Heute ist „Muttis Nähkästchen“ der meistgelesenste Familienblog Österreichs. Entstanden ist er 2009 „aus der Not“ und ganz ohne Kalkül. Dennoch war von Anfang an die Privatsphäre meiner Kinder ein wichtiges Anliegen. Und heute – wenn die Kinder selbst schon kritisch mitlesen – ist es wichtiger denn je!
Wie alles begann …
Ich bin in das Thema Bloggen durch eine sehr persönliche Geschichte gerutscht – der Blog ist mir quasi „passiert“: Ich litt 2008/09 nach der Geburt meines zweiten Kindes an einer sogenannten Stilldemenz. Heißt: Ich konnte mir nichts, aber auch gar nichts merken. Zum Beispiel riet mir eine liebe Nachbarin, was ich tun könne, weil mein Kind so hustet. Ich hab den Rat dankend angenommen und ausprobiert – und es hat auch tatsächlich geholfen. Aber als das Kind wenige Wochen später wieder hustete, konnte ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, was sie empfohlen hat und ich auch ausprobiert habe. Erst auf Nachfrage bei besagter Nachbarin ging mir ein Licht auf: ein Schmalzwickel war’s!
Darum war Aufschreiben angesagt. Zuerst schrieb ich auf Papier, aber das bekam sprichwörtlich Beine – ich fand meine Notizen nie, wenn ich sie brauchte. Also hatte mein Mann schließlich Mitleid mit mir und richtete mir einen Blog ein mit den Worten: „Schreib’s doch ins Internet, dann ist es immer da – egal wo du bist!“ Er wusste nicht, was er damit anrichtete …
Keine Klarnamen
Das war 2009. Blog waren damals noch eine absolute Nischenangelegenheit – kaum wer konnte damit etwas anfangen. Anfangs schrieb ich tatsächlich nur für mich alleine, hatte auch alle Suchmaschinen ausgesperrt. Aber weil ich dem Digitalen nicht 100%-ig traute, war es für mich trotzdem klar, dass ich niemals Klarnamen – weder meinen, noch den meiner Kinder verwende. Von Bildern war damals noch gar keine Rede. Ich machte schließlich Notizen und Zusammenfassungen für mich selbst, die keiner Bebilderung bedurften.
Erst nach und nach wurde mir klar, dass die Informationen, die ich da für mich aufschrieb, auch für andere Eltern interessant sein könnten. Erst nach einigen Monaten öffnete ich den Blog für die Öffentlichkeit. Bilder wurden dann zunehmend wichtiger, aber das konnte ich perfekt mit Stockfotos bewerkstelligen. Erst als die stark gestiegenen Zugriffe eine Monetisierung des Blogs ermöglichten und die gesetzlichen Rahmenbedingungen es erforderten, landete zumindest mein Klarname im Impressum.
Wieviel Gesicht muss sein?
Diese Frage stellte ich noch 2017 auf Instagram. Lange, lange zeigte ich nicht mal ein eigenes Gesicht – weder am Blog, noch auf den begleitenden Kanälen in den Sozialen Medien. Das änderte sich langsam – nicht zuletzt auch durch Instagram. Die Leute möchten eben gerne die Person hinter dem Content sehen. Aber meine Kinder sieht man bis heute nicht mit dem vollen Gesicht. Nur Bilder, bei denen das Gesicht bedeckt ist oder die Kids von hinten sichtbar sind, kommen in den Feed.
Jeder Beitrag ist eine Gratwanderung
Aber nicht nur Bilder sind heikel! Der Inhalt meines Blogs ist Service Content für Eltern. Ich versuche also, nicht zu viel Persönliches zu verraten, sondern das Thema an sich in den Vordergrund zu stellen. Denn so mancher Inhalt kann ziemlich peinlich werden für die Kinder. Gerade jetzt im Teenager-Alter sind wir Eltern sowieso per Definition peinlich – und umso peinlicher wird’s, je mehr wir vom Familienleben und den Eigenheiten der Kids verraten. Und weil die Kinder mittlerweile am Blog und auf Instagram mitlesen, bekomme ich ihr Feedback ganz unmittelbar und sehr, sehr deutlich. Darum hole ich speziell bei Kooperationen, bei denen ich ein Bild von ihnen brauche, vorab ihr Einverständnis ein.
Aber auch retrospektiv kann so mancher Artikel ordentlichen Peinlichkeitsfaktor generieren. Darum hab ich so manchen Artikel aus der Baby- und Kleinkindzeit, den ich früher noch als unbedenklich eingestuft hätte, mittlerweile neu bewertet, teilweise umgeschrieben oder ganz entfernt. Bei weit über 1.000 Artikeln am Blog kein leichtes Unterfangen …
Bei jedem neuen Beitrag – egal ob am Blog oder auf Instagram – überlege sehr sorgfältig, welches Thema ich wie darstellen kann. Bei dieser Abwägung versuche ich immer die Perspektive des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. Bevor es zu persönlich wird, stelle ich ein Thema lieber auf einer Metaebene dar und ziehe externe Expertinnen und Experten zu Rate. Oder ich lass es ganz bleiben. Denn nicht jedes Thema ist für die Ohren der Allgemeinheit geeignet.
Mein Fazit
Auch Kinder haben ein Recht am eigenen Bild – und an der eigenen Geschichte. Wir Eltern haben hier die Verantwortung und sollten auch sehr, sehr sensibel damit umgehen, was wir im Internet teilen. Denn das Internet vergisst nicht.
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