Die sichere Bindung zwischen Mutter und Kind ist ein wichtiger Schutzfaktor und Entwicklungsvorteil für Säuglinge und Kleinkinder sowohl auf der sozialen als auch auf der emotionalen und kognitiven Ebene. Der Bindungsforscher, Psychiater und Neurologe Karl Heinz Brisch nennt sie ein „sehr umfassendes Fundament der Persönlichkeit“, welches besonders bei Belastungen für eine physische und psychische „Resilience“ sorgt. Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder mit einer sicheren Bindung mehr Bewältigungsmöglichkeiten, häufiger befriedigende Beziehungen und mehr Freunde haben. Sie zeigen auch beim Problemlösen mehr Kreativität, Flexibilität und Ausdauer sowie eine größere Gedächtnisleistung, Lernfähigkeit, bessere Sprachentwicklung und eine ausgereiftere Empathiefähigkeit.
Da die pränatale Mutter-Fötus-Bindung einen guten Prädiktor für die spätere Mutter-Kind-Bindung darstellt, ist es besonders wichtig, Frauen während der Schwangerschaft zu unterstützen.
Im Rahmen einer qualitativen Studie für die Masterarbeit der Referentin hat sie 3 vorgeburtliche Musiktherapiegruppen je 10 Wochen lang zur Förderung der pränatalen Mutter-Kind Bindung geleitet. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die Annahmen existierender Literatur, dass eine regelmäßige gesundheitsfördernde therapeutische Begleitung der Schwangeren für diese positive Wirkungen auf psychischer, physischer und sozialer Ebene haben kann. Die verwendeten Methoden der Musiktherapie, wie Meditationen, Musik hören, instrumentale Improvisation, Bewegungsübungen, aktives Singen und Selbsterfahrung sowie das Online-Gruppensetting stellten sich als geeignet für die Unterstützung dieser Prozesse heraus und konnten dadurch zur Förderung der selbstempfundenen Qualität der Mutter-Kind-Bindung beitragen.