Dass ein Kind mit lebensgefährlicher Blinddarmentzündung oder Hirnhautentzündung zu spät ins Krankenhaus kommt, ist der größtmögliche Horror für die Eltern, aber auch für die behandelnden Ärzte. Doch auch bei scheinbar banalen Krankheitsbeschwerden wie Brech-Durchfall oder Erkältungskrankheiten ist es wichtig, die Grenzen der Selbsthilfe zu akzeptieren.
Noch vor ca. 100 Jahren waren Lungenentzündungen und Austrocknung bei Durchfallerkrankungen die Hauptgründe für die hohe Kindersterblichkeit. Heutzutage verdanken wir dem einfacheren Zugang zu Krankenhäusern, Ärzten und Medikamenten, dass diese Todesursachen zurückgedrängt werden konnten.
Die wichtigste Frage von Eltern kranker Kinder ist also: „Muss mein Kind zum Arzt oder (noch) nicht?“
Die Antwort darauf fällt sogar Profis nicht immer leicht, daher sollte immer gelten: „Wenn ich mir Sorgen mache oder unsicher bin, gehe ich immer zum Arzt!“ In den heutigen Kleinfamilien fehlen die erfahrenen Großmütter, die aufgeregte Eltern beruhigen und das ein oder andere Hausmittel empfehlen könnten. Daher ist die Unsicherheit groß, wenn ein Kind krank ist. Auch die vielen Gesundheitsratgeber helfen im Ernstfall nur wenig. Wer hat schon die Zeit und die Geduld bei Krankheitsbeschwerden im Buch nachzulesen?!
1. Bauchgefühl
In unserer hoch technisierten, wissenschaftlich orientierten Gesellschaft gilt das Vertrauen auf das eigenen „Bauchgefühl“ als „unangemessen“. Bei der Beurteilung eines kranken Kindes spielt es aber eine enorm große Rolle. Die Entscheidung, ob wir ein Kind dringend zum Arzt bringen wollen oder nicht, erfolgt instinktiv in den meisten Fälle richtig.
Tipp: Vertrauen Sie Ihrem Gefühl! Schämen Sie sich nicht, zum Arzt zu gehen, wenn Sie sich Sorgen machen!
2. Alarmzeichen
Doch auch jenseits des „Bauchgefühls“ gibt es“ harte Hinweise“, bei denen ein Arztbesuch nicht länger hinausgezögert werden sollte. Ein einfach durchzuführender Test bei Kopfschmerzen und Fieber ist beispielsweise der „Knie-Riecher“ . Kann ein Kind die Nase nicht ans Knie führen, so könnte es sich um eine gefährliche Hirnhautentzündung handeln. Daher ist eine Vorstellung beim Arzt dringend notwendig. Allein dieses Wissen kann beruhigen und einem ohnehin geschwächten Kind mitten in der Nacht einen unnötigen Ausflug in die Notaufnahme ersparen.
Tipp:
- Alarmzeichen, an denen man sich orientieren kann, sind z.B. im medizinischen Kinderbuch „Frau Doktor hat einen Vogel“ zusammengefaßt. (siehe unten) Üben Sie diese zusammen mit Ihrem Kind ein, solange es (noch) gesund ist.
- Hausmittel (siehe „Hausmittel für mein Kind – altbewährt und zeitgemäß?“) nur anwenden, wenn keine sofortige Lebensgefahr besteht.
Verena Flatischler
ist Kindergesundheitsexpertin, diplomierte Praktikerin und Trainerin der Traditionellen Europäischen Heilkunde und gibt regelmäßig Hausmittelworkshops und Kräuterseminare für Mütter.
www.hallomama.at
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