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Gewalttätige „Jugendbanden“ – eine Einordnung

von Mag.a Manuela Smertnik, MAS

Elternbildung
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Seit Monaten häufen sich Erzählungen und Medienberichte, in denen von gestiegener Jugendkriminalität oder gar von gewalttätigen Jugendbanden, die sich untereinander bekämpfen, die Rede ist. Es sind Behauptungen und Begrifflichkeiten, die sowohl erwachsene als auch junge Menschen verunsichern, allerdings mit Vorsicht verwendet werden sollten und eine unaufgeregte Einordnung brauchen.

„Jugendbanden“, die sich mit dem Vorsatz treffen, kriminelle Handlungen zu begehen, haben wir in Österreich in den seltensten Fällen. Das Wort „Bande“ wird mittlerweile inflationär gebraucht, was eine ganze Altersgruppe massiv stigmatisiert. Ja, es gibt Jugendliche, die uns als Gesellschaft Sorge bereiten sollten. Dass diese sich in Gruppen organisieren, um kriminelle Handlungen zu setzen, ist allerdings selten.

Berücksichtigt man alle Zahlen und Statistiken, relativiert sich das Bild der gestiegenen Kinder- und Jugendkriminalität schnell wieder. Vielmehr ist es ein oft subjektives Unsicherheitsgefühl und eine zunehmende Polarisierung auf allen Seiten, verstärkt durch die vielen Krisen. Wir sehen gesamtgesellschaftlich eine schnell aufgeheizte Stimmung, junge Menschen sind davon nicht abgekoppelt, sie sind in all dem mittendrin.

Wie verhalte ich mich in einer Gruppe, wie verlaufen Konflikte?Elternbildung

Wenn wir über das Thema Gewalt oder Konflikte unter Kindern und Jugendlichen reden, müssen wir einen Schritt zurück machen, in die Corona-Pandemie. Viele jungen Menschen, die in dieser Zeit etwa zwischen 12 und 18 Jahre alt waren, haben entscheidende Entwicklungsschritte und Sozialisationserfahrungen nicht bzw. nur sehr eingeschränkt durchlaufen können. Wie verhalte ich mich in einer Gruppe, wie verlaufen Konflikte? Während sie das nachholen müssen, kommen schon neue Krisen hinzu: Klima, Krieg, Teuerung.

Das, was gerade auf der Welt passiert, kann für viele junge Menschen überfordernd sein. In der Offenen Jugendarbeit merken wir, dass viele bereits jetzt schon Existenzängste haben, die ihre Psyche belasten. Wie wird meine Zukunft aussehen? Was werde ich mir eines Tages leisten können? Warum gibt es nach wie vor Krieg auf dieser Welt? Es ist wichtig zu verstehen, dass von all diesen Dingen auch unsere Kinder und Jugendlichen betroffen sind, sie erleben die Sorgen in ihrem Lebensumfeld tagtäglich mit. Hinzu kommt, dass die Lebensphase Jugend generell von vielen Umbrüchen und Unsicherheiten geprägt ist. Dabei müssen sie die Instrumente zur Bewältigung dieser Phase erst erlernen und weiterentwickeln.

Handlungsfähigkeit und Beteiligung fördernElternbildung

All das erzeugt ein Ohnmachtsgefühl, dem einige versuchen zu entfliehen und in irgendeiner Art und Weise auf sich aufmerksam zu machen. Manche finden keine anderen Bewältigungsstrategien, um aus ihrer Ohnmacht herauszukommen, als destruktives Verhalten, auf der Suche nach Wahrnehmung und Anerkennung. Gewalttätiges Verhalten etwa erzeugt im Umfeld eine Reaktion, die zwar negativ ist, aber ein Gefühl des „wahrgenommen Werdens“ erzeugt. Wenn auch nur kurzfristig, erfüllt sich das zentrale Bedürfnis, das eigene Leben steuern zu können.

Umso wichtiger ist es, jungen Menschen Handlungsoptionen aufzuzeigen. Dass Gewalt keine Lösung für Probleme bzw. kein guter Schlüssel für Aufmerksamkeit ist, müssen sie erst lernen. Auch Strategien, um mit herausfordernden Situationen oder Gefühlen fertig zu werden, müssen erlernt werden. Wir als Gesellschaft müssen Möglichkeiten schaffen, in denen sich junge Menschen als handlungsfähige Individuen erleben und Dinge mitentscheiden können. In der Jugendarbeit schaffen wir das beispielsweise, in dem wir sie in Projekte involvieren, sie Jugendräume gestalten oder das Tagesprogramm bestimmen lassen.

Zuhören, ernst nehmenElternbildung

Wir müssen uns als Erwachsene die Frage stellen, wie wir unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich unterstützen können. Und in dem wir uns diese Frage stellen, helfen wir bereits. Wir helfen, indem wir sie und ihre Bedürfnisse, ihre Themen und ihre Sorgen ernst nehmen und ihnen zuhören. Das heißt nicht, dass wir nicht in den kritischen Diskurs mit ihnen gehen und auch klar sagen, wenn ein gewisses Verhalten nicht in Ordnung ist. Wichtig ist, sich nicht abzuwenden. Kinder und Jugendliche brauchen erwachsene Ansprechpersonen, seien es Eltern, Lehrkräfte oder eben Jugendarbeiter:innen, die ihnen zur Seite stehen.

Klar ist: Kind sein, jugendlich sein, ist herausfordernd. Daran sollten wir als Erwachsene uns immer wieder erinnern. Es ist eine Zeit, in der sie viel lernen, Grenzen testen und ja, manchmal auch überschreiten. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, sie in dieser Phase zu begleiten und ihnen alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und vorzuleben.


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