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Das Erleben der Kinder bei elterlicher Trennung/Scheidung

von Mag.a Sandra Geisler

Elternbildung
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Eine Scheidung der Eltern ist eine Krise für Eltern und Kinder, die eine ganze Reihe von Affekte, Gefühle, Ängste hervorruft. Ein einigermaßen psychisch gesundes Kind muss auf diese Krise reagieren, weil die Scheidung ja einen massiven Einschnitt in die bisher vertraute Welt und die bisherigen Beziehungen zu Mama und Papa, den beiden wichtigsten Menschen, darstellt (wir brauchen nur daran zu denken, wie es uns ginge, wenn uns ein Mensch, den wir über alles lieben, plötzlich verlässt).

Die Trennung der Eltern ruft bei Kindern eine ganze Reihe von Ängsten und Affekten hervor. Nachstehend seien einige genannt:

  • Angst, den weggeschiedenen Elternteil nie mehr wieder sehen zu können – ihn also für immer zu verlieren.
  • Angst, speziell bei kleinen Kindern, die Liebe der Eltern zum Kind zu verlieren.
  • teilweiser Identitätsverlust.
  • aggressive Gefühle (hat zum Teil mit abgewehrten Schuldgefühlen und abgewehrten Ängsten zu tun).
  • massive Schuldgefühle (Figdor 1994, 34ff).

Unmittelbare Scheidungssymptome:

  • Kinder zeigen nach der Trennung ihrer Eltern Symptome wie Allgemeine Unruhe, Unausgeglichenheit, Unkonzentriertheit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Lustlosigkeit.
  • Kinder wirken „verwirrt“, „verträumt“, „abwesend“
  • Viele beginnen wieder, nachts einzunässen
  • Oft kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten, vor allem zu disziplinären Schwierigkeiten in Kindergarten und Schule
  • Manche entwickeln psychosomatische Symptome, wie Magenschmerzen, Kopfschmerzen, o.ä.
  • Die meisten zeigen beträchtliche Irritationen des Gefühlsbereichs: sie leiden unter Ängsten bzw. erhöhter Ängstlichkeit, Ruhelosigkeit und Trauer, Schüchternheit

Bei fast allen ist ein deutlicher Anstieg des Aggressionspotenzials zu bemerken, das sich in Form von Ärger oder Wut z.B. an anderen Kindern entlädt. Kinder verhalten sich trotzig uns stur, mache werden laut und bestimmend, wollen immer im Mittelpunkt stehen und werden so von der Gruppe und der Pädagogin als störend empfunden.

Einige reagieren mit verstärkter Abhängigkeit von erwachsenen Bezugspersonen. Das Bedürfnis nach Fürsorge und Liebe ist sehr groß. Kinder sind dann „anlehnungsbedürftig“, suchen die Nähe, suchen Anerkennung, sind „anhänglich“. Andere reagieren mit sozialem und / oder emotionalem Rückzug. Kinder werden  als „still“, „wortkarg“, „verschlossen“, „zurückgezogen“ beschrieben.

Es gibt auch Kinder, die in der Früh, beim In-den-Kindergarten-Kommen, (wieder) Angst vor der Trennung vom Elternteil zeigen. Oder die (wieder) Angst haben, dass die Mama mich nicht abholt. Andere wollen gar nicht mehr in den Kindergarten /Schule gehen.

Was noch zu bedenken ist: Manche Kinder reagieren – von außen betrachtet – nicht auf die Scheidung. Wichtig zu wissen ist hier, dass die Tatsache, dass wir als Außenstehende nichts bemerken können, nicht heißt, dass die Scheidung dem Kind nichts ausmacht. Denn der Verlust der Familienwelt bringt alle Beteiligten aus ihrem Gleichgewicht.

„Langzeitfolgen“ von Scheidung:

  • Probleme im Umgang mit Aggressionen.
  • Selbstwertprobleme.
  • Probleme mit der Geschlechtsidentität.
  • Probleme in Partnerschaften.
  • Probleme in der Adoleszenz (Figdor 2011, 70ff).

Lit:

Figdor H. (2011): Scheidungskinder – Wege der Hilfe. Psychosozial Verlag. Gießen. 7. Auflage

Figdor, H. (1994): Kinder aus geschiedenen Ehen: Zwischen Trauma und Hoffnung. Matthias-Grünewald-Verlag. Mainz. 4. Auflage


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