Menschen leben heute in finanziell besonders herausfordernden Zeiten. Steigende Zinsen, teurere Produkte und gestiegene Energiepreise setzen gerade Jungfamilien besonders unter Druck.
Weniger Einkommen (z.B. in der Karenz oder aufgrund von familienbedingter Teilzeitarbeit) stehen höheren Ausgaben gegenüber.
Gestiegene Sozialleistungen können das nicht abfedern.
So versuchen Jungfamilien einerseits mehr Geld herein zu bekommen, um andererseits festzustellen, dass das Geld irgendwo versickert.
Es entsteht das Gefühl, sich wie ein Hamster Tag für Tag in einem Rad abzumühen und doch nicht ans Ziel zu kommen – oder orientierungslos wie im dichtesten Nebel mit dem Auto Schritttempo zu fahren.
Spannungen zwischen den Partner*innen – ausgelöst durch körperliche Erschöpfung und psychischer Existenzangst –sind vorprogrammiert und spielen in alle Bereiche einer Partnerschaft hinein. Daraus kann sich eine unheilvolle Spirale entwickeln, bei der es nicht mehr um die Finanzen geht, sondern nur noch um ICH oder DU. Und das WIR bleibt auf der Strecke.
Um so eine Spirale rechtzeitig abzustoppen, ist es wichtig, gemeinsam auf die Bremse zu steigen, aus dem Hamsterrad auszusteigen und den Nebel zu lichten.
Schritt 1 – Die Bestandserhebung
Um für Klarheit bei den eigenen Finanzen zu sorgen, wird gemeinsam eine Finanzanalyse erstellt. „Wie viel Geld kommt rein?“ Und vor allem „Wie viel Geld geht wofür raus?“
Und bei den Ausgaben reicht es nicht, nur die Fixkosten aufzuzählen und alles andere als Rest oder tägliches Leben zu titulieren. Gerade dieser Rest birgt oft die größten Geheimnisse in sich und ist um einiges größer, als man vermutet.
Ausgaben wie Essen, Kleidung, Freizeit, Frisör, Gesundheit und vieles andere verliert man leicht aufgrund ihrer Unregelmäßigkeit aus den Augen. Sie werden daher oft zu niedrig eingeschätzt.
Um einen genauen Überblick über diese Bereiche zu erhalten, ist es ratsam für zwei oder drei Monate parallel ein Haushaltsbuch (oder App) zu führen. Mit diesen Zahlen kann dann die erste Einschätzung bestätigt oder entsprechend korrigiert werden.
Hilfreich dafür sind auch die Referenzbudgets der ASB Schuldnerberatungen GmbH. Das sind Budgetbeispiele für unterschiedliche Haushaltstypen. Sie zeigen auf, wie viel Geld monatlich nötig ist, um einen bescheidenen, aber dennoch angemessenen Lebensstil zu ermöglichen. www.referenzbudgets.at
Schritt 2 – Die Analyse
Die Analyse ist ein kurzer aber leider oft schmerzhafter Schritt. Einnahmen minus Ausgaben heißt die Formel. Das Ergebnis ist oft ein Minus, das vieles der aktuellen Finanzsituation erklärt.
Doch bevor man erneut in das Hamsterrad steigt, um noch mehr Geld heran zu schaufeln, sollte der dritte Schritt gemacht werden.
Schritt 3 – Das Festlegen der Ausgaben
Wie bei vielen anderen Themen (z. B. Pensionsvorsorge, …) liegt der größere Hebel für die finanzielle Gesundheit bei den Ausgaben und nicht bei den Einnahmen. Oder anders gesagt: „Jeder Euro, den ich nicht verdienen muss, zählt doppelt.“ Warum doppelt? „Jedem Euro, dem ich nicht hinterherlaufen muss, ermöglicht mir mehr Zeit für meine Familie und mich!“
Gemeinsam geht man jetzt die detailliert angeführten Ausgaben durch und entscheidet sich für eine der folgenden vier Möglichkeiten:
- weg damit
- optimieren
- Grenze setzen
- bleibt, wie’s ist
Weg damit
Wahrscheinlich sind schon beim Erstellen der Finanzanalyse einige Posten aufgetaucht, von denen man sich verabschieden will. z. B.
- das Zeitungsabo, das man schon seit drei Jahren kündigen will
- das Streamingabo, das man nicht nützt
- die Versicherung, die man nicht braucht und anderes mehr.
Sollten solche Ausgaben dabei sein, dann gleich weg damit bzw. kündigen. Nicht auf die Kündigungsfrist warten. Allzu oft übersieht man dann diese und ein weiteres Jahr muss bezahlt werden.
Optimieren
Bei einem Teil der Fixkosten ist es möglich, aufgrund eines Tarif- oder Anbieterwechsels Kosten zu sparen. z. B.
- Wechsel von Strom- oder Gasanbieter
- Preisvergleiche für Heizöl und Pellets vor dem nächsten Einkauf nutzen
- Handy- und Internettarifvergleich machen und wechseln
- Versicherungswechsel (z. B. KfZ-Versicherung, …) oder Änderung beim Versicherungsumfang (z.B. Streichung Vollkasko bei alten Autos)
Auch hier nicht warten, sondern gleich ins Tun kommen!
Grenze setzen
Diese Maßnahme bewährt sich vor allem bei unregelmäßigen Ausgaben (z.B. Essen, Bekleidung, Freizeit, …).
Man selbst setzt sich eine Obergrenze, wie viel man maximal im Monat dafür zur Verfügung hat. Auch wenn in einem Monat keine Ausgabe in diesem Bereich getätigt wird, wird der festgesetzte Betrag zur Seite gelegt. So spart man für künftige Ausgaben (z.B. Kleidung) etwas an und hat Geld zur Verfügung, wenn man es braucht.
Alle Ausgaben, bei denen die drei vorhergehenden Maßnahmen nicht möglich sind, bleiben unverändert.
Nun zählt man die Ausgaben unter Berücksichtigungen der Einsparungen erneut zusammen. Im Optimalfall hat man allein mit diesen Maßnahmen ein ausgeglichenes Budget oder sogar einen Überschuss erreicht.
Sollte dies noch nicht der Fall sein, geht man nochmals jene Bereiche durch, für die man selbst die Grenzen festgelegt hat. Vielleicht kann noch an der einen oder anderen Schraube gedreht werden.
Übrigens:
Geiz hat bei dieser Rechnung absolut nichts verloren. Geiz ist eine Krankheit, die der finanziellen Gesundheit im Wege steht.
Schritt 4 – Die Einnahmen checken
Nach den Ausgaben sind nun die Einnahmen an der Reihe.
Auf alle Fälle sollte geprüft werden, ob man auf gewisse Förderungen bzw. Befreiungen Anspruch hat – unabhängig davon, ob man schon im Plus ist oder nicht.
Weiters ist zu überlegen, ob steuerliche Begünstigungen wie der Familienbonus+ oder die Fernpendlerpauschale schon jeden Monat berücksichtigt werden sollen oder eine jährliche Berücksichtigung mit der Arbeitnehmerveranlagung ausreicht.
Eine Erhöhung der Arbeitszeit, der Wechsel des Jobs oder die vorzeitige Beendigung der Karenzzeit sollte die letzte Alternative auf dem Weg zu einem positiven Budget sein.
Da es nicht immer leicht ist, solch eine Analyse sachlich und unabhängig von Schuldzuweisungen durchzuführen, bieten die Schuldenberatungen in Österreich für diese Fälle eine kostenlose Budgetberatung an. Nähere Infos finden Sie unter www.budgetberatung.at.
Kommentare