Elternsein ist ein großes Abenteuer. Sich der Verantwortung für Kinder zu stellen, diese zu begleiten, präsent zu sein, Schlafentzug auszuhalten, finanzielle Belastungen zu stemmen, eigene Bedürfnisse hintenanzustellen und vieles mehr, was Elternschaft mit sich bringt, verdient Wertschätzung und Anerkennung. Und das unabhängig davon, in welcher Familienform dies alles geleistet wird. Realität sieht leider anders aus. Jede Familienform, seien es Alleinerziehende Eltern, Regenbogenfamilien, Großfamilien, Patchworkfamilien sieht sich immer wieder massiven Vorwürfen und Vorurteilen ausgesetzt: Alleinerziehende mißbrauchen ihre Kinder als Partnerersatz, Eltern in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung verhalten sich egoistisch, stellen Ihre Bedürfnisse über die der Kinder und Patchworkfamilien versinken im Chaos. Nur die traditionelle Familie scheint das Biotop für optimale Entwicklungsmöglichkeiten aller Beteiligter darzustellen. Dieses Bild der „heilen Familie“ sitzt in den Köpfen fest und stellt die Norm dar. Davon abzuweichen, wird als Kompromisslösung verurteilt. Was sind die Folgen dieser nach wie vor rigiden Vorstellung?
Schuldgefühle – Unliebsame Begleiter der Vielfalt
Entspricht man nicht der Norm der „traditionellen Familie“, bleibt den Familien die soziale Anerkennung versagt, wird Wertschätzung verweigert, führt dies sehr oft zu Schuldgefühlen der Eltern den Kindern und oft auch dem sozialen Umfeld gegenüber. Diese Schuldgefühle lähmen, verengen den Blick auf die Möglichkeiten der neuen Familienform und verhindern, dass Eltern sich die richtigen Fragen stellen. Wenn nur der Mangel wahrgenommen wird, das Unveränderbare, fehlt die Energie und Kraft, präsent im Erziehungsalltag zu sein und ein Familienleben zu kreieren, das den Bedürfnissen aller Beteiligter immer wieder gerecht wird.
Elternschaft ist ein Abenteuer
Kinder im Leben zu begleiten ist ein Abenteuer und eine sehr individuelle Sache. Kein Kind gleicht dem anderen, keine Mutter gleicht einer anderen, kein Vater einem anderen. Diese Einzigartigkeit der eigenen Familie zu umarmen und das Leben als Familie zu gestalten, die genauso einzigartig ist, wie ihre Mitglieder, darf der Fokus der Aufmerksamkeit sein. Unsicherheiten in der Erziehung, Fragen zur Entwicklung, Konfliktsituationen an der Tagesordnung, das sind Themen, die völlig unabhängig von der Familienform jede Mutter und jeden Vater immer wieder beschäftigen. Kein Tag im Leben mit Kindern gleicht dem anderen, alles ist in ständiger Veränderung. Eltern sind immer wieder stark gefordert, diesen Veränderungen zu begegnen. Auf diesem Weg sollten Eltern unterstützt und gestärkt werden.
Was Kinder brauchen
Nicht die Familienform entscheidet, ob Kinder sich gut entwickeln können, sondern wie gut ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Zeit, Zärtlichkeit und Zuwendung können Kinder in jeder Familienform erfahren. Authentische Eltern zu haben, die gut auf ihre eigenen Bedürfnisse schauen, denen es gut geht, so gut, dass sie sich ausreichend um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern können, ist das, was Kinder brauchen.
Haben Sie als Eltern Mut:
Mut zu ihrem eigenen Weg.
Mut, gut genug sein zu dürfen.
Mut, Perfektion und unerfüllbare Ansprüche an sich selbst, abzulegen.
Mut, das Abenteuer Elternschaft zu wagen und es zu einem einzigartigen Weg werden zu
lassen, zu Ihrem Weg!
Dabei wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Kraft
Ihre Anja Wagner-Kollerics
Kommentare
Josef
Es stimmt, dass die oft massiven Vorwürfe beispielsweise, Alleinerziehende missbrauchen ihre Kinder als Partnerersatz, Eltern in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung verhalten sich egoistisch und Patchworkfamilien versinken im Chaos völlig überzogen und falsch ist. Andererseits wird aber gerne der Eindruck vermittelt, die bunten Familienformen, wie eine Patschwork-Form seinen das Paradies auf Erden und diese Familien würden mit Leichtigkeit ihr Leben meistern. Ich wende mich gegen die Oberflächlichkeit in der Diskussion. In traditionellen Familien sind die Beziehungen oft ein Scherbenhaufen. Ein umso grösserer Scherbenhaufen sind oft Patschworkfamilien. Und bei Alleinerziehenden "glänzt" immer ein Elternteil durch seine Abwesenheit. Also fehlt ein entscheidender Teil! In negativer Weise ist er doch da, weil er ja erheblich zur Familie beigetragen hat. Sie wissen, was ich meine! Was mir in der Elternbildung fehlt, ist die Frage, wie können Jugendliche besser auf eine vertrauensvolle und stabile Ehebeziehung vorbereitet werden. Die romantischen und unverbindlichen Liebesbeziehung sind selten von Dauer. Josef, Vater von 5 Söhnen