Bulimia nervosa
Synonyme: Fress-Kotzsucht, Ess-Brechsucht, Bulimarexie
Definition
Wiederholte Episoden von Heißhungeranfällen mit impulsivem und raschem Verzehr großer Mengen (meist) hochkalorischer Nahrungsmittel, gekennzeichnet durch das Gefühl des Kontrollverlustes über das Essverhalten.
Anschließend ergriffene Maßnahmen, um dem gefürchteten Gewichtsanstieg entgegenzuwirken:
• selbstinduziertes Erbrechen
• rigorose Diäten / periodisches Fasten
• exzessives Betreiben von Sport
• außerdem: Missbrauch von Abführmitteln, Entwässerungsmitteln, Appetitzüglern und / oder Schilddrüsenpräparaten
• bei Diabetikern: bewusste Vernachlässigung der vorgeschriebenen Insulintherapie
Persistierende Zentriertheit auf Körperfigur und -gewicht, welche zentrale Bedeutung für das Selbstwertgefühl haben. Die Waage wird zum Maßstab für Erfolg und Misserfolg.
Charakteristika
Der Beginn liegt meist im Jugendalter. Diät gilt als wichtiger, jedoch nicht zwingender Faktor bei der Entstehung der Erkrankung. Nicht selten gehen Übergewicht und / oder Anorexia nervosa voraus. Im Gegensatz zur Anorexie ist bei der Diagnosestellung das aktuelle Gewicht nicht bedeutend. Bulimikerinnen können sowohl (leicht) unter- oder normalgewichtig, als auch übergewichtig sein. Im Laufe der Erkrankung kann es zum Teil zu großen Gewichtsschwankungen kommen, die häufig im Bereich zwischen -30 und +10% des Normalgewichts liegen.
Das Nichteinhaltenkönnen des selbstauferlegten restriktiven Essverhaltens wird subjektiv als „Versagen“ empfunden. Die Folgen können Schuld- und Schamgefühle sowie Ekel und Frustration oder depressive Verstimmung sein. Die Scham führt zum Verheimlichen des „abartigen“ Verhaltens und bleibt somit in den meisten Fällen unentdeckt von der Umgebung, daher ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen.
Bulimie kann mit (anderen) Suchterkrankungen (Alkohol / Medikamentenmissbrauch, Kleptomanie, Sexsucht) und oder suizidalem Verhalten vergesellschaftet sein; auch Selbstverletzungen (/-stenzenden) werden beschrieben.
„Fressanfälle“
Bevorzugt wird kohlenhydratreiche Nahrung. Der Wert der zugeführten Kalorienzahl schwankt zwischen 1.000 bis hin zu 55.000 pro Essanfall. Interindividuell existiert ein weites Spektrum diverser Arten der Ausführung. Die Palette reicht von zwanghaften und ritualisierten „Esszeremonien“ bis hin zu unkontrolliertem „In-sich-Hineinstopfen“. Das Essen wird zum Teil unzerkaut herunter geschlungen, zuweilen genießerisch geschlemmt oder auch wieder herausgespuckt nach dem Kauen.
Bevorzugung der Abend- und Nachtstunden. Die Fressanfälle finden immer heimlich statt, wohingegen in der Öffentlichkeit normal bzw. sehr gezügelt gegessen wird.
Funktionen der Essattacken:
Neben der Funktion, einer gefürchteten Gewichtszunahme entgegenzuwirken, kann das Erbrechen auch spannungserleichternd wirken oder der sog. „inneren Reinigung“ dienen oder eine Selbstbestrafungsmaßnahme darstellen.
Das zwanghafte Essen kann als Reaktion auf Spannungs- Erregungssituationen anstelle andersartiger Problemlösungsstrategien gedeutet werden; die Probleme werden in sich „hineingefressen“. Häufige auslösende Faktoren von Essanfällen sind Einsamkeit, Traurigkeit, Angst, Stress, Langeweile.
Anorexia nervosa
Synonyme: Pubertätsmagersucht, Magersucht, Anorexia mentalis
Es werden zwei Subtypen unterschieden:
Restriktiver Typ ohne Essanfälle und kein abführendes Verhalten praktizierend
Bulimischer Typ mit regelmäßigen Essanfällen und/oder abführendes Verhalten praktizierend
Definition
Essstörung mit verzerrter Einstellung gegenüber Nahrungsaufnahme, Lebensmitteln und Gewicht; zeitweilige Nahrungsverweigerung oder strikte Nahrungsbegrenzung; resultierender gewollter und provozierter Gewichtsverlust:
Min. 25% gegenüber prämorbidem Körpergewicht und/oder dauerhaft erniedrigt gehaltenes Gewicht von min. 15% unter der Alters- und Größennorm,
definitionsgemäß auch bei einem BMI (Body-Maß-Index) ≤ 17,5;
Gelegentliche Essdurchbrüche oder Fressanfälle.
Aversiv getönte und verzerrte Körperwahrnehmung: die Körperschema-Störung ist selbst eine spezifische psychische Störung: die Angst, dick zu werden wird zu einer überwertigen, irrationalen Idee. Paradoxerweise wächst die Angst vor der Gewichtszunahme noch bei tatsächlichem Gewichtsverlust.
Amenorrhoe (= Ausbleiben der Regelblutung) als Folge einer endokrinen Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen Achse (bei Männern manifestiert sich dieses als Libido- und Potenzverlust).
Verleugnung des Krankheitswerts der Kachexie, des Essfehlverhaltens und der Amenorrhoe
Charakteristika
Hauptmerkmal ist der starke Gewichtsverlust; die Gewichtsabnahme reicht bis zur massiven Kachexie und birgt die Gefahr akut lebensbedrohlicher Folgen.
Die Gewichtsreduktion wird v.a. durch die Vermeidung hochkalorischer Speisen selbst herbeigeführt.
Adjuvant können angewandt werden („Purging“-Verhalten:
• Selbst induziertes Erbrechen
• Selbst induziertes Abführen
• Aktivitätssteigerung
• Gebrauch von Diätzüglern und/oder Diuretika
Das Durchschnittsalter bei Beginn der Anorexie liegt bei 17 Jahren. Beginnt die Erkrankung vor der Pubertät, ist die Abfolge der pubertären Entwicklungsschritte verzögert oder gehemmt (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung und primäre Amenorrhoe bei Mädchen bzw. kindlich bleibende Genitalien beim Knaben).
Binge Eating Disorder
Synonyme: Fresssucht, Essgelage
Definition
Das Wort „Binge“ wird in der englischen Sprache im Zusammenhang mit exzessiven Trinken gebraucht, so dass „Binge-Eating“ auch „Essen wie ein Besäufnis“ bedeuten kann.
Binge-Eating“ bedeutet übersetzt soviel wie „Essgelage“, ist also eine Art Esssucht und gehört zu den Essstörungen. Menschen, die an Binge-Eating-Disorder (BED) leiden, essen oft riesige Mengen an hochkalorischen Nahrungsmittel und können diese Essanfälle nicht kontrollieren.
Wenn wenigstens an zwei Tagen in der Woche Essattacken auftreten und zwar über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Heißhungerattacken sind in der weiteren Folge mit Ekelgefühl gegen sich selbst, Niedergeschlagenheit, Scham und Schuldgefühlen verbunden.
Charakteristika
Als weitere Symptome gelten besonders
• schnelles Essen,
• das Essen ohne Hunger,
• aufgrund von Gefühlen der Schuld, Scham oder Peinlichkeit wird allein gegessen.
• Mehr noch als alkoholkranke Menschen verstehen es Binge-eater geschickt, die Erkrankung selbst vor nahen Freunden oder Familienangehörigen zu verbergen
Über die Ursachen von Binge-Eating gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Etwa die Hälfte der Betroffenen litten oder leiden unter Depressionen. Es ist nicht geklärt, ob die Depression die Esssucht hervorruft oder umgekehrt. Es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass Menschen, die an Esssucht leiden, Schwierigkeiten damit haben, mit ihren Emotionen umzugehen. Viele Menschen, die an Esssucht leiden, sagen, dass Ärger, Wut, Trauer, Langeweile, Angst oder Stress Essanfälle auslösen.
Bestimmte Verhaltensweisen und emotionale Probleme treten bei Menschen mit Esssucht häufiger auf. Darunter fallen
• Alkoholismus,
• impulsives Verhalten,
• Kontrollverlust,
• Isolation von anderen und
• Schwierigkeiten damit, Gefühle zu zeigen oder zu empfinden.
Die Essanfälle können zu Übergewicht und Adipositas führen. Adipositas führt zu weiteren gesundheitlichen Problemen, wie
• Typ 2 Diabetes
• Bluthochdruck
• Hoher Cholesterinspiegel
• Gallenleiden
• Herz- und Kreislauferkrankungen
• Erkrankung des Skelett- und Bewegungsapparates
• Störung der Atemfunktion und Venenleiden
der gehemmt (Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung und primäre Amenorrhoe bei Mädchen bzw. kindlich bleibende Genitalien beim Knaben).
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