„Das Beste zum Spielen für ein Kind ist ein anderes Kind.“
Friedrich Wilhelm August Fröbel-Begründer des Kindergartens
Die Mediennutzung von Kindern bereits im elementarpädagogischen Bereich, hat in den letzten Jahren rapide zugenommen und immer wieder für Schlagzeilen und zu kontroversen Diskussionen geführt.
Wir sprechen von analogen wie auch digitalen – elektronisch vermittelten Medien im täglichen Alltag eines Kindergartenkindes.
Bereits im Alter von drei bis sechs Jahren sind Kinder täglich mit vielseitigen Medien konfrontiert. Diese Medien werden von den Kindern unterschiedlich genutzt und beeinflussen das einzelne Kind in seiner weiteren Entwicklung. In den Kinderzimmern von heute befinden sich immer häufiger bereits im Vorschulalter Fernsehapparate, Laptops oder PC´s mit Internetanschluss oder Tablets, CD-Player, Computer- und Konsolenspiele, Hörspiele, Bücher, Kinderzeitschriften und teilweise auch Mobiltelefone u.a. sogar Smartphones etc.
Die Spielsituation für ein Kind im Kindergartenalter hat sich somit drastisch verändert. Das aktive Spielen und Ausspielen von Handlungsabläufen und Nachahmungsprozessen mit anderen Spielpartnern wird häufig durch elektronisch vermittelte Spiele ersetzt.
Die typische Großfamilie gibt es schon lange nicht mehr. Immer häufiger wachsen Kinder als Einzelkinder oder mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern auf.
„Im Spiel und durch das Spielen kann die persönlichkeitsbezogene Interaktion gefördert, die Kommunikation und der Wortschatz erweitert, sowie zahlreiche weitere Kompetenzen, wie z.B. im kognitiven, sensomotorischen, sozialen, emotionalen, moralischen Bereich, unbewusst geschult werden.“ (vgl. GEBEL 2006, S. 153)
Eltern schätzen sehr häufig die Kreativität und Fantasie ihrer Kinder, die sie beim Kinderspiel ausleben. Sei es nun beim individuellen Schneeburg bauen, ober beim Umfunktionieren des Kinderzimmers in eine geheimnisvolle Spielhöhle. Nicht selten werden dabei neue Spielwelten eröffnet, die für die nicht elektronisch vermittelte Umwelt nicht ausreichend sind. Für Kinder eröffnet sich dadurch der Zugang in eine weitere Spielumgebung – eine virtuelle Welt. Beispielsweise werden Stofftiere oder auch Puppen im Kinderspiel sehr oft zweckentfremdet und erhalten dabei eine neue Spielfunktion. Spiele erzeugen somit unterschiedliche Welten und beeinflussen den einzelnen Menschen individuell. (vgl. FRITZ 2004)“ (in NEUBAUER 2008, S,40f.)
„Je jünger Kinder sind, desto emotionaler verarbeiten sie Medienbotschaften. Sie lernen erst allmählich, Fernseheindrücke mit der Wirklichkeit zu vergleichen und gedanklich zu hinterfragen. Bilder und Töne aus TV und Computer sind der Realität nachempfunden, aber nicht realistisch. Um ihre Bedeutung zu erfassen, MUSS das Kind zuvor reale Erfahrungen gemacht haben!“(SPIES,2007. S.4f.)
Im Jahre 1795 schrieb Friedrich Schiller „…..der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (SCHILLER, 1795 in WARWITZ/RUDOLF 2003, S.36)
Um die Worte von Schiller noch einmal zu hinterfragen: Inwieweit hat sich das Spielverhalten der Kinder in ihren Kinderzimmern verändert und dadurch auch die Bildung zu einer allgemeinen Menschenbildung? Was verstehen wir heutzutage unter Bildung und welchen Auftrag haben dabei die Medien?
Unsere Gesellschaft wird komplexer und somit auch die Anforderung an unsere Kinder, um sie für die Zukunft vorzubereiten. Medien haben eine ganz neue Bedeutung bekommen als ihnen vielleicht noch vor 10-20 Jahren zugeschrieben wurde. Die Mediennutzung – der Umgang mit Medien – wird zu einer zentralen Schlüsselkompetenz und in unserem sozialen Umfeld mehr und mehr vorausgesetzt, um sich „Bildung“ zu erschließen. Zahlreiche Informationen sind in kurzer Zeit verfügbar.
Nicht selten ist die aktive Mediennutzung von Erwachsenen eine andere als der bewusste Umgang mit Medien. Auch Eltern nutzen die modernen Medien permanent im täglichen Leben. Der Fernseher ist klarer Bestandteil in fast allen Haushalten und gehört in vielen Familien zum täglichen Tages-/ Abendprogramm. Immer mehr Mütter und Väter verwenden Smartphones – sind somit immer und überall erreichbar und via Internet mit anderen vernetzt. Auch der Computer ist ein wichtiges Medium, um tägliche Arbeitsschritte, sei es im Beruf oder auch privat, schneller und einfacher zu bewältigen.
Dabei wäre es wichtig als Elternteil ein gutes Vorbild zu sein. Doch gerade hier liegt oftmals die große Schwierigkeit bei den Eltern – ihren Kindern auch ein bewusstes Medienverhalten vorzuleben und ihnen dieses zu vermitteln.
Ein Medium fungiert als Mittel, das bedeutet wir haben einen gewissen Anspruch oder ziehen dabei einen gewissen Nutzen. Der ausschlaggebende Punkt ist jedoch der gezielte Umgang mit Medien!
Die erweiterten „elektronisch vermittelten Spiele – Computerspiele“, wie aber auch der Fernseher etc. eröffnen allerdings nicht nur die Möglichkeit rasch an Informationen und in neue Spielräume einzutauchen, sondern sind ebenso dafür verantwortlich – dass immer mehr Eltern Medien als große Gefahr für ihre Kinder sehen. Sie verlieren den Überblick und die Kontrolle über den Medienkonsum ihres Kindes. Eltern sind daher oft beunruhigt und entwickeln Ängste. Einerseits will man den Kindern nichts verbieten, andererseits ist der uneingeschränkte Medienfluss gerade für sehr junge Kinder und Mediennutzer eine Überforderung sowie eine Überflutung von Reizen.
Ratschläge für einen bewussten Medienumgang
Es ist wichtig den Kindern den Zugang zu elektronisch vermittelten Spielen sowie anderen Medien zu gewähren und ihnen ihr Vertrauen zu schenken.
Allerdings sollte eine gute Balance von realen Spielelementen und Medien geschaffen werden.
Solange Kinder ihre Fantasie ausleben können und weitere Kompetenzen in anderen Gebieten – wie im sozialen, emotionalen, kreativen, motorischen oder musikalischen Bereich etc. weiterhin gefördert werden – können diverse Medien als unterstützende Bildungsmedien verstanden werden. Somit besteht auch nicht die Gefahr eines Suchtverhaltens oder einem ansteigenden Aggressionsverhaltens.
Die Ausgewogenheit an weiteren attraktiven Freizeitaktivitäten ist daher von großer Bedeutung. Medien dienen nicht dazu andere Aktivitäten zu ersetzen und auch nicht als günstiger Babysitter!
Ich appelliere daher an die Vernunft der Eltern, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein und selbst einen bewussten Medienumgang vorzuleben!
Das eigentliche Problem sind daher nicht die Medien, sondern häufig die Eltern – welche sich nicht bewusst Zeit nehmen und ihren Kindern nicht die Zuwendung schenken, die sie gerade im Kindergartenalter so notwendig brauchen, um zu kompetenten und individuellen sowie glücklichen Kindern heranwachsen zu können.
Nehmen Sie sich also bewusst Zeit mit Ihrem Kind:
- Spielplätze aufzusuchen
- gemeinsame Ausflüge zu planen
- soziale Kontakte zu pflegen – Freunde im gleichen Alter einzuladen
- im Kinderzimmer in virtuelle Spielräume einzutauchen oder unterschiedliche Medienangebote – analoge wie auch digitale Medien – auszuwählen und gemeinsam zu nutzen.
Quellen:
- FRÖBEL,W.(1782-1852) deutsche Pädagoge, gründete 1840 den ersten Kindergarten
- NEUBAUER, C. (2008) Feindbild Computerspiele; Wie elektronisch vermittelte Spiele auch pädagogisch wertvoll sein können; VDM
- SPIES,B.(2007): „Das mediale Kinderzimmer – Fluch oder Segen?“ www.thinktime.de/download/Das%20mediale%20Kinderzimmer.pdf [22.11.2013]
- WARWITZ, S./RUDOLF, A.(2003): Vom Sinn des Spielens. Reflexionen und Spielideen: Schneider
Ralf Tatto
Der gebürtige Linzer ist Baujahr 1976 und Vater eines Sohnes (geb. 2001 in Patchwork aus erster Ehe) und zweier Töchter (geb. 2008 und 2013) aus zweiter, bestehender, Ehe. Als Hobbyschreiber (bloggt auf http://ultimatemoms.at/) beschäftigt er sich regelmäßig mit allen Dingen rund um die Themen Kinder, Jugend und Väter die mitten drin sein wollen statt nur dabei.
Raumplanung für Kinder
In den folgenden Zeilen darf ich den Weg von der Notlösung in einer Altbauwohnung, den damit verbundenen Erkenntnissen und die Umsetzung einer bedarfsorientierten Kinderraumplanung in einer Neubauwohnung vermitteln.
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