Die Zeit vergeht, das Leben fließt manchmal schneller, manchmal ruhiger dahin und irgendwie gibt es keine Inseln zum Durchschnaufen. Mir geht es nicht anders, aber ich habe gute Erfahrungen mit der Kraft der Kleinigkeiten gemacht, auch Rituale genannt. Sie halten den Moment an und zeigen die Tiefe und Schönheit des Lebens.
Ich lade Sie ein, nachzudenken: Welche Rituale gibt es in Ihrer Familie?
- wenn jemand krank ist?
- nach einem Streit?
- am Sonntag?
- beim Geburtstag?
- zu Beginn eines neuen Jahres?
Was davon ist ein Ritual? Was eine Gewohnheit?
Gewohnheiten sind Handlungen die wir regelmäßig setzen und die uns die Bewältigung des Alltags erleichtern. Sie haben ähnliche Funktionen wie Rituale, sie stabilisieren und vermitteln Sicherheit, ABER sie weisen in ihrer symbolischen Bedeutung nicht über sich hinaus.
Rituale sind Handlungen in denen es eine Dimension gibt, die über die Normalität der Handlung hinausweist und durch Symbolik Tiefe und Sinn entstehen lassen.
Wenn das Kind krank ist
Ich versuche, dem Kind deutlich zu machen, dass Krankheit nichts Bedrohliches ist, aber eine Ausnahmesituation. Das Kind soll einen Unterschied zum Alltag spüren.
Wenn möglich, nehme ich mir für das Kind Zeit, wende mich der/dem Kranken zu durch Vorlesen, Erzählen, Musik hören, Düfte, …
Es kann auch hilfreich sein, einen Mutmachstein zu malen – z.B. für die Zeiten der Trennung. Muss mein Kind ins Krankenhaus, so ist es mir wichtig, vertraute Rituale, v.a aber das Abendritual (vorlesen, …) einzuhalten.
Versöhnung nach Streit
Ein Versöhnungsritual hilft mir, einen Fehler zuzugeben ohne bloßgestellt zu sein. Es ist mir ganz wichtig, Auseinandersetzungen klar und deutlich spürbar – mit Worten oder Zeichen – zu beenden. Dazu liegen zum Beispiel Teelichter und Steine am Tisch. Auf kleinen Zetteln schreibt jede/r auf, was ihr/ihm an der/dem anderen gefällt, und was nicht.
Beim Besprechen wird für das Erfreuliche ein Teelicht angezündet und für das Belastende ein Stein zur Mitte gelegt.
Der Sonntag als Tag der Auszeit und Erholung
Ich mag es, ausgelastet zu sein, mein Leben aktiv zu gestalten, daneben braucht mein Fleiß auch manchmal eine Pause. Die Sonntage bieten sich durch die Unterbrechung des Berufsalltages als Auszeiten an.
Ideen für den Sonntag
- den Sonntag schon am Samstagabend beginnen, miteinander jausnen und besprechen, wie wir den Sonntag gestalten.
- Ein schön gedeckter Tisch, Servietten, spezielles Sonntagstischtuch (evtl. mit Handabdrücken aller) zeigt die Besonderheit dieses Tages.
- zur Kirche gehen und die Sonntagsmesse besuchen
- Sonntagspinnwand mit Zetteln, auf denen die Wünsche der Familienmitglieder langfristig gesammelt werden
- Faulenzen
Geburtstage und Namenstage in der Familie
Zum Fest des Namenspatrons dem eigenen Namen auf der Spur sein und die Heiligenlegende lesen.
Die Taufkerze entzünden und mir bewusst machen, dass mein Name mich einzigartig macht. Meinen Namen aus Mürbteig formen und backen.
Ein Ritual zur Jahreswende – die Jahresschale
Eine leere Schale wird an einem schönen Platz aufgestellt. Wenn ich (wir) etwas Schönes erlebt haben, schreibe ich es auf einen Zettel und lege es in die Schale. Am Ende des Jahres werden die Zettel geöffnet und gemeinsam gelesen. Die Fülle des vergangenen Jahres liegt vor uns, Achtsamkeit gegenüber dem Alltag und Dankbarkeit gegenüber dem Leben wird spürbar.
Mit diesen Impulsen schließe ich und wünsche Ihnen ein gutes Gespür dafür, was Ihnen gut tut und viel Kreativität, immer wieder neue Rituale zu entwickeln, ganz individuell für die Situation, in der Sie gerade leben.
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