Wenn Sie mit einem hungrigen Kind in den Supermarkt gehen, ist der Trotzanfall quasi vorprogrammiert. Hunger, Durst oder Müdigkeit lassen die Wahrscheinlichkeit für Trotz enorm steigen. Es gibt so ein paar klassische Situationen, deren Anforderungen Trotz geradezu herausfordern. Diese möchte ich in der Folge kurz beschreiben und natürlich auch die passende elterliche Reaktion darauf.
Nummer 1 „Selber“
Ganz stark ist natürlich das Thema „Selber machen“ – es gibt kaum etwas, was die Knirpse jetzt nicht selbst und alleine schaffen möchten. Da hilft nur eins, Zeit einplanen, mindestens doppelt so viel, wie Sie ohne Kind brauchen würden! In vielen Bereichen kann man den Kindern das „Selber machen“ auch gerne erleichtern – so ist zum Beispiel eine Hose mit Gummibund leichter anzuziehen als eine Jeans mit Gürtel. Diese Erleichterung des Alltags ist keineswegs mit Verwöhnung gleichzusetzen, im Gegenteil, so schaffen wir Erfolgserlebnisse und Motivation. Wenn Sie Skifahren lernen, beginnen Sie ja auch am Übungshang und nicht auf der schwarzen Piste!
Nummer 2 „Das fehlende Zeitgefühl“
Kinder in diesem Alter haben auch noch wenig Zeitgefühl, wenn möglich, sollten Sie lange Wartezeiten für das Kind vermeiden. Wenn das Kind auf den Spielplatz möchte und Sie vorher noch etwas zu erledigen haben, ist es für das Kind einfacher, die Zeitspanne vorstellbar und bildlich erklärt zu bekommen. „Ich bügle noch diese drei Teile und dann gehen wir!“ Variante: Sie stellen das Handy oder die Eieruhr auf die gewünschte Zeit und „Wir gehen dann, wenn es läutet“. Das ist viel deutlicher als die beliebte Eltern-Aussage „Gleich!“
Nummer 3 „Ins Spiel vertieft“
Trotzanfälle entstehen auch gerne, wenn Kinder sehr in ihr Spiel vertieft sind und plötzlich zum Essen kommen oder aufbrechen sollen. Auch hier lässt sich gut die Eieruhr-Methode einsetzen, das Kind weiß dann, dass es bald aufhören muss zu spielen.
Nummer 4 „Eigene Ordnungsmuster“
Viele Kinder bestehen jetzt auf bestimmten Ordnungsmustern, die sie sich selbst zurechtgelegt haben. So wollten meine Töchter nur von grünen bzw. orangen Plastiktellern frühstücken, der Kakao musste natürlich im farblich passenden Becher serviert werden. Solche Wünsche zu erfüllen, natürlich sofern sie einigermaßen leicht erfüllbar sind, hat wiederum nicht mit Verwöhnen zu tun. Unsere Welt ist so voller Reize, Kinder beginnen sie in diesem Alter zu ordnen, einfach um sich einen Überblick zu schaffen und nicht völlig überfordert zu sein. Solche Eigenheiten vergehen meist ganz von selbst – auch meinen Töchtern ist es mittlerweile egal, wie der Frühstücksteller aussieht. Hauptsache, das Frühstück schmeckt!
Nummer 5 „Zu viele Neins“
Kinder hören in diesem Alter viele Neins – wenn es davon zu viele gibt, reagieren sie frustriert. Einige Nein’s lassen sich durch geschickte „Umweltgestaltung“ vermeiden. Eine kindersichere Wohnung erfordert wesentlich weniger Nein’s als ein Wohnzimmer mit giftiger Zimmerpflanze, zerbrechlichen Gläsern auf Kniehöhe und leicht zugänglichen Steckdosen.
Fazit:
Wenn wir die Situationen kennen, in denen unsere Kinder gerne ausflippen, ist es durchaus legitim, diesen Situationen eine Zeitlang aus dem Weg zu gehen – also zum Beispiel den Einkauf lieber alleine ohne Kind zu erledigen! Es werden sich genug Situationen ergeben, wo Sie den Trotzanfall nicht verhindern können. Natürlich soll es nicht das Ziel sein, dem Kind alle sprichwörtlichen Steine aus dem Weg zu räumen, das würde es wichtiger Lernerfahrungen berauben.
Das Trotzalter ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Selbstständigkeit, Kinder haben einige Lernaufgaben zu erledigen wie zum Beispiel die Einsicht:
Meine Fähigkeiten sind nicht unbegrenzt!
Innerhalb eines Jahres haben sie sich vom völlig hilflosen Neugeborenen zu einer kleinen Persönlichkeit entwickelt, haben Greifen, Krabbeln und noch viel mehr gelernt, sie können auf einen Schalter drücken und es wird Licht. Dass es dann ärgerlich ist, dass diese blöden Socken nicht auf die Füße wollen, ist durchaus verständlich, oder?
Online-Kurs „Der kleine Trotzkopf und ICH“
Birgit S.
Sie ist berufstätige Mutter von zwei Söhnen. Hauptberuflich in der Wissenschafts- kommunikation und als freie Journalistin tätig, plaudert sie unter dem Pseudonym „Mutti“ seit 2009 in ihrem Blog aus dem Nähkästchen: „Muttis Nähkästchen“
https://muttis-blog.net
Um Nadel, Faden und Zwirn geht es hier dennoch nicht, sondern vielmehr um Begleitung, Erziehung, Kommunikation mit Kindern, Tipps rund den Alltag mit Kindern, die Behebung des einen oder anderen Wehwehchens und auch ganz viel Scheitern. Das sind Erfahrungsberichte aus erster Hand sowie relevante Inhalte zu Themen, die uns Eltern bewegen – insgesamt möglichst lösungsorientiert.
Trotzphase: Geheimrezepte einer leidgeprüften Mutter
Rund um den zweiten Geburtstag ist etwas Sonderbares passiert: Aus meinem stets fröhlichen kleinen Schatz wurde ein grantiger Wutzwerg.
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