Was ist sexuelle Gewalt an Kindern?
Sexualisierte Gewalt bzw. sexueller Missbrauch beschreibt verbale und körperliche Übergriffe mit Überschreitung der persönlichen sexuellen Integritätsgrenzen. Sie reicht von sexualisierten Witzen und Anspielungen, dem Zwang zum Konsum pornografischer Medien bis zu erzwungenen sexuellen Handlungen am eigenen oder am Körper des Kindes.
Sexuelle Gewalt bedeutet immer auch psychische Gewalt und kann nie „aus Versehen“ passieren. Ganz im Gegenteil liegen immer ein bewusstes Ausnutzen einer Machtposition sowie eine gewaltvolle Handlung vor. Die erwachsene Person lebt sein/ihr eigenes Bedürfnis nach Intimität, Nähe, Macht oder Kontrolle auf Kosten des Kindes oder Jugendlichen aus.
Was sind die Folgen
Prinzipiell kann man sagen, dass das Risiko einer gravierenden Schädigung umso größer ist, je auswegloser ein Kind die Situation erlebt. Auch die Beziehung zwischen Täter*in und Opfer spielt hier eine große Rolle, denn je enger diese ist, desto stärker sind der Loyalitätskonflikt und meist auch die Dauer, die das Kind dem Missbrauch ausgesetzt ist.
Durch den zumeist von den Täter*innen ausgeübten zusätzlichen Druck zur Geheimhaltung, der Vergeheimnisung erleben misshandelte Kinder und Jugendliche Sprachlosigkeit, Wehrlosigkeit und Hilflosigkeit. Die meisten Kinder und Jugendlichen unternehmen mehrere Versuche, das Erlebte jemandem anzuvertrauen, werden darin jedoch oft nicht ernst genommen und damit entmutigt. Sexuell missbrauchte Kinder brauchen fünf bis sieben Anläufe um jemanden zu finden, die oder der ihnen glaubt und hilft.
Auch wenn Kinder und Jugendliche selten direkt und offen über ihre Erlebnisse sprechen, senden sie Signale, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Entlastend wirkt auch, wenn ihnen glaubhaft vermittelt wird, dass sie sich anvertrauen können.
Die Folgen von sexueller Gewalt in der Kindheit und Jugend können Betroffene ohne entsprechende therapeutische Begleitung ein Leben lang beeinträchtigen. Ängste, ein Gefühl der tiefen Erniedrigung, die Überzeugung der eigenen Wertlosigkeit, Schuld- und Schamgefühle, ein gestörtes Empfinden des eigenen Körpers, eine starke Verunsicherung der eigenen Wahrnehmung und der eigenen Gefühle, der Eindruck der Verlassenheit und das zerbrochene Vertrauen in sich selbst und das Umfeld können von Verwirrung und Verstörtheit bis zum sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung unterschiedlich stark ausgeprägt sein .
Um sich und ihre Peiniger zu schützen, verdrängen oder relativieren Kinder (und später Erwachsene) die Gewalterfahrungen häufig – manchmal sogar so perfekt, dass sie sich gar nicht mehr daran erinnern können.
Prävention gegen sexuelle Gewalt
Prävention gegen sexuelle Gewalt beginnt dort, wo Kinder und Jugendliche sich selbst und ihren Körper gut kennen und wo sie über ihre körperlichen und seelischen Grenzen gut Bescheid wissen. Mit Aufklärungs- und Körperarbeit kann altersgerecht schon frühzeitig begonnen werden, denn sobald ein Kind seine Gefühle oder auch die Geschlechtsorgane benennen kann, ist es auch besser in der Lage, eventuell stattgefundenen Missbrauch besser zu artikulieren.
In den sogenannten sieben präventiven Botschaften, die die möwe Kinderschutzzentren speziell für Kinder entwickelt haben, wird auch der Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen erklärt, das Recht Nein zu sagen besprochen und dazu aufgefordert, sich Hilfe zu holen, wenn etwas als belastend empfunden wird.
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