Ungeachtet der Familienkonstellation, ob alleinerziehend, Patchwork, gleichgeschlechtlich, oder adoptiert, Kinder kommen als kompetente, wertfreie Individuen zur Welt. Für ihre gesunde psycho-soziale Entwicklung brauchen sie Erwachsene an ihrer Seite an denen Sie sich orientieren können und die sich ihrer Vorbildwirkung bewusst sind.
Als Erwachsene, als Eltern tragen wir die Verantwortung für die Qualität der Beziehungen, die das Kind mit uns erlebt. Denn Kindern fehlt es schlichtweg an Erfahrung, wie sie Beziehungen aktiv und bewusst gestalten können. Das Kind ist schon Mensch, es muss nicht irgendwie gemacht werden, muss nicht lernenzu gehorchen, es muss nicht erzogen werden. Es reicht, mit dem Kind in Beziehung zu sein. Das bedeutet auchein ehrliches Interesse der Eltern, herauszufinden, wer das Kind ist, statt sich damit zu befassen, wie man es zu irgendetwas erziehen kann.
Folgende Schlüsselfaktoren helfen Beziehungen genauer zu betrachten und letztlich entwicklungsfördernd (auch für uns Erwachsene) zu stärken:
- Gleichwürdigkeit
- Integrität
- Authentizität
- Verantwortung
- Selbstgefühl – Selbstvertrauen
- Von der Subjekt-Objekt Beziehung zur Subjekt-Subjekt Beziehung
Gleichwürdigkeit
Gleichwürdigkeit bedeutet weder Ebenbürtigkeit noch Gleichheit. Ganz offensichtlich haben die Eltern mehr Wissen, Kraft und Macht als das Kind, es wäre dumm, dies zu leugnen. Aber die Gefühle, die Gedanken, Bedürfnisse und Interessen des Kindes können trotzdem als gleichwürdig geachtet werden – das Kind kann mit seiner Welt ernst genommen werden. Das heißt nicht, dass dem Kind alle Wünsche erfüllt werden, aber zumindest wird es mit diesen Wünschen angehört und respektiert, auch wenn ihnen nicht immer entsprochen werden kann. Sie sind nicht länger automatisch programmiert Regeln und Machtmissbrauch von Eltern und Erwachsenen zu tolerieren, wozu frühere Generationen gezwungen waren.
Akzeptieren wir Kinder als gleichwürdig und treten wir mit ihnen in Beziehung, wie mit einem Partner oder Freund. Genauso wie wir uns auf andere Erwachsenen einlassen, genauso müssten wir uns auf Kinder einlassen. Uns für sie als Mensch interessieren, neugierig sein und sie durch persönliche Rückmeldungen begleiten. Erziehung ist kein Machtkampf, sondern eine zwischenmenschliche Begegnung.
Integrität
Integrität bezieht sich auf die Ganzheit unserer physischen wie auch psychischen Existenz. Wir sprechen hier von Identität, Grenzen und persönlichen Bedürfnissen.
Kindern können tatsächlich ein einem großen Ausmaß ihre eigenen Grenzen setzen, allerdings vernachlässigen sie dabei oft ihre eigenen Bedürfnisse, wenn diese mit jenen ihrer Eltern in Konflikt geraten.Anstatt sich selbst zu denken, entscheiden sich Kinder für die Kooperation. Zum einen, da eine existentielle Abhängigkeit besteht und auch deshalb, weil Kinder wollen, dass ihre Eltern glücklich sind.
Authentizität
Eine Person, die authentisch ist, ist verlässlich, vertrauenswürdig und echt. Sie lebt nach der eigenen innerenFührung. Es ist durchaus okay sich dabei unsicher zu fühlen. Wir haben immer die Wahl, wie wir uns verhalten. Wenn wir unsere Unsicherheit zu akzeptieren und diese nicht zu überspielen, oder zu verstecken, gelingt es uns authentisch zu sein.
Eine versteckte Unsicherheit lässt nämlich eine Distanz zwischen dem Erwachsenen und dem Kind entstehen. Kinder spüren die Unsicherheit, sind jedoch verwirrt, wenn diese mit Mimik, Gestik und Tonlage nicht übereinstimmt. Dadurch wird die Beziehung zueinander beeinflusst und irritiert.Authentisch man selbst zu sein, ist auch eine große Erleichterung: Wir brauchen nicht mehr in einer Elternrolle leben, immer nett und freundlich sein, Mama oder Papa spielen.
Es reicht, wenn wir so sind, wie wir sind, damit haben wir schon genug zu tun. Der Fokus liegt immer darauf, dass alle in der Familie sagen können, was sie fühlen und damit ernst genommen werden. Das bedeutet auch, dass Eltern Fehler machen und Schwäche zeigen dürfen. Dass sie weinen, schreien und verzweifelt sein können. Nur sollte niemand den anderen je verletzen oder kränken.
Persönliche (Eigen-)Verantwortung
ist die Verantwortung, die wir für unser eigenes Leben haben, für unsere physische, psychische, mentale und spirituelle Gesundheit und Entwicklung. Wenige von uns wurden so erzogen, diese Art von Verantwortung für uns selbst zu übernehmen.Gerade diese persönliche Verantwortung ist jedoch eine der Säulen für eine gesunde psycho-soziale Entwicklungund wesentlich für gesunde Beziehungen,
Für Kinder ist es deshalb wichtig, mit Erwachsenen zu leben, die
- Ihre persönliche Integrität, sowie persönliche Grenzen achten und schützen
- Einschreiten, wenn sie merken, dass die Kinder in einem zu starken Maß kooperieren
Wichtig und entwicklungsfördernd ist es, eigene Grenzen ausdrücken, anstatt das Kind einzugrenzen. Ein Kind lernt, Grenzen zu achten, wenn seine Grenzen ebenfalls geachtet werden.
Selbstgefühl – Selbstvertrauen
Das Selbstgefühl ist unser Wissen und unsere Erfahrung darüber, wer wir sind. Unser Selbstgefühl hängt davon ab, wie gut wir uns kennen. Das Selbstgefühl ist wie eine Art innerer Säule, das uns darin bestärkt eigene Grenzen und Bedürfnisse zu erkennen, sowie diese gut ausdrücken zu können.Menschen, die ein gesundes, gut entwickeltes Selbstgefühl haben, ruhen in sich selbst und fühlen sich wohl mit sich selbst. Selbstvertrauen hingegen misst wozu wir fähig sind, in was wir gut und klug sind oder was wir schlecht oder ungenügend können. Es bezieht sich darauf, was wir erreichen können.
Sich wertvoll für jemanden, sowohl in einer Familie oder einer Gemeinschaft zu fühlen, nährt den Selbstwert bei Erwachsenen wie auch Kindern und Jugendlichen.
Dazu bedarf es einem neuem Verständnis darüber Kinder nicht als Objekte zu behandeln, sondern als Subjekte. Übersetzt bedeutet dies, dass die Beziehung zwischen Kind und Erwachsenem als Beziehung zwischen zwei Menschen definiert wird und nicht als Beziehung zwischen Elternteil und Kind, oder Lehrer und Schüler, also zu gehorchen, zu lernen, Prüfungen zu bestehen, nett zu sein, schlau zu sein, sich an die Wünsche der Erwachsenen anzupassen … zu müssen. Kinder sollen in einer Form begleitet werden, dass sie sich als Mitmenschen respektiert fühlen. Es soll ihnen möglich sein, so zu sein, wer sie sind und um damit ihr inneres Potential entfalten zu können. Dieser Umgang ermöglicht dem Kind sich selbst zu entdecken und tiefe wie auch gesunde Beziehungen mit ihren Eltern, Lehrer/innen oder anderen Menschen zu entwickeln. Durch unsere Haltung, unseren Respekt Kindern und Jugendlichen gegenüber ermutigen wir sie dazu, sich selbst als wertvolles Mitglied einer Gemeinschaft zu erleben.
Kinder lernen das, was ihnen vorgelebt wird, sie müssen beobachten und experimentieren dürfen, dann fügen sie sich ganz von selbst durch Nachahmung in Familie ein. Kinder haben von Natur aus ein Interesse zu lernen und zu kooperieren, sie möchten dazugehören, sie möchten Teil der Kultur und Gruppe werden, die sie umgibt. Ein ständiger Strom von Ermahnungen und Erklärungen bewirkt nur, dass das Kind sich dumm oder falsch fühlt, selbst wenn der Umgangston freundlich und verständnisvoll ist. Die Botschaft selbst wohlmeinender Erziehung ist meist: „Du bist nicht gut genug“.
Eine Kindheit von guter Qualität können wir also nur dann ermöglichen, wenn uns als Erwachsene diese Schlüsselfaktoren bewusst sind und wir entsprechend handeln. Ansonsten wird es uns nicht möglich sein ein gutes Beispiel vorzuleben. Das gilt insbesondere
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