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Ein Auslandsaufenthalt? Wie gehen wir das an?

von Bent Richter

Elternbildung
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Mein Kind will ins Ausland. Nicht für immer, aber doch für eine längere Zeit. Gut möglich, dass dies einige ihrer ersten Gedanken waren: Was möchtest du? Warum denn das? Wie stellst du dir das vor? Können wir uns das leisten? Hast du dich überhaupt schon einmal darüber informiert?

Erwünschte und unerwünschte Wirkungen von AuslandsaufenthaltenElternbildung

Für viele ist ein langfristiger Aufenthalt im Ausland zunächst einmal ein riesengroßes Abenteuer. Jugendliche, aber auch Eltern, verknüpfen damit häufig zunächst einmal viele optimistische Erwartungen. Und auch die vielen bunten Broschüren und Websites haben zunächst einmal nur positives zu berichten: Der Auslandsaufenthalt soll unserem Kind helfen Vorurteile und Stereotype zu überwinden, selbstbewusster, widerstandsfähiger oder selbständiger zu werden. Er soll zu einem erfolgreichen Start ins Berufsleben verhelfen; eine neue Sprache soll erlernt oder andere Fähigkeiten erworben werden.

Auslandsaufenthalte führen jedoch nicht automatisch zum erwarteten Ergebnis. Das wäre in etwa so, als reiche es aus, sein Kind in einem Sportverein anzumelden und schon würde eine Sportlerin oder ein Sportler aus ihm. Um sportlich erfolgreich zu sein, bedarf es einiger Voraussetzungen:

  • Eine passende Sportart (z.B. Fußball oder Volleyball) – in diesem Fall die passende Art des Auslandsaufenthalts,
  • Es bedarf eines Sportvereins mit gutem Fußball- oder Turnprogramm – die Organisation
  • Weiterhin sind grundlegende individuelle Voraussetzungen auf Seiten des Kindes unbedingt erforderlich. Dazu gehören bestimmte Entwicklungsvoraussetzungen genauso wie ausreichend Motivation und Durchhaltevermögen.
  • Und nicht zuletzt bedarf es realistischer Erwartungen und Eltern mit Vertrauen in ihr Kind sowie die Arbeit der gewählten Organisation.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt und ziehen alle an einem Strang, hat ihr Kind die Chance, erfolgreich zu sein und die gesteckten Ziele zu erreichen. Die erwünschten Wirkungen eines Auslandaufenthalts können sich nur einstellen, wenn

  • die Art des Aufenthalts und dessen Organisation gut gewählt sind,
  • das Kind die dafür notwendigen Voraussetzungen – insbesondere eine eigene Motivation, Offenheit und Durchhaltevermögen – mitbringt und
  • die Eltern es schaffen, den Fähigkeiten ihres Kindes vertrauend aus der Ferne die Daumen zu drücken, ohne in dessen Auslandserfahrung hineinzuerziehen.

Sobald einer dieser Punkte nicht gelingt, ist die Chance eines Misserfolges hoch. Dabei sind eine nicht erworbene Fähigkeit oder Sprache noch der kleine Fehlschlag. Jedes Jahr kehren viele Jugendliche vorzeitig von ihrem Auslandsaufenthalt zurück, weil sie den Anforderungen der Auslandsumgebung nicht gewachsen sind. Verbunden mit den möglichen mittel- und langfristigen Konsequenzen für ihr Selbstbild und ihre persönliche Entwicklung auf dem Weg ins Erwachsenenalter. Auch Vorurteile, Stereotype oder kulturelle Differenzen können durch schlecht geplante Auslandsaufenthalte geschürt anstatt überwunden werden – auf beiden Seiten übrigens.

Darum prüfe, wer sich an eine bestimmte Art des Auslandsaufenthaltes und eine Organisation bindet. Mit einer bewussten Wahl und dem passenden Zeitpunkt steigt die Chance auf einen gewinnbringenden Auslandsaufenthalt enorm. Dies allein ist natürlich noch kein Garant für Erfolg – allerdings eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Enttäuschungen und ungewollte Heimkehren zu vermeiden.

Welches ist der richtige Aufenthalt für uns?Elternbildung

„Ins Ausland gehen“ kann man auf ganz unterschiedliche Art und Weise: Kurz oder lang, allein oder begleitet, als Besucher oder Mitwirkender, als Lernender oder Arbeitender. Jede davon eröffnet die ihr eigenen Möglichkeiten und verschließt gleichzeitig andere Türen.

  • Sprachaufenthalte und -reisen: Spezielle Lernumgebung für Spracherwerb und interkulturelle Begegnung, oft Einbindung touristischer Elemente
  • Privatschul- und Internatsaufenthalte: Spezielle schulische Lernumgebung mit dem Fokus auf akademisches Lernen unter Einbindung multikultureller Elemente
  • Schüleraustausch, Gastfamilien-, High-School Programme: Gesamtheitliches kulturelles Lernen durch umfassende Einbindung in den Lebensalltag einer Familie und Schule des Gastlandes
  • Praktikumsaufenthalte, Soziale Dienste, Au Pair: Arbeitserfahrung im Ausland in einer spezifischen Arbeitsumgebung, teilweise unter Anbindung an ein Familienleben
  • Work & Travel: Tourismus und Jobben im Gastland
  • Studien- und Universitätsaufenthalte: Akademisches Lernen in einer universitären Umgebung, oft unter Anbindung an ein internationales Umfeld

Wer sich gezielt Arbeitserfahrung in einem anderskulturellen Umfeld aneignen möchte, sollte sich über einen passenden Sozialen Dienst oder Praktikumsaufenthalt informieren und nicht erwarten, dass ein Work & Travel-Programm für einschlägige Arbeitserfahrung sorgen wird. Wer allerdings einfach weg, ein Land und Leute entdecken und nebenbei für die Reisekasse jobben möchte, für den ist dieses Programm sicherlich ernsthafter Überlegung wert.

Wer ein bestimmtes Land bereisen möchte, sollte sich besser nicht für ein Schüleraustauschprogramm bewerben, denn hier würde er diesbezüglich enttäuscht. Wer allerdings tief in das Leben seines Gastlandes eintauchen und das Leben eines grundverschiedenen Familienalltags erlernen möchte, findet beim langfristigen Schüleraustausch sein Zuhause.

Die ersten Schritte. Wie gehen wir es an?Elternbildung

Damit der Auslandsaufenthalt ein Erfolg wird, ist es wichtig zunächst einmal nichts zu machen. Für diesen ersten Schritt der Klärung und Festigung sollte man sich genügend Zeit geben.

Schritt 1: Klärung und Festigung

Erst wenn die Motivation beständig, die Erwartungen klar und von Eltern und Kind geteilt werden, können alle weiteren Schritte erfolgreich sein. Wenn überhaupt, dann sollten die Eltern die skeptische Position einnehmen. Hingegen sollten immer die Alarmglocken schellen, wenn die Eltern den Auslandsaufenthalt mehr wollen als ihr Kind. Niemals sollte ein Kind ins Ausland ‚geschickt‘ werden.

Schritt 2: Die passende Art des Aufenthalts

Die bewusste Auswahl des richtigen Auslandsaufenthaltes und der passende Zeitpunkt erhöhen die Chance auf Erfolg enorm. Hierbei helfen einschlägige unabhängige Ratgeber, Beratung und Erfahrungsberichte ehemaliger Teilnehmer.

Schritt 3: Die Auswahl der passenden Organisation

Es gibt keinen langfristigen Auslandsaufenthalt für das Jugendalter der ohne die Unterstützung einer darauf spezialisierten Organisation durchgeführt werden sollte. Dementsprechend groß ist der Markt dafür: Es gibt hochspezialisierte Anbieter und Allrounder, gewinnorientierte und gemeinnützige Anbieter, welche mit großem Marketingbudget und Anbieter die einen Großteil ihrer Ressourcen in die Unterstützung während des Austausches stecken. Auch hier helfen einschlägige Ratgeber, Jugendberatungen oder die Erfahrungsberichte ehemaliger Teilnehmer, um einen Überblick über die Angebote und Einblick in die Arbeit einzelner Organisationen zu bekommen.

Schritt 4: Finanzielle Fragen:

Machen wir uns nichts vor. Ein Auslandsaufenthalt ist und kann nicht billig sein. Vermittlung, persönliche Betreuung, Vorbereitung, Hin- und Rückreise, Versicherung, Anmeldungen und Einschreibungen, Unterkunft, Unterstützung beim Einleben und in schwierigen Situationen, Visum oder zusätzliches Taschengeld bedeuten einen hohen finanziellen Aufwand. Eine gute Planung und Vergleich der in den Angeboten inkludierten und nicht inkludierten Leistungen werden helfen, unerwartete Überraschungen zu vermeiden. Selten, aber doch verfügbar sind auch Stipendien einzelner Anbieter oder Dritter.

 


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