Vertrautes schenkt Geborgenheit und Halt
Wir alle leben Rituale mehr oder weniger bewusst und können wahrscheinlich auf einen reichen Erfahrungsschatz von Ritualen zurückgreifen. Meistens sind diese Erinnerungen verbunden mit bestimmten Zeiten, Orten, Menschen, Gerüchen und Empfindungen. Viele Rituale entstehen in Alltagssituationen und schon ganz kleine Kinder ritualisieren viele Abläufe und Handlungen. Durch die Achtsamkeit von Bezugspersonen können Rituale bemerkt und weitergeführt werden. Der immer wieder kehrende Ablauf ermöglicht Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit, erweitert und festigt das Selbstvertrauen von Kindern. Rituale bewirken eine positive Grundstimmung, sowie das Gefühl von Freiheit, Freude und Lust am Leben.
In unserer schnelllebigen Zeit brauchen wir alle und vor allem Kinder, Halt, im Sinne von anhalten und innehalten. Gönnen Sie sich selbst als Bezugsperson zwischendurch bewusste Atemzüge, blicken Sie mit Dankbarkeit auf momentane Situationen und versuchen Sie Positives zu entdecken. Diese Haltung kann sich durchaus ritualisieren und zum Wohlbefinden beitragen.
Kreativität und Fantasie
Wenn es einmal drunter und drüber geht, kann ein einfaches Ritual ermöglichen, wieder achtsamer und liebevoller miteinander umzugehen. Das kann ein Spaziergang sein, singen, zeichnen, basteln, kneten, einen Apfel auf besondere Art zu verspeisen und vieles mehr. Der Fantasie und Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass das Kind die Erfahrung macht, dass es eine Möglichkeit gibt, die turbulente Situation zu unterbrechen und zur Ruhe zu kommen.
Rituale sind vielseitig, helfen Krisen zu bewältigen und können in der Kindererziehung zu wertvollen Hilfsmitteln werden. Um einzelnen Geschwisterkindern einmal uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken, bedarf es einer Überlegung, welches Ritual genau für das jeweilige Kind passt. Vielleicht liebt das 3-jährige Kind, das sich stets wiederholende Fingerspiel, der 5-jährige Sohn freut sich auf die Rangelei mit Papa und die 8-jährige Tochter kann sich auf das Gespräch am Abend im Bett verlassen. Somit hat jedes Kind das Gefühl Beachtung und Wertschätzung zu bekommen und eine besondere Persönlichkeit zu sein.
Achtsamkeit
Es ist zu bedenken, dass Rituale nicht als Strafe oder Drohmittel eingesetzt werden oder zur Machtausübung missbraucht werden sollten. Das wäre der Fall, wenn ein störendes Kind beim Essen jedes Mal weggeschickt wird. Im besten Fall entsteht ein Ritual, das eine angenehme Essenssituation möglich macht. Sei es eine geschützte Kerze im Glas oder ein Set mit Namen usw. Kinder lieben den verlässlich gleichen Ablauf oder ihren gesicherten Platz bei Tisch. Trotzdem kann es manchmal Abweichungen geben. Denn erstarrte Rituale haben keine gewünschte Wirkung.
Es ist fein, wenn Sinn und Funktion von Ritualen hinterfragt und überprüft werden, ob sie den aktuellen Bedürfnissen noch entsprechen. Nur Rituale, die neuen Anforderungen immer wieder angepasst werden, die also flexibel sind und auch kritischen Prüfungen standhalten, helfen uns im Alltag und machen unser Leben reicher und schöner und nur so sollten wir sie unseren Kindern weitervermitteln.
Ankommen und verabschieden
Rituale unterstützen Kinder in Zeiten von Übergängen, sei es vom Spielen zum Essen oder wenn Schlafenszeit ist. Der Abschied vom Tag braucht einen verlässlichen Ablauf, der dem Kind hilft, zur Ruhe zu kommen und in den Schlaf zu finden. „Alles ist gut“, diese gleichbleibende Wortwahl kann den Tag gut beenden und auch tagsüber oft hilfreich sein. Im Weiteren brauchen Kinder in Übergangssituationen des Ankommens und Weggehens hilfreiche Rituale, die oftmals mit Körperkontakt einhergehen. Um von den Großeltern, in der vertrauten Umgebung zu Hause ankommen zu können, braucht es ebenso ein Übergangsritual, wie für das Ankommen in der Kindergartengruppe. Kinder sind oft selbst erfinderisch und wissen sehr genau, welches Ritual ihnen guttut. Sind wir aufmerksam und achtsam beim spielerischen Ausprobieren und haben wir jeden Tag Freude mit und an unseren Kindern.
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