Mit einem langweiligen Käsebrot oder einem Wurstsemmerl, wo das obligatorische Gurkerl bereits die halbe Semmeloberseite in ein schwabbeliges Etwas verwandelt hat, lässt sich kaum ein Kind beeindrucken. Auch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht handelt es sich bei diesen beiden Pausenklassikern nicht gerade um eine ideale Kinderjause.
Die richtige Jause hingegen trägt wesentlich zu einer ausgewogenen Ernährung bei und spielt gerade bei den Kleinen eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit dem Frühstück sollte die Jause ca. 1/3 des täglichen Nährstoffbedarfs liefern. Der Nachschub an Energie sorgt zudem für eine längere Konzentrationsfähigkeit.
Mit 4 einfachen Bausteinen lässt sich eine optimale Jause zusammenstellen. Dazu zählen:
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ein Getreideprodukt:
Egal ob Brot, Weckerl, Nudel-, Reis- oder Couscoussalat, Wrap, Pitabrot oder doch Müsli – Getreideprodukte gibt es in vielen Formen und auch bei der Jause gilt: Abwechslung ist Trumpf! Wer dann noch möglichst oft zu Vollkornprodukten greift, liegt absolut richtig! Gebäck und Nudeln aus fein vermahlenem Vollkornmehl unterscheiden sich optisch und geschmacklich kaum von der Weißmehlvariante, doch der Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen fällt doch beträchtlich höher aus.
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ein Milchprodukt
Milchprodukte sind hervorragende Kalziumquellen und sorgen damit für starke Knochen. Bei Milch und Joghurt eignen sich am besten Produkte mit einem Fettgehalt zwischen 1% und 1,8%. Diese liefern wichtige fettlösliche Vitamine aber weniger Fett als die Vollmilchvariante. Auch Topfen, Käse, Frischkäse, Hüttenkäse, Buttermilch oder Sauermilch sorgen für mehr Vielfalt in der Jausenbox. Eine weitere Alternative sind Sojaprodukte mit Kalziumanreicherung.
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Gemüse und/oder Obst
Die saftigen und knackigen Vitamin- und Mineralstoffspender sollten bei keiner Jause fehlen! Bereits in mundgerechte Stücke geschnitten, als Fingerfood, wirken ein Apfel oder eine Karotte jedoch deutlich attraktiver als am Stück. Riesige Berge an Grünzeug können zudem gerade kleine Kinder manchmal überfordern. Als Resultat kommt die gut gemeinte Gemüseplatte in der Jausenbox unangetastet wieder nach Hause. In diesem Fall sind kleine Portionen an Obst und Gemüse sinnvoller – denn besser ein bisschen etwas als gar nichts!
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ein zuckerarmes Getränk:
Der beste Durstlöscher ist Wasser. Stark verdünnte Fruchtsäfte (100% Frucht ohne Zuckerzusatz) sowie Früchte- oder Kräutertees ohne Zucker sind ebenfalls geeignet. Limonaden hingegen zählen zu den Süßigkeiten und nicht zu den Durstlöschern. Komplett ungeeignet für Kinder sind wegen ihres Koffeingehaltes Kaffee, schwarzer Tee, grüner Tee, Cola und Eistee.
Jetzt wird’s bunt!
Nachdem nun die Frage nach dem WAS in der Jausenbox geklärt ist, stellt sich noch die Frage nach dem WIE. Denn, nur weil eine Jause wertvolle Nährstoffe liefert, heißt das noch lange nicht, dass dabei Genuss und Freude beim Verspeisen aufkommen oder, dass sich Kinder dafür begeistern können. Mit einfachen Mitteln und etwas Planung lässt sich aber aus jeder Jausenvariante eine kreative Kinderjause zaubern, die den Spieltrieb weckt und die kleine Zwischenmahlzeit zum aufregenden Erlebnis werden lässt. So entsteht beispielsweise aus einem gewöhnlichen Haferflocken-Müsli, geriebenem Apfel und Naturjoghurt mit Hilfe von einigen Tiefkühl-Himbeeren, zwei Rosinen und einem Stückchen Apfelschale ein gefährliches Seemonster. (FOTO SEEMONSTER)
Besonders praktisch sind außerdem Ausstechformen um Gemüse, Brot oder Käse in putzige, kindgerechte Formen zu verwandeln. Ein Stück Brot wird durch einen Käse-Smiley zum Hingucker und ein paar Karotten-Herzchen oder Sternchen lassen oftmals Kinderherzen höher schlagen. Je bunter dabei die Jause ausfällt, umso besser. Rote und gelbe Paprikawürfel wirken beispielsweise anziehender als einfarbige Würfel. Wer etwas mehr Zeit aufwenden möchte, kann natürlich seiner Fantasie freien Lauf lassen. (FOTO Frosch)
Damit die Zeit in der Früh nicht zu knapp wird, können einige Bestandteile der Jause, wie Aufstriche, bereits am Vorabend, vielleicht gemeinsam mit dem Kind, vorbereitet werden.
Selbst wenn mit Ausstechern gearbeitet wird, müssen keine Lebensmittel weggeschmissen werden. Gemüsereste eignen sich hervorragend für Suppen und Saucen. Käsereste können zum Überbacken von Aufläufen oder selbst gemachter Pizza verwendet werden und aus Brotreste lassen sich Croûtons, „Semmel“würfel oder ein Scheiterhaufen herstellen.
Damit die Jause auch noch bis zur großen Pause ein appetitlicher Augenschmaus bleibt, ist die Verpackung entscheidend. Für Milchprodukte eignen sich beispielsweise Isolierbehälter, um sie frisch und kühl zu halten. Für Brote hingegen sind wiederverwendbare Verpackungen ideal. Kleine Silikonförmchen schaffen schließlich Ordnung in der Jausenbox und trennen Obst- und Gemüsestücke von Backwaren, denn keiner mag matschige Pausenbrote!
Hanni Rützler
Mag. Hanni Rützler hat sich als Pionierin der Ernährungswissenschaft, als Entwicklerin und Forscherin mit ihrem multidisziplinären Zugang zu Fragen des Ess- und Trinkverhaltens über die Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Bei ihrem Themenschwerpunkt "Future Food – Die Zukunft des Essens" arbeitet sie eng mit dem Zukunftsinstitut zusammen. Darüber hinaus bietet ihr "futurefoodstudio", in unmittelbarer Nähe des multikulturellen Brunnenmarktes, verschiedene kulinarische Workshops zu den Themen Wahrnehmung, Genuss, Geschmack und Gesundheit an, die Theorie und Praxis, Gegenwart und Zukunft inspirierend in Verbindung bringen.
www.futurefoodstudio.at
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