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Die Relevanz von Ritualen bei hochsensitiven/hochsensiblen Kindern

von Elisabeth Heller

Elternbildung
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Was bedeutet „hochsensitiv/hochsensibel“?Elternbildung

Hochsensitivität/Hochsensibilität ist keine psychische Störung oder Krankheit, vielmehr handelt es sich um eine (zu einem großen Teil vererbte) Persönlichkeitseigenschaft, die bei ca. 20 – 30% der Bevölkerung auftritt und unter stimmigen Bedingungen als wertvolle Ressource und Begabung erlebt werden kann.

Wie bei hochsensitiven Erwachsenen ist auch bei den ebenso veranlagten Babys und Kindern ihre Wahrnehmung und Reizverarbeitung aufgrund einer besonderen neuronalen Veranlagung differenzierter und intensiver als bei den meisten anderen Menschen. Sie nehmen mehr subtile Informationen auf, denken viel nach und spüren auch auf der Gefühlsebene alles viel intensiver. Ihre Reizoffenheit und Sensibilität macht sie allerdings auch verletzlicher und schneller reizüberflutet.
Übergänge und Veränderungen jeglicher Art stellen für hochsensitive/hochsensible Kinder oft eine große Herausforderung dar. Regelmäßigkeiten und Rituale können im Alltag daher eine wertvolle Unterstützung sein.

Warum sind regelmäßige Abläufe und Rituale für hochsensitive/hochsensible Kinder so wichtig?Elternbildung

 Die Begrifflichkeiten „Ablauf“ und „Ritual“ werden in der Literatur oft unterschiedlich verwendet. Aus meinem persönlichen und beruflichen Verständnis heraus sehe ich in einem regelmäßigen Ablauf eine bestimmte Reihenfolge gewisser Tätigkeiten, z.B. bei der Morgenroutine: in der Früh das Kind durch Streicheln und sanfte Worte wecken, es dann zum Klo begleiten, die Kleidung zum Anziehen herrichten, danach gemeinsam frühstücken, etc. Unter einem Ritual verstehe ich eine wiederkehrende Handlung, die einen ganz bestimmten Zweck verfolgt, z.B. eine Babymassage nach dem Baden, um das hochsensitive/hochsensible Kind auf das – wegen der vielen taktilen Reize oft herausfordernde – Anziehen vorzubereiten.

Sowohl regelmäßige Abläufe als auch wiederkehrende Rituale geben hochsensitiven/hochsensiblen Kindern Sicherheit, Halt und Orientierung.

Die Bedeutung von AlltagsritualenElternbildung

 Meiner Erfahrung nach sind vor allem regelmäßige Alltagsrituale für hochsensitive/hochsensible Kinder besonders wichtig. Sie helfen ihnen, die für sie oftmals schwierigen Übergänge im Tagesablauf leichter zu bewältigen (z.B. mittels einer Gute-Nacht-Geschichte oder Plauder-Zeit vor dem Einschlafen).

Wiederkehrende Alltagsrituale im Tagesablauf des Kindergartens oder der Schule (z.B. Morgenrunde, Ertönen einer Zimbel zur Ankündigung einer gemeinsamen Aktivität, Abschiedsrituale wie Hand geben oder Winken, etc.) erleichtern sowohl die Eingewöhnung als auch später die kontinuierliche Bewältigung des Kindergarten- oder Schulalltags.

„Größere“ Ereignisse, wie z.B. Weihnachten, stellen für hochsensitive/hochsensible Kinder oft eine extreme Überreizung dar – auch hier erleichtern gleichbleibende Alltagsrituale und gewohnte Abläufe (z.B. Weckritual, gemeinsames Frühstück, etc.) eine positive Bewältigung. Für sich wiederholende, aber dennoch unterschiedliche größere Ereignisse im Jahr (Weihnachten, Ostern, Geburtstage, etc.) eignen sich meiner Erfahrung nach zusätzlich sich zyklisch wiederholende Rituale (z.B. gemeinsames Schmücken der Wohnung/des Hauses nach Anlass und Jahreszeit, gemeinsames Zubereiten entsprechender besonderer Speisen, Aufhängen eines Kalenders zum Abhaken der Tage bis zum Ereignis, etc.).

Die Bedeutung sozialer und gemeinschaftlicher RitualeElternbildung

Da hochsensitive/hochsensible Kinder in der Regel sehr empathisch, gerechtigkeitsliebend und harmoniebedürftig sind, erleichtern soziale und gemeinschaftliche Rituale das Gefühl einer sicheren und stabilen Bindung (z.B. durch gemeinsames Singen, Spielen, etc.) Nach Konflikten können versöhnungsstiftende Rituale das Wiederherstellen von Sicherheit und sozialer Ordnung erleichtern (z.B. durch Hände geben, Umarmen, etc.).

Wie entwickeln sich Rituale bei hochsensitiven/hochsensiblen Kindern?Elternbildung

 Grundsätzlich brauchen wir uns weder als Eltern noch als Pädagog*innen Rituale für unsere hochsensitiven/hochsensiblen Kinder „ausdenken“. Kinder entwickeln die für sie bedeutsamen Rituale in der Regel „ganz von selbst“ – durch Spielen, Nachahmen, Wiederholen (vgl. André Stern, 2012, Die Rhythmen und Rituale unserer Kinder).

Da für hochsensitive/hochsensible Kinder Sicherheit ein zentrales Grundbedürfnis darstellt, und sowohl Gewohnheiten als auch Rituale diesem Bedürfnis Rechnung tragen, sind sich wiederholende Abläufe und ritualisierte Handlungen für hochsensitive/hochsensible Kinder meistens eine Selbstverständlichkeit. Rituale und gleichbleibende Abläufe sind ihnen so wichtig, dass sie bei deren Ausbleiben diese in der Regel vehement einfordern (z.B. den immer gleichen Schulweg, die immer gleich zubereitete Mahlzeit, das immer gleiche Abendritual, etc.).

Rituale sind nicht starr, sie dürfen sich verändern und entwickelnElternbildung

Je nach Alter und Entwicklungsstand verändern sich Abläufe und Rituale natürlich – wieder „ganz von selbst“. Halten Sie nicht an alten Gewohnheiten fest, wenn Ihr hochsensitives/hochsensibles Kind etwas verändern möchte!

Was tun, wenn Rituale einmal nicht eingehalten werden könnenElternbildung

Aus meiner beruflichen Erfahrung halte ich es für sehr wichtig (- wenn auch im Alltag nicht immer einfach! -) eine Balance zu finden zwischen Ritualen (- die Ihrem hochsensitiven/hochsensiblen Kind Sicherheit geben!), und trotzdem einer gewissen Flexibilität (- damit unvorhersehbare Situationen für das Kind aushaltbar bleiben und auch Ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen!).

Wenn ein hochsensitives/hochsensibles Kind die Erfahrung machen darf, dass seine Bedürfnisse in der Regel erfüllt werden und ein NEIN in der Begleitung des Kindes nicht inflationär verwendet wird, wird es lernen, dass ein NEIN – wenn es doch einmal kommt – einen Grund/einen Sinn hat. Das hochsensitive/hochsensible Kind kann diesen Grund intellektuell vielleicht nicht immer verstehen, aber es wird dennoch versuchen, die neue Situation (das Nicht-Einhalten des gewohnten Rituals) zu akzeptieren und sich möglichst kooperativ zu verhalten. Sollte dies nicht der Fall sein und Ihr hochsensitives/hochsensibles Kind eindeutiges Abwehrverhalten zeigen (z.B. Brüllen, Schreien, Schlagen), können Sie in der Regel davon ausgehen, dass das Kind in diesem Moment mit der Bewältigung der (neuen) Situation tatsächlich überfordert ist. Schimpfen Sie nicht mit ihm, sondern geben Sie ihm Halt und Sicherheit – so gut Sie können!

Ritual versus ZwangElternbildung

In Hinblick auf Hochsensibilität/Hochsensitivität möchte ich zum Abschluss noch kurz auf individuelle Zwangsrituale (Zwangshandlungen) bei hochsensitiven/hochsensiblen Kindern eingehen, da diese leider nicht selten auftreten. (Von einer Zwangsstörung im medizinischen Sinne spricht man allerdings erst dann, wenn die Handlungen von den Betroffenen gegen ihren Willen praktiziert werden.) Zwangshandlungen dienen in der Regel dazu, Angst und Anspannung abzubauen (- zumindest kurzfristig!). Zwangsrituale bei Kindern (wie z.B. häufiges Händewaschen, „Bussirituale“, etc.) sind unbedenklich, solange weder die Lebensqualität des Kindes noch die der Familie darunter leiden und die Zwangsrituale vorübergehend sind.

Sollten Sie jedoch einen erhöhten Leidensdruck bei sich oder Ihrem hochsensitiven/hochsensiblen Kind wahrnehmen, scheuen Sie sich bitte nicht, professionelle Unterstützung zu suchen und anzunehmen!

Fazit und AusblickElternbildung

Rituale jeglicher Art stellen für hochsensitive/hochsensible Kinder eine wertvolle Ressource dar, die gefördert werden sollte.

Bedenken Sie außerdem: Auch hochsensitive/hochsensible Erwachsene lieben Gewohnheiten und Rituale!


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