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Bindungsentwicklung

von Katarina Eglin

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Der Begriff „Bonding“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Verbindung“. Er beschreibt den natürlichen Entwicklungsprozess der emotionalen Beziehung zwischen einem Säugling und seinen Eltern.

In der sogenannten Bondingphase lernen sich frischgebackene Eltern und Neugeborenes normalerweise unmittelbar nach der Geburt kennen. Idealerweise findet dieser erste intensive nachgeburtliche Kontakt innerhalb der ersten beiden Lebensstunden statt, wie diverse Studien belegen. Dabei wird das nackte Neugeborene bestenfalls bereits wenige Minuten nach der Geburt oft noch im Kreißsaal auf die nackte Brust der Mutter gelegt.

Hier macht das Baby erste wichtige Sinneserfahrungen. Es spürt die Körperwärme, hört den vorgeburtlich bereits vertrauten Herzschlag, nimmt den Körpergeruch wahr. Auch die Stimme der Eltern ist ihm bereits bekannt.

Erste Stillversuche finden ebenfalls in den ersten Lebensstunden des Neugeborenen statt. All das vermittelt Nähe, Vertrauen, Geborgenheit und Sicherheit.

Darauf sind wir als Menschen auch dringend angewiesen, denn kein Lebewesen ist unmittelbar nach der Geburt hilfloser als wir. Damit sind Sicherheit und konstante Nähe zu Schutz bietenden Personen überlebenswichtige Aspekte. Das Bedürfnis nach menschlicher Nähe gehört zu den natürlichen Grundbedürfnissen eines jeden Neugeborenen.

Wird ein Baby nun vorzeitig geboren, dann findet der erste nachgeburtliche Kontakt zwischen dem sogenannten Frühchen und seinen Eltern häufig erst verspätet statt. An erster Stelle steht die medizinische Versorgung des Kindes. Auch der in vielen Fällen bei einer Frühgeburt stattfindende Kaiserschnitt erschwert oftmals die erste Kontaktaufnahme zwischen Mutter und Kind.

Wenn das Neugeborene besonders früh zur Welt kam, dann kann es sogar sein, das viele Tage vergehen, bevor das Kind zum ersten Mal Körperkontakt mit seinen Eltern aufnehmen kann. Diese Bedingungen entsprechen nicht dem Normalfall.

Auch ist das Frühgeborene oftmals noch zu schwach, um sich eindeutig mit typischen Signalen bemerkbar zu machen und sein Bedürfnis nach Hunger oder Angst und Schmerzen zum Ausdruck zu bringen. Dazu gehört beispielsweise lautes Schreien. Möglicherweise haben Mütter, und nach jüngsten Forschungsergebnissen auch Väter, aufgrund des Erlebten zudem mit postnataler Depression oder traumatischen Belastungen zu kämpfen.

Das stört den Aufbau der wichtigen emotionalen Bindung zwischen Eltern und Kind zusätzlich, wissen Experten. Hinzu kommen Berührungsängste vieler Eltern im Umgang mit den zarten Frühchen. Auch hormonell sind viele Frühchen-Mütter noch gar nicht auf die vorzeitige Übernahme ihrer Rolle eingestellt.

Deswegen brauchen betroffene Familien engagierte Unterstützung, um eine normale Eltern-Kind-Beziehung entwickeln zu können. Hier sind die Teams auf den neonatologischen Stationen gefragt, Eltern in der Interaktion mit ihrem Kind zu ermutigen und täglich ausgedehnte Kuschelzeiten zu ermöglichen, sobald die gesundheitliche Situation des Kindes das zulässt.

Auch wenn die Ausgangsbedingungen für Familien von Frühgeborenen nicht optimal sind, so ist das kein Grund zur Sorge, was die Bindungsentwicklung betrifft.

Die sogenannte Känguruh-Therapie ist eine geeignetes Maßnahme, um nachholen zu können, was in den ersten Tagen vielleicht versäumt wurde. Dabei wird das Frühgeborene, nur mit einer Windel bekleidet, für Stunden auf den nackten Oberkörper von Mutter oder Vater gelegt. Dort kann es zur Ruhe kommen und sein Bedürfnis nach Nähe stillen.

Die für das Kind in dieser Position gut wahrnehmbaren Atembewegungen der Eltern stimulieren dabei nachweislich auch den Atemrhythmus des Kindes. Davon profitieren insbesondere anfangs extrem unreife Frühgeborene, für die das eigenständige regelmäßige Atmen noch sehr anstrengend ist. Oft kann die bei ihnen zusätzlich notwendige Sauerstoffgabe während des Känguruhens reduziert werden.

Auch die Eltern profitieren von dieser engen Kuschelzeit. Dabei wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches auch die Eltern-Kind-Beziehung stärkt. Zudem wirkt sich der Körperkontakt anregend auf den Fluss der Muttermilch aus. Das ist von Vorteil, weil sich die Versorgung von Frühgeborenen mit Muttermilch förderlich auf die gesunde Entwicklung der Kinder auswirkt.

Weiterführende Links

Mehr über das Thema sichere Bindung unter

https://www.sichere-bindung.info/
http://safe-programm-austria.at/


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