Die meisten Mütter wollen stillen, denn Muttermilch ist die natürlichste Ernährung für einen Säugling. Doch nicht immer klappt es gleich von Anfang an. Stillprobleme treten in der Regel in den ersten drei Monaten auf, wenn Mutter und Baby das Stillen gemeinsam lernen.
Faktoren, die zu Stillproblemen führen können:
- Stress (kann den Milchspendereflex blockieren oder behindern).
- Falsches Trinkverhalten des Babys (z.B. zu wenig des Brustgewebes im Mund oder falsches Saugverhalten).
- Einengende Kleidung (ein zu kleiner Bügel-BH kann zum Abdrücken der Milchgänge und in der Folge zu Milchstau führen).
- Schlechtes Stillmanagement (zu wenig häufiges stillen kann unter anderem zu einem Rückgang der Milchproduktion führen).
So erkennen Sie, ob Ihr Baby genug Milch bekommt
In den ersten Wochen und Monaten zeigen die Ausscheidungen sowie die Gewichtkontrolle an, ob das Kind genügend Milch bekommt.
In den ersten sechs bis acht Wochen haben die Kinder in der Regel täglich ein- oder mehrmals Stuhlgang. Dieser ist von unterschiedlicher Konsistenz und Farbe und riecht leicht säuerlich (typischer Muttermilchstuhlgeruch). Das Baby hat in den ersten Wochen zirka fünf bis sieben nasse Windeln. Bei Verwendung von Wegwerfwindeln sind diese meist nicht fühlbar nass, aber sie sind deutlich schwerer als eine ungebrauchte Windel. Häufig ist der Urin farblich kaum sichtbar. Nach rund zwei bis drei Monaten bleibt die Urinmenge in etwa gleich, der Stuhlgang kann sich jedoch vermindern und es kann auch einmal vorkommen, dass ein Kind ein oder zwei Tage keinen Stuhl absetzt.
Tipps bei zu wenig Muttermilch
Ausschlaggebend für Maßnahmen ist der Zeitpunkt, zu dem eine Mutter glaubt, zu wenig Milch zu haben und welche Gründe sie dafür nennt. Um eine gute Milchproduktion zu haben sind die nachfolgend aufgeführten Punkte wichtig:
- Die Mutter soll täglich so viel Flüssigkeit zu sich nehmen wie sie Durst verspürt. Allerdings ist drauf zu achten, dass jedes Mal, wenn Durst verspürt wird, auch umgehend etwas getrunken wird. Die tägliche Flüssigkeitsmenge ist von Frau zu Frau aufgrund ihrer Gewohnheiten unterschiedlich. Zusätzlich empfehle ich allen stillenden Müttern abends vor dem Schlafengehen ein zusätzliches Glas Wasser zu trinken. Eine ausgewogene Ernährung der Mutter ist ebenfalls wichtig.
- Unterstützend für die Milchproduktion kann ein bis zwei Mal täglich, eine Stunde nach Beendigung einer Stillmahlzeit, mit einem Doppelpumpset die Milch abgepumpt werden. Diese kann bei der nächsten Stillmahlzeit, falls das Kind noch nicht satt sein sollte, verfüttert werden.
- Die Stillhäufigkeit in 24 Stunden ist zu prüfen, es sollten je nach Alter des Babys zirka fünf bis acht Mahlzeiten sein. Zusätzlich kann die Milchproduktion durch die Einnahme von pflanzlichen oder homöopathischen Milchproduktions-steigernden Produkte unterstützt werden.
- In jedem Fall sollte die Gewichtszunahme des Kindes überprüft werden, um sicher zu stellen, dass es sich gut entwickeln kann.
Mein Tipp: Sollte eine Mutter das Gefühl haben zu wenig Milch zu produzieren, ist ein Termin mit einer Still- und Laktationsberaterin oder einer Hebamme sehr vorteilhaft.
Zu viel Milch
Zunächst ist wichtig zu welchem Zeitpunkt in der Stillperiode ein Zuviel an Milch auftritt. Während der ersten zwei bis drei Monate ist es nicht sehr sinnvoll, eine mögliche Überproduktion durch Maßnahmen von außen zu beeinflussen. Der Körper der Mutter "weiß" dass ein Kind geboren wurde, aber die benötigte Milchmenge muss sich im Laufe der Wochen erst einspielen. Die Natur stellt daher in den ersten Wochen eher ein Überangebot zur Verfügung um sicher zu stellen, dass das Baby genug Nahrung von seiner Mutter erhalten kann. Im Laufe der Zeit zeigt das Kind durch das uneingeschränkte und freie Stillen dem Körper seiner Mutter an, wie viel Milch es benötigt. Die Milchmenge wird automatisch über diese Zeit hinweg den Bedürfnissen des Kindes angepasst.
Bei zu viel Milch zirka zwei bis drei Monate nach der Geburt können einfache Maßnahmen helfen, die Menge zu reduzieren:
- Kalte Wickel nach dem Stillen.
- Ein bis zwei Mal tägliches Abpumpen der Milch, bis das Gefühl in den Brüsten für die Mutter wieder angenehm ist. Es ist beim Abpumpen aber darauf zu achten, dass die Brüste nicht entleert werden, sondern dass nur so viel Milch abgepumpt wird, bis es der Mutter wieder wohl ist. Ein Entleeren der Brüste würde dem Körper signalisieren, dass noch mehr Milch produziert werden muss.
Sollten diese einfachen Maßnahmen die Milchproduktion nicht genügend reduzieren, können die Stillberaterin oder die Hebamme weiterhelfen.
Milchstau
Ein Milchstau bedeutet, dass ein oder mehrere Milchgänge an einer Stelle der Brust schlecht oder nicht entleert werden können. Der Grund dafür kann ein konstanter Druck auf diese Stelle sein z.B. durch einen zu kleinen oder schlecht sitzenden Bügel-BH oder auch durch eine Baby-Tragehilfe, die schlecht eingestellt ist und die Brust an einer bestimmten Stelle stark einengt oder abdrückt.
Die ersten Anzeichen für einen Milchstau
Gewöhnlich ist die Brust der Mutter bei einem Milchstau an einer Stelle sehr druckempfindlich. Daher ist es empfehlenswert, dass die Mütter speziell während der ersten zwei bis drei Monate ihre Brüste nach jeder Stillmahlzeit kurz abtasten. So können sie harte, nicht entleerte Stellen schnell entdecken.
Tipps bei Milchstau
- Es empfiehlt sich vor dem nächsten Stillen oder Abpumpen auf der druckempfindlichen und harten Stelle der Brust einen heißen nassen Wickel aufzulegen, um den Milchfluss zu unterstützen.
- Während dem Stillen kann die entsprechende Stelle leicht in Richtung Brustwarze ausgestrichen werden.
- Manchen Müttern hilft es, sich in einem warmen Bad zu entspannen und dabei die betroffene Stelle auf der Brust in Richtung Brustwarze auszustreichen oder dies bei einer warmen Dusche zu tun.
- Es ist möglich, dass der Stau erst nach mehrmaligen Versuchen (Bad, Dusche, Stillen) gelöst werden kann. Sollte dies nicht möglich sein ist die Unterstützung einer Hebamme oder Stillberaterin empfehlenswert.
Ein Milchstau kann auch zu einer Brustentzündung führen. Das ist aber noch lange kein Grund abzustillen. Der Körper kann die Milchproduktion nicht von einem Tag auf den anderen einstellen. Die produzierte Milch muss aus den Brüsten raus. Das Kind darf die Milch ohne weiteres trinken und somit die Brust entleeren. Eine Brustentzündung stellt kein Risiko für das Baby dar.
Wunde Brustwarzen – wenn das Stillen schmerzt
Bereits während der Schwangerschaft kann das empfindliche Gewebe der Brustwarzen auf die extreme Belastung durch das Saugen des Kindes vorbereitet werden. Die Mutter kann zu Hause auf das Tragen eines BHs verzichten. Dies führt zu mehr Luftzufuhr und dazu, dass die Brustwarzen durch die Kleidung eine leichte Reibung erfahren. Dadurch werden sie weniger sensibel auf direkte Berührung und später auch auf das Saugen des Kindes.
Ist das Baby geboren sollte die Mutter nach jedem Stillen etwas Milch ausdrücken und auf der Brustwarze sowie dem Brustwarzenhof verteilen und an der Luft trocknen lassen. Häufig ist diese Pflege bereits ausreichend, insbesondere wenn darauf geachtet werden kann, dass das Baby beim Stillen genügend Brustwarzengewebe in den Mund nimmt. Ist dem so, dann fühlt sich das Stillen für die Mutter angenehm, gut und schmerzfrei an.
Trotzdem kann es sein, dass das Stillen während der ersten ein bis zwei Wochen leicht unangenehm ist, insbesondere zu Beginn einer Stillmahlzeit, bis das Kind genügend Brustwarzengewebe in den Mund genommen hat.
Stillstreik – wenn das Baby die Brust ablehnt
Verweigert ein Baby die Brust bereits ab Geburt wird in jedem Fall eine Fachperson zur Seite stehen. Die Hebamme, die Still- und Laktationsberaterin oder auch die Pflegefachfrau im Krankenhaus wird Mutter und Baby beraten und begleiten.
Passiert es während der ersten Wochen kann es sein, dass die Mutter etwas gegessen hat, was den Geschmack der Milch verändert (im Frühling z.B. Spargel). Die Mutter sollte einige Zeit warten und dann dem Baby die andere Seite anbieten.
Auch im Falle einer Ablehnung der Brust sind die Gründe dafür und folglich auch die zu ergreifenden Maßnahmen abhängig vom Alter des Kindes. Je jünger das Baby ist und wenn es nach der Geburt einige Zeit gut gestillt hat kann davon ausgegangen werden, dass es nach einer Pause die Seite, die ihm bei der Verweigerung nicht angeboten wurde, akzeptieren wird.
Je älter das Kind ist, umso vielfältiger können die Gründe für eine Verweigerung sein. Es kann sein, dass das Baby einfach abgelenkt ist durch Geräusche oder Bewegungen in seinem Hör- und Gesichtsfeld. Hier kann eventuell ein ruhiger Raum ohne fremde Menschen helfen das Baby zu stillen. Auch schmerzende Zahnleisten aufgrund des bevorstehenden Durchstoßens der Zähne können ein Grund für eine Verweigerung sein. Ein schmerzstillendes Gelee kann eine Beruhigung der Situation herbeiführen. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass dieses meist leicht betäubend auf das Zahnfleisch wirkt, was dazu führen kann, dass das Baby aufgrund des Gefühlsmangels eine ungenügende Trinktechnik anwendet und zu wenig Milch erhält.
Literaturempfehlung
Es gibt viele gute Bücher zum Thema Stillen auf dem Markt. Allerdings sollte jede Mutter sich darüber im Klaren sein, dass jedes Buch in der Regel die Meinung des Autors widergibt und gleichzeitig jede werdende und/oder stillende Mutter und ihr Baby einzigartig sind. Ein Buch zum Thema Stillen kann gute Basiskenntnisse vermitteln, sollte jedoch nicht Buchstabe für Buchstabe nachgelebt werden.
Mein Tipp: Guóth-Gumberger, Márta; Hormann, Elizabeth: Stillen. So versorgen Sie Ihr Baby rundum gut. Gräfe & Unzer, ISBN-13: 978-3-8338-0405-2 | ISBN-10: 3-8338-0405-X, ca. 15.00 €.
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