Beginnt ein Kind seine Schullaufbahn, so überlegen sich viele Eltern was ihr Kind für den neuen Lebensabschnitt brauchen wird. Spezielle Fragen tauchen auf, wenn das angehende Schulkind die linke Hand bevorzugt. Vor allem rechtshändige Eltern sind unsicher, wie sie ihr Kind unterstützen können.
Seitens der Schule wird linkshändigen Kindern bereits seit vielen Jahren die Toleranz der linken Schreibhand ganz selbstverständlich entgegen gebracht. Sind damit schon alle Probleme gelöst? Durch die Orientierung unserer Schreib- und Leserichtung an der von Rechtshändigkeit geprägten Gesellschaft haben die jungen Linkshänder/innen zu Beginn ihrer Schulkarriere etwas mehr Hürden zu bewältigen als ihre rechtshändigen Mitschüler/innen.
Studien belegen deutlich: Linkshändige und rechtshändige Kinder sind ähnlich talentiert und geschickt, auch ihre Schulleistungen sind vergleichbar gut.
Mit den folgenden Empfehlungen gelingen Schulstart und Schuleingangsphase leichter:
Materialien und Geräte für Linkshänder/innen:
Damit linkshändige Kinder ebenso bestmöglich gefördert werden können wie rechtshändige Kinder, benötigen sie das richtige Werkzeug:
- Linkshand-Schere
- Linkshand-Spitzer
- Schreibunterlage für Linkshänder_innen
- Weiche, dicke, dreieckige Stifte sind von Vorteil (eventuell mit Griffmulden)
- Linkshand-Füller (spezielle Feder und passendes Griffprofil)
Es gibt eine Vielzahl von Gebrauchsgegenständen für die linke Hand (Kartoffelschäler, Brotmesser, Musikinstrumente usw.). Hier muss jeder für sich eine sinnvolle Auswahl treffen.
Schreiben mit links:
Viele Menschen denken bei Linkshändigkeit und Schule an verwischte Tinte und blaue Hände. Tatsächlich haben die kleinen Linkshänder/innen durch das Schreiben von links nach rechts, entgegen ihrer natürlichen Arbeitsrichtung, einen kleinen Nachteil zu überwinden. Mit der richtigen Schreibtechnik ist es aber ganz einfach, entspannt und schön zu schreiben.
Mit einer zeitgerechten Schreibvorbereitung wird die Entwicklung einer entspannten Schreibhaltung unterstützt. Damit verwischte Tinte und eine anstrengende Körperhaltung beim Schreiben verhindert werden, erlernt das linkshändige Kind im Idealfall bereits im letzten Jahr vor dem Schuleintritt die entsprechende Schreibhaltung. In der Schule ist es dann schon selbstverständlich, das Blatt in eine angenehme Position zu kippen. Zu dieser Schreibtechnik gehört nicht nur eine bestimmte Blattlage, auch die Stifthaltung und die Handposition sind ergonomisch durchdacht.
Informationen dazu: http://www.linkehand.at/wissen3.php
Chancengleichheit im Schulalltag:
Neben der anfänglichen Hürde, beim Schreibenlernen eine entspannte Position zu finden, haben die kleinen Linkshänder/innen auch in anderen Bereichen mit Umstellungsschwierigkeiten zu rechnen. Viele Vorlagen sind für den Gebrauch durch Rechtshänder/innen konzipiert und erschweren den kleinen Linkshänder(inne)n das Arbeiten. Durch die natürliche Wahrnehmungsrichtung der Augen von rechts nach links ist auch die spontane Arbeitsrichtung geprägt. So kommt es häufig zum Phänomen der Spiegelschrift bzw. der Unsicherheit, wo die Zeile beginnt. Auch das Zusammenlauten beim Lesen ist durch die Wahrnehmungsrichtung anfänglich erschwert.
Viele Handgriffe und Techniken im Sport und Werkunterricht führen Linkshänder/innen in gespiegelter Weise durch. Hier sind die Lehrer/innen gefordert, es entsprechend vorzuzeigen.
Viele dieser Hindernisse können mit dem entsprechenden Wissen und einfachen Maßnahmen abgebaut werden. Lesen Sie hier weiter, wenn Sie an Tipps und Tricks zu diesen Themenbereichen interessiert sind: http://www.linkehand.at/wissenp.php
Hier kann die Kurzfassung dieser Informationen in Form eines Folders heruntergeladen werden: http://www.linkehand.at/div/Folder-Optimaler-Schuleinstieg-fuer-linkshaendig-begabte-Kinder.pdf
Ein Video zu diesem Thema: https://www.youtube.com/watch?v=F2enVeoNgmI
Wechselnder Handgebrauch – Beidhänder
Kinder, deren dominante Hand beim Schuleintritt noch nicht deutlich ist, haben es oft besonders schwer. Oft meiden diese Kinder feinmotorische Tätigkeiten und keine Hand ist wirklich gut trainiert. Überlassen Sie die Wahl der Schreibhand weder dem Zufall, noch dem Kind, denn Aufforderungen wie „Du musst dich jetzt für eine Hand entscheiden!“ führen meist zu einer Überforderung und oft zu einem Schritt, der das weitere Leben des Kindes belastet. Hinter einem sogenannten wechselnden Handgebrauch können zwei verschiedenartige Phänomene stecken. Lesen Sie hier mehr darüber: http://www.linkehand.at/wissenm.php
Verdrängte Linkshändigkeit
Immer noch gibt es umgeschulte linkshändige Kinder und Jugendliche. Manche sind als Kleinkinder von ihren Eltern umerzogen oder unbewusst beeinflusst worden, weil die Eltern unreflektiert von Rechtshändigkeit ausgegangen sind. Andere haben sich von selbst an die rechtshändige Lebensweise unserer Gesellschaft angepasst. Bis zum Schuleintritt sind manche dieser Kinder vom Laien nicht mehr als linkshändig erkennbar, weil im Verlauf der Kindergartenjahre fast alle Bewegungsabläufe umprogrammiert wurden.
Die Umschulung auf die rechte (Schreib-) Hand hat oft weitreichende negative Auswirkungen auf das Lern- und Leistungsverhalten des Kindes, aber auch auf die Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Linkshänder/innen mit rechts Schreiben lernen müssen, ist das für diese Hand feinmotorisch oft eine Überforderung. Oft sind diese Kinder daran zu erkennen, dass ihr schulischer Einsatzwille schon nach einigen Wochen oder Monaten sinkt und ihre Leistungen nicht mit dem sonstigen Potential übereinstimmen.
Woran sie eine Umschulung des Kindes erkennen und wie sie eine positive Wende bewirken können lesen Sie hier: http://www.linkehand.at/wisseno.php
Ein Video zu diesem Thema: https://www.youtube.com/watch?v=ReLOGZE51wU
Friedrich Vogt
Dr. Friedrich Vogt
Klinischer und Gesundheitspsychologe
Neuropsychologe
Wahlpsychologe für psychologische Diagnostik
Biofeedback- und Neurofeedback-Therapeut
Zertifizierter Sportpsychologe.
Auskunft unter: friedrich.vogt@herzreha.at
Tel.: +43 (0)650 – 6218592
Linkshändigkeit aus der Sicht eines Neuropsychologen
Bedeutsam wird die Händigkeit vor allem dann, wenn die Unterschiedlichkeit der beiden Hirnhälften betrachtet wird. Bei den meisten Menschen übernimmt die linke Hirnhälfte Aufgaben, die in einer sequentiellen zeitlichen und räumlichen Ordnung stehen. Vor allem die Schriftsprache erfordert in einem besonderen Ausmaß die Einbindung solcher Fähigkeiten. Die inhaltliche Färbung und Betonung der Sprache wird wiederum stärker von der rechten Hirnhälfte vollbracht.
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