Computerspiele ermöglichen es, in faszinierende Spielwelten einzutauchen, Geschichten zu erleben, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen und wertvolle Erfahrungen zu machen. Verschiedene Plattformen, wie Smartphone, PC oder Konsolen, ermöglichen einen einfachen und vielseitigen Zugang zu Computerspielen – alleine oder gemeinsam, online oder offline. Nicht verwunderlich also, dass Gaming zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Kindern und Jugendlichen zählt. Aktuelle Statistiken zeigen, dass dies auf alle Geschlechter gleichermaßen zutrifft. Dennoch hält sich das Vorurteil, dass Mädchen weniger Interesse oder gar Talent für Computerspiele haben, hartnäckig in unserer Gesellschaft.
Sichtbar wird dies zum einen mit einem Blick auf die Spieleindustrie. Der Frauenanteil im Bereich Spielentwicklung und Game Design ist sehr gering. Vor allem leitende und entscheidungsrelevante Positionen sind männlich dominiert. Obwohl in den letzten Jahren durchaus positive Entwicklungen zu verzeichnen sind, sind weibliche Spielfiguren – insbesondere in starken, handlungsrelevanten Rollen – nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Auch in der Vermarktung von Computerspielen wird oftmals primär eine männliche Spielerschaft angesprochen. Bemühungen, die weibliche Zielgruppe zu adressieren, münden nicht selten in der Entwicklung von Klischee-geladenen “Mädchenspielen”.
Ein weiterer Bereich, der sich nicht durch Gender-Diversität auszeichnet, sind Phänomene der heutigen Gaming-Kultur, die vor allem im sozialen Raum stattfinden. So sind etwa Gaming-Veranstaltungen, der E-Sport (Computerspielen als Wettkampf), die Streaming- und Let’s Play-Szene sowie (Online-)Communities rund ums Gaming stark männlich geprägt. Mädchen und Frauen haben nach wie vor mit Klischees und geschlechtsspezifischen Diskriminierungen zu kämpfen. Dies kann dazu führen, dass diese eine Partizipation in der Gaming-Kultur ablehnen oder bereits im Vorfeld nicht als Möglichkeit für sich wahrnehmen.
Viele dieser Probleme sind auf geschlechtsspezifische Sozialisierung, die (bewusste oder oftmals auch unbewusste) Vermittlung von stereotypen Rollenbildern oder auf fehlende Rollenvorbilder zurückzuführen. Um dem entgegenzuwirken, wurden in den letzten Jahren vermehrt Initiativen, die sich für ein diskriminierungsfreies Umfeld sowie Diversität in der Gaming-Kultur und Spieleindustrie einsetzen, ins Leben gerufen. Auch als Elternteil können Sie einen wertvollen Beitrag dazu leisten, um ihre Kinder entsprechend zu sensibilisieren und zu fördern.
Die folgenden Tipps sollen Sie dabei unterstützen:
- Tauchen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern in die Vielfalt der Computerspiele ein. Ermutigen Sie Ihre Kinder dabei, ihre eigenen Vorlieben zu entwickeln, unabhängig von geschlechtsspezifischen Stereotypen. Achten Sie bei der Spielauswahl auf die individuellen Interessen Ihrer Kinder und suchen Sie nicht gezielt nach Spielen “für Mädchen” oder “für Jungen”.
- Thematisieren Sie mit Ihren Kindern Charaktere und Geschichten in Computerspielwelten und reflektieren Sie gemeinsam über Rollenbilder, die in den Spielen vermittelt werden. Auch wenn Sie erst wenig eigene Erfahrungen mit Computerspielen haben, kann dies gut gelingen. Nehmen Sie dabei Ihre Kinder als Expert*innen wahr und lassen Sie sich die Spielwelten näherbringen.
- Regen Sie Ihre Kinder dazu an, Ideen für Computerspiele zu entwerfen – geprägt von ihren eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen in Bezug auf die Spielwelten.
- Gehen Sie auf eine Gaming-Messe (wie etwa die GAME CITY im Wiener Rathaus), sehen Sie sich eine Aufzeichnung eines E-Sport-Finales auf YouTube an oder verfolgen Sie einen Livestream eines Computerspiels auf Twitch. So bekommen Sie einen ersten Eindruck von der heutigen Gaming-Kultur und können die Faszination vieler Kinder und Jugendlicher besser verstehen.
- Sprechen Sie mit Ihren Kindern offen über Stereotype, Vorurteile und geschlechtsspezifische Ausgrenzungen, die in der Gaming-Szene existieren können. Erklären Sie, dass das Geschlecht beim Gaming keine Rolle spielen sollte und jeder das Recht hat, die eigenen Interessen zu verfolgen.
- Sprechen Sie mit Ihren Kindern über sexistische Kommentare und Verhaltensweisen, denen sich möglicherweise in der Gaming-Kultur begegnen können, z.B. in Online-Chats beim Gaming. Ermutigen Sie Ihre Kinder, etwaige Vorfälle in der Familie offen anzusprechen. Gemeinsam kann der Umgang damit thematisiert werden. Tipps und Materialien zum Thema Hatespeech und Cybermobbing im Netz finden Sie auf saferinternet.at oder klicksafe.de.
Kommentare
Thomas W.
Hi, toller Artikel! Bitte mehr Artikel dieser Art. Viele Grüße