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Magische Momente und Verbundenheit zu Weihnachten in Trennungsfamilien

von Mag. Dr. phil. Martina Hubner

Elternbildung
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Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Weihnachten ein Fest der Familie ist. Verschiedene Brauchtümer prägen das Leben vieler Familien zu dieser Zeit des Jahres. Sie schenken Geborgenheit, inneren Halt, das Gefühl einer stärkeren Verbundenheit mit sich selbst und mit anderen, „heimatliche“ Gefühle und familiäre Identität. Weihnachtsgeschichten, glitzernde Sterne, Freude über Geschenke verbinden viele Kinder mit dem Weihnachtsfest. Die Weihnachtstage werden in Familien gemeinsam verbracht, schöne Momente werden geteilt, die Zeit wird im engsten und im erweiterten Familienkreis genossen. Man beschenkt sich gegenseitig, um Zuneigung auszudrücken.

Die Regelung der Weihnachtsfesttage ist für viele getrenntlebende Elternteile umstrittenElternbildung

Im Falle einer Scheidung/Trennung der Eltern sieht der Gesetzgeber einen regelmäßigen Kontakt zum getrenntlebenden Elternteil vor, damit eine bestehende Bindung zum Kind erhalten bleibt. Dabei müssen die jeweiligen Vereinbarungen beim Kontaktrecht stets in Einklang mit dem Kindeswohl getroffen werden. Haben Kinder sich einmal an eine verlässliche Kontaktregelung gewöhnt, können flexible Vereinbarungen hinzutreten, die mehr Spontanität zulassen, meint der Erziehungswissenschaftler Jan Uwe Rogge. Die Regelung der Feier- und Festtage ist zwischen vielen getrenntlebenden Eltern umstritten. Der Heiligabend ist besonders emotional, wenn es darum geht, wo Kinder an diesem Abend sind. Was sind die Gründe dafür?  Zu Weihnachten kommen in den Familien viele Themen auf den Tisch, sagen Familientherapeuten. Der Hausfrieden könne an Weihnachten daher leichter ins Wanken geraten als an anderen Feiertagen. Erinnerungen an glückliche, gemeinsame Feiertage könnten den getrenntlebenden Elternteil und eventuell auch die Kinder in eine traurige Stimmung versetzen. Belastend kann für den getrenntlebenden Elternteil der Gedanke sein, dass man Heiligabend ausschließlich im Kreise seiner Familie zu feiern hätte. Eine Sehnsucht nach familiärer Verbundenheit und nach magischen Momenten könnte ebenfalls eine Rolle spielen.

Magische Momente und VerbundenheitElternbildung

Mit Kindern Weihnachten zu feiern ist etwas Besonderes. Ihre Freude und ihr Staunen, ihr Glaube an Wunder, Christkind, Weihnachtsmann machen das Weihnachtsfest für Erwachsene wieder magisch.   Astrid Lindgren erzählt in einer Weihnachtsgeschichte wie drei Kinder am Weihnachstabend traurig darüber sind, weil ihre Mutter krank und der Vater als Seemann weit weg von ihnen, draußen auf dem Meer, ist. Sie sitzen ohne Geschenke, ohne Tannenbaum und ohne leckeres Essen in der Küche und weinen. Jedoch ist ihre Traurigkeit wie weggeblasen und ihre Freude überwältigend als der „Kleine Onkel“ mit großem Gepolter die Treppen hochstapft und Pippi Langstrumpf auf ihrem Pferd reitend den Raum betritt. Auf ihrem Kopf trägt sie einen kleinen Tannenbaum mit Lichtern und sie ist voll beladen mit Säcken voller Geschenke, Nüsse, Äpfeln und Süßigkeiten.

Auch Erwachsene haben eine Sehnsucht nach magischen Momenten, ja brauchen magische Momente sogar, sagt Peter Walschburger, Prof. für Psychologie an der FU Berlin. Sie sind wichtig, um sich als Teil der Welt, als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Ein magischer Moment ist ein Zustand der Präsenz, in welchem wir maximal beteiligt sind an allem, was außen und innen passiert. Es ist ein Moment der Ergriffenheit, der uns aus dem Alltagsdenken herausführt und in dem wir tiefer berührt sind. In magischen Momenten sind wir mit uns selbst und mit unserer Umgebung in einem stärkeren Kontakt als üblich. Unter Umständen staunen wir und werden still. Wir fühlen uns dabei sehr lebendig, innerlich frei, in Frieden und spüren eine Verbundenheit. In diesen Momenten fühlen wir uns eins mit der Welt, aufgehoben und als einen Teil des Zaubers.

Holen Sie sich magische Momente in ihr Leben zurück!Elternbildung

Weihnachten ist nicht nur auf Heiligabend beschränkt. Bereits in der Vorweihnachtszeit bietet sich die Möglichkeit, eine Atmosphäre zu pflegen, in der Geschäftigkeit zurücktritt, anstatt des Tun-Modus mehr ein Sein-Modus eintritt und damit Qualitäten wie Gelassenheit, Freude, Verbundenheit, Geborgenheit, im Einklang mit sich und anderen zu sein, Liebe und sozial wohltätiges Engagement vermehrt Raum bekommen können. Mithilfe von Ritualen können magische Momente in das Leben zurückgeholt werden und es gibt eine Vielfalt an Möglichkeiten eigene Rituale an Weihnachten durchzuführen. Neben religiösen Ritualen wären Rituale in der Natur, Rituale für besseren Einklang mit sich selbst oder Rituale verbunden mit einem wohltätigen Zweck zu nennen. Beispiele: Das Erleben der Wintersonnenwende am frühen Morgen in der Natur und einem anschließenden Adventfrühstück; Barbarazweige am 4. Dezember als Glückssymbol; ein „Orakelspiel“, bei welchem Entscheidungsfragen oder Botschaften auf Zettelchen geschrieben und auf Zweige gehängt werden. Sie warten, welcher Zweig als erstes erblüht und damit ein „Zeichen“ setzt; eine Spende für das Augenlicht eines Menschen. Rituale mit Kindern zur Weihnachtszeit und damit verbundene „magische Momente“ gibt es viele. Es bieten sich daher auch für den getrenntlebenden Elternteil zahlreiche Möglichkeiten, die mit Weihnachten assoziierten Gefühle und magischen Momente mit Kindern zu leben. Man denke an das Nikolausfest und die Krampus-Umzüge, das gemeinsame weihnachtliche Musizieren mit Kindern, den Brauch des Adventkranzes u.a.m.

Weihnachten sollte geplant werdenElternbildung

An Weihnachten von Kindern getrennt zu sein, sie am Heiligabend nicht zu sehen, ist nicht leicht. Eine gemeinsame Feier von getrenntlebenden Eltern und ihren Kindern ist jedoch eher nicht zu empfehlen, da diese scheinbare Harmonie sowohl die Trennungskinder als auch die Eltern zumeist überfordert. Der Wunsch, dass die Eltern wieder zusammenkommen, könnte zudem bei den Kindern genährt werden. Besser wäre es, möglichst früh eine gute Planung zu machen, raten Familientherapeuten. Die Kinder sollten wissen, worauf sie sich einstellen können. Eine gute Lösung sei es, wenn Kinder Heiligabend über die Jahre abwechselnd bei ihrer Mutter oder ihrem Vater verbringen. Ältere Kinder könnten bei der Planung stärker miteinbezogen werden. Kinder haben das Bedürfnis nach beständigen, liebevollen Beziehungen und das Bedürfnis nach stabilen und unterstützenden Gemeinschaften. Gut zu wissen ist dabei, dass eine gute Bindung zu Kindern nicht vorrangig eine Frage der Quantität, sondern der Qualität ist. Indem getrenntlebende Elternteile die Vorweihnachtszeit mit den Kindern genießen und die Festtage gemeinsam mit dem anderen Elternteil gut planen, geben sie Kindern aus Trennungsfamilien nicht nur Halt und Sicherheit, sondern schenken ihnen auch die Vorfreude. In „Der kleine Prinz“ von Saint Exupéry will der Fuchs vom Prinzen wissen, wann dieser wiederkomme, damit er anfangen könne, sich zu freuen. Und weiter sagt der Fuchs: „Wenn Du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz sich freuen soll“.

 


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