackspräferenzen unserer Kinder prägen. Und keine Sorge, wenn eine neue Speise oder ein neu eingeführtes Lebensmittel nicht gleich angenommen werden. Bis sich ein Kind an einen neuen Geschmack gewöhnt hat, kann es einige Zeit dauern.
Daher gilt es anfangs abgelehnte Speisen bzw. Lebensmittel immer wieder anzubieten, z. b. die Karfiolcremesuppe mit roten Linsen. Denn es kommt meist zu einem Gewöhnungseffekt, auch Mere-Exposurer-Effekt genannt, und die Kinder entwickeln eine mehr oder weniger starke Vorliebe für die Speise. So erlernen Kinder quasi durch „liking by tasting“ unterschiedliche Geschmackspräferenzen. - Ein weiterer wichtiger Punkt, ist das gemeinsame Kochen bzw. Zubereiten von Mahlzeiten.
Das beginnt mit einfachen Aufgaben, wie den Tisch decken und dekorieren, oder Gemüse waschen, reicht über Eier in die Pfanne schlagen bis hin zum selbständigen Zubereiten von einfachen Speisen.
Auch wenn man anfangs alleine schneller wäre, sollten wir Eltern die Kinder, so oft wie möglich mitkochen lassen und sie in die Gestaltung von Mahlzeiten mit einbeziehen. Es macht den Kindern meistens wirklich Spaß, die Kinder bekommen zu Lebensmitteln einen Bezug und sie können sich mit dem Essen am Teller identifizieren. Denn beim Kochen lernen sie, was man aus Lebensmitteln alles herstellen bzw. kochen kann. Sie erfahren, wie Gewürze den Geschmack von Speisen vollenden. Sie können ihrer eigene Kreativität einbringen und meist schmeckt es den Kindern besser, wenn sie selbst mitgekocht haben. Gemeinsames Kochen fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Kochen wird zu einer gemeinsamen Erlebniswelt von Eltern und Kindern. Außerdem verleiht es den Kindern natürlich eine gehörige Portion an Eigenkompetenz. - Wir Eltern sollten unsere Kinder auch mit in den Supermarkt, auf den Bauernmarkt, oder wo immer die Lebensmittel gekauft werden, mitnehmen. Während es Einkaufs kann man den Kindern erzählen, wo Lebensmittel herkommen, warum wir Eltern bestimmte Produkte bevorzugen und welche Lebensmittel nicht so häufig im Einkaufswagerl landen. Man kann mit den Kindern auch mal in eine Bäckerei gehen, wo sie selbst Korn mahlen können und anschließend aus dem Mehl einen Teig kneten können. Auch ein Besuch in einer Käserei oder in einer Schokoladefabrik ist für Kinder wie für Erwachsene ein Erlebnis. Urlaub am Bauernhof ist natürlich auch eine gute Möglichkeit für die ganze Familie, mehr über Lebensmittel zu erfahren.
Kinder interessieren sich dafür, wo Lebensmittel herkommen, wie sie produziert werden, welche Wege sie zurücklegen müssen, um im Regal zu landen und wir Eltern sollten ihnen die Möglichkeit geben, so viel wie möglich über Lebensmittel zu erfahren. Denn je mehr Kinder über Lebensmittel wissen, umso eher können sie selbst erkennen, ob ein Lebensmittel qualitativ hochwertig ist oder nicht. Sie lernen, sich im Tschungel der über 12.000 Produkte, die es im Supermarkt gibt, zurecht zu finden und für sich die richte Auswahl zu treffen.
Die Kinder lernen Wertschätzung für Lebensmittel und können mit all dem Wissen rund ums Essen letztendlich „Ihr Essen“ bewusst genießen.
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