Dieser Wunsch löst eine Reihe an Fragen und Sorgen bei vielen Eltern aus. Das Bild vom allein in seinem Kämmerchen sitzenden Nerds ohne sportliche Bewegung und ohne sozialen Austausch ist oft noch sehr präsent. Das Sorgenspektrum reicht von zu viel Bildschirmzeit, der Vernachlässigung von Schule, Freundschaften, anderen Interessen bis hin zur Angst vor Suchtgefahr. Und natürlich steht auch die Frage im Raum: „Ist das tatsächlich eine ernstzunehmende Option?“
Der erste und wichtigste Schritt ist es, sich mit dem Wunsch des Kindes, dem Thema E-Sport und den eigenen Bedenken und Ängsten auseinanderzusetzen.
Beginnen wir mit der Frage „Was ist E-Sport?“
E-Sport ist der der Betriff für den sportlichen Wettbewerb im Bereich der Computer- und Videospiele. E-Sportler:innen treten alleine oder in Teams in organisierten Wettkämpfen in Form von Turnieren oder Ligen an. E-Sportler:innen trainieren – ähnlich wie Sportler:innen in anderen Sportarten – um ihre Fähigkeiten zu verbessern und an Wettbewerben teilzunehmen. Unter Gaming subsumiert sich hingegen das Spielen von Computern Videospielen als reine Freizeitaktivität.
Wofür ist E-Sport gut?
Bei der Ausübung von E-Sport bauen die Kinder eine Menge unterschiedlicher Fähigkeiten auf und pflegen einen regen Austausch in ihrer Community. Neben den Fähigkeiten wie Hand-Augen-Koordination und Feinmotorik fördert E-Sport auch eine ganze Reihe an sogenannten Soft-Skills. Diese sind für eine positive Entwicklung relevant und kommen Kindern und Jugendlichen auch im späteren (Berufs)Leben zugute. Um die wichtigsten zu nennen: strategisches Denken, Ausdauer, Teamgeist, Fairness, Umgang mit Regeln und Vorschriften, Kommunikation und Ausdrucksfähigkeit. Die Betätigungsfelder als Schiedsrichter:in bei Turnieren oder die Organisation in Vereinen tragen zu einem Aufbau von Know-How und einem technischen Verständnis bei.
Chancen und Möglichkeiten im E-Sport
Eines vorweg, wie bei jedem Profi-Sport ist der Weg zum erfolgreichen, gutverdienenden Spitzensportler steinig. Hinzu kommt, dass die Karriere als Profi-Sportler:in nunmal ein Ablaufdatum hat. Daher ist es wichtig, neben dem E-Sport die Schule und die Ausbildung nicht zu vernachlässigen.
Eine Ausbildung zum E-Sportler gibt es nicht. Aber es gibt Schritte und Zielsetzungen, die auf dem Weg dahin helfen. Und das Gute daran: Vieles davon gilt nicht nur für Ziele im E-Sport, sondern auch in vielen anderen Bereichen.
Unsere Empfehlungen an ein Kind, das E-Sportler:in werden möchte, sind folgende:
Konzentriere dich auf ein Spiel und lerne es gründlich! Kenne die Mechaniken, Charaktere und Strategien. Trainiere regelmäßig und verbessere dich stetig. Finde ein Team oder Mitspieler:innen, um gemeinsam zu wachsen und zu trainieren. Nimm an Turnieren oder Ligen teil und engagiere dich in der E-Sport-Community. Suche nach Vereinen, professionellen Teams und Sponsoren. Investiere gezielt Zeit und Energie in den E-Sport und bleibe motiviert, auch wenn es mal Rückschläge gibt. Sei geduldig und hartnäckig und arbeite stetig an deinen Zielsetzungen.
Im Vergleich zu Asien ist die Anzahl von gutverdienenden E-Sportler:innen in Europa noch sehr niedrig. Die Betonung liegt auf „noch“. Mit dem stetig steigenden Interesse an E-Sport und der zunehmenden Akzeptanz wachsen aber nicht nur die Möglichkeiten für E-Sportler:innen, sondern auch die Berufsfelder rund um den E-Sport.
Wie auch klassischer Profisport erfordert E-Sport so einiges an „Drumherum“: Management, Casting=Moderation, Sponsoring und Marketing, Journalismus und Berichterstattung, Entwicklung von E-Sport-fähigen Titeln. Für Sportmanagement gibt es zum Beispiel schon Lehrgänge mit Fokus auf E-Sport.
Also selbst wenn aus Ihrem Kind kein/e Profi-E-Sportler:in werden sollte, ist die Beschäftigung damit keine „verlorene Zeit“, sondern bietet noch eine ganze Reihe an Chancen, Möglichkeiten und Entwicklungspotenzial.
Wie begleite ich mein Kind beim E-Sport?
Gemeinsamkeit schafft Nähe! Dieser simple Grundsatz gilt auch hier. Stellen Sie Ihrem Kind Fragen, zeigen Sie Interesse für den ausgewählten E-Sport-Titel. Bauen Sie Berührungsängste ab, begleiten Sie es zu Wettkämpfen und lassen Sie sich vielleicht sogar auf eine gemeinsame Spielsession ein.
Informieren Sie sich! Es gibt Anlaufstellen, Informationen und Publikationen zum Thema E-Sport in all seinen Facetten.
Besprechen Sie mit ihrem Kind seine Ziele und Wünsche und wägen Sie gemeinsam mit ihm die Chancen, Möglichkeiten und Wege ab.
Wie bei anderen Hobbies, Tätigkeiten und Beschäftigungen ist es sehr wichtig, auf Ausgleich zu achten. Die Ausübung von E-Sport sollte keinesfalls zu Lasten von Schlaf, anderen sozialen und sportlichen Aktivitäten sowie der schulischen Leistung gehen, sondern mit in den Tagesablauf integriert werden.
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