Gewalterfahrungen sind allgegenwärtig und machen auch nicht vor der Schule halt!
Kinder und Jugendliche, die Opfer von Gewalt werden, haben oft noch im Erwachsenenalter mit den Folgen zu kämpfen. Diese beeinflussen ihre psychische Gesundheit und Lebensfreude!
Untersuchungen zeigen, aggressives Verhalten lässt sich in der Schule meist auf für die Beteiligten im Moment nicht lösbare Beziehungsprobleme zurückführen.
Die Schule bemüht sich daher allen Kindern und Jugendlichen ein positives Umfeld zur Verfügung zu stellen, das gewaltpräventiv und entwicklungsfördernd wirkt. Aggressivem Verhalten und Diskriminierungen jeglicher Art wird entschieden entgegengetreten. Ängste, Sorgen und Fantasien aller Kinder und Jugendlichen werden ernst genommen. Speziell geschulte Beratungslehrer:innen, Psychagog:innen, Schulsozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innnen kümmern sich besonders um von Gewalterfahrungen Betroffene, sie arbeiten präventiv und stehen Eltern und Erziehungsberechtigten stets als Ansprechpartner:innen zur Verfügung. Gemeinsam mit der Schulgemeinschaft bemühen sie sich um ein Klima der Toleranz und Wertschätzung in der Schule. Sie informieren, schützen und üben auf vielfältige Weise im sozialen Lernen, im Schulalltag, im Leben miteinander, mit Hilfe von Expert:innen und Workshops, wie man Gewalt erkennt und sich und andere vor ihr schützt.
Trotzdem, Konflikte lassen sich überall dort, wo zumindest zwei Menschen zusammenkommen, nicht vermeiden! Daher ist es die gemeinsame Aufgabe von Eltern und Schule, mit allen Kindern und Jugendlichen altersgemäße Konfliktlösungsstrategien zu erarbeiten und gemeinsam auszuprobieren. So lernen diese für ihre Interessen und Bedürfnisse einzutreten und die anderer als ihre Grenze anzuerkennen.
Befragt man Kinder und Jugendliche in der Schule, so geben sie Mobbing und Cybermobbing als häufigste Gewalterfahrung weit vor körperlichen Gewalterfahrungen in der Schule an. Gewaltpräventive Arbeit in der Schule thematisiert daher Mobbing, Bullying, Cybermobbing, Rassismus, Diskriminierung und Vorurteile jeglicher Art bis hin zum Extremismus im Besonderen, sowie sexuelle, körperliche oder häusliche Gewalt.
Was aber können Eltern und Erziehungsberechtigte dazu beitragen, damit ihre Kinder möglichst unbeschadet mit Mobbing oder Cybermobbing umgehen können?
Kinder lernen durch Vorbilder. Wächst ein Kind in einem Umfeld von Streit und Gewalt auf, so wird es ebenso Gewalt als Konfliktlösungsmodell einsetzen, um die eigenen Bedürfnisse durchzusetzen. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt!
Eltern und Erziehungsberechtigte sind dafür verantwortlich, die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder ernst zu nehmen und auf sie einzugehen. Wenn wir die Gefühle unserer Kinder nicht von Anfang an feinfühlig beantworten oder diese gar ganz missachten, fühlen sie sich unverstanden und verlassen. Sie verzweifeln und wehren ihre Hilflosigkeit oftmals mit aggressivem Verhalten als Ausdruck ihrer inneren Not ab. Digitale Medien spenden dann häufig zweifelhaften Trost und befriedigen für kurze Zeit. Die Nutzung sozialer Netzwerke wie TikTok, WhatsApp oder Instagram ermöglicht die Flucht in heile Welten. Dutzende „Follower“ ersetzen reale Freunde und verhindern reale Begegnungen und Beziehungen. Vereinsamung und Verzweiflung können die Folge sein.
Kinder brauchen daher von Anfang an unsere reale Aufmerksamkeit, Liebe und Zuwendung! Babys benötigen Mütter und Väter, in deren liebevollem Blick sie die Welt und sich selbst entdecken können; sicherlich aber kein Handy oder I-Pad, mit dem sie einem Trickfilm für Babys folgen, während ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten ausschließlich mit ihrem Handy kommunizieren und nebenbei den Kinderwagen schaukeln, damit diese nicht durch Quengeln oder Schreien die ihnen zustehende Aufmerksamkeit ihrer Eltern einfordern.
Kinder brauchen „echte“ Erfahrungen auf dem Spielplatz, im Freien und daheim, um die Welt tatsächlich entdecken und fühlen zu lernen. Sie müssen Gleichaltrige treffen und miteinander spielen, um an sich selbst und mit anderen wachsen und reifen zu können. Sie brauchen Eltern, die ihnen beistehen, wenn sie Angst bekommen und sie ermutigen die Welt zu erforschen, um schließlich verantwortungsbewusste und zufriedene Erwachsene zu werden. Sie müssen streiten lernen und sich zu versöhnen, um die eigenen Grenzen und die der anderen respektvoll achten zu können.
Kinder brauchen Grenzen, die ihrem Alter entsprechen und sie zum Beispiel davor schützen, mediale Inhalte sehen zu müssen, die sie nicht verarbeiten können und die ihre Psyche nachhaltig schädigen. Dazu gehört, dass Filme und Videogames eine positive Grundstimmung vermitteln und gut ausgehen müssen. Gewalt darf niemals drastisch inszeniert sein oder gar als erlaubte Konfliktlösungsmöglichkeit angeboten werden. Erarbeiten Sie mit Ihren Kindern daher alternative Lösungsmöglichkeiten!
Soziale Medien haben vom Gesetzgeber vorgegebene Altersbeschränkungen, weil Kinder vor dem 13 Lebensjahr gar nicht in der Lage sind, die Gefahren des Internets erkennen und meiden zu können. Oft ist der Gruppendruck aber hoch und Grenzen müssen ausgelotet werden. Sprechen Sie daher mit ihren Kindern! Hinterfragen Sie Gewaltdarstellungen, sensibilisieren Sie ihre Kinder für eine kritische Haltung gegenüber allen medialen Inhalten und distanzieren Sie sich gegebenenfalls gemeinsam davon!
Gabriele Rothuber
Geschäftsführung & Teamleitung der Fachstelle Selbstbewusst
www.selbstbewusst.at
Psychologische Beraterin in Ausbildung unter Supervision, Dipl. Sexualpädagogin, Systemische Traumapädagogin und -Fachberaterin, Sexualberaterin, Fachkraft in Prävention und Intervention in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Themenfeld sexuelle Gewalt, Referentin für Sexuelle Bildung an der Sigmund Freud Universität.
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