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Allergien bei Kindern

von Prim. MedR. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, MBA

Elternbildung
Elternbildung
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AllergieartenElternbildung

HeuschnupfenElternbildung

Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion auf Pollen, die in den Schleimhäuten von Nase, Rachen und Augen lokalisiert ist und sich mit Jucken, Schwellung, Tränen und Nasenlaufen äußert. Heuschnupfen ist immer zeitlich begrenzt, da er mit der Blüte der jeweiligen Pflanzen in Zusammenhang steht. Wird Heuschnupfen nicht behandelt, kann er sich zu allergischem Asthma ausweiten.
Pollen, die Allergien erzeugen, sind meist Windbestäuber, der stärkste Pollenflug ist im Frühling zwischen April und Juni zur Hauptblütezeit. Sonne, Windstärke, Luftfeuchtigkeit oder Regen beeinflussen die Pollenkonzentration in der Luft. Blumen können als Ursache der Pollenallergie vernachlässigt werden.
Im Falle einer Sensibilisierung gegen Blütenpollen kommt es bei einem Kontakt dieser Pollen mit den menschlichen Schleimhäuten zu einer Immunreaktion. Die Schleimhäute röten sich. Die Nase kann zuschwellen, die Schwellung der Bindehäute des Auges führt zu einer Entzündung.

SonnenallergieElternbildung

Etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden an einer Sonnenallergie, darunter viele Kinder. Typisch hierfür ist, dass nach der Sonneneinstrahlung an den nicht bedeckten Körperstellen stark juckende kleine Pusteln oder Bläschen auftreten. Betroffen sind eher Menschen mit lichtempfindlicher, heller Haut. Die wichtigste Grundregel zur Vorbeugung ist: Die Haut äußerst vorsichtig an die Sonne gewöhnen und ein spezielles Sonnenschutzmittel verwenden, das sowohl UV-B- als auch UV-A-Strahlen abschirmt. Zusätzlich können Sie mit Medikamenten der Entstehung einer Sonnenallergie vorbeugen.
Es gibt beispielsweise Kombinationspräparate aus Folsäure und Nicotinamid, die vorbeugend wirken können. Begonnen wird mit der Einnahme etwa drei Tage vor einer intensiven Sonneneinwirkung. Auch ein Antihistaminikum wie Xyzall oder Aerius kann gut helfen, manchmal ist auch die Gabe von Kortison notwendig.
Um die Beschwerden zu lindern, empfiehlt sich ein kühlendes Gel, das als Wirkstoff ein juckreizstillendes Antihistaminikum enthält.

InsektengiftallergieElternbildung

Der Stich einer Biene oder Wespe kann eine lebensbedrohliche Allgemeinreaktion auslösen, da es in seltenen Fällen zu einer schweren allergischen Reaktion kommen kann. Die Symptome sind Nesselsucht, Gesichtsschwellung, Erbrechen, Durchfall, ein Asthma-Anfall oder ein lebensbedrohlicher Schockzustand.
Die empfehlenswerte vorbeugende Therapie bei Insektengiftallergie ist die Hyposensibilisierung und das Vorbeugen mit beispielsweise Fliegengittern und die Empfehlung, auf Wiesen nicht barfuß zu laufen. Im Notfall steht mit Epipen ein sofort wirksames Medikament zur Verfügung, das jedenfalls mitgeführt werden sollte.

MedikamentenallergieElternbildung

Die Medikamente, die am häufigsten allergische Nebenwirkungen auslösen, sind Antibiotika, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel sowie Mittel gegen Krampfanfälle. Auch die folgenden Medikamentenbestandteile können Reaktionen auslösen: Farbstoffe, Bindemittel, Quecksilber, Gold, Bromide, Nickel, Jod, Fremdinsulin, Lokalanästhetika.
Es kann zu schweren Nebenwirkungen wie Herz-Kreislauf-Reaktionen, akuter Blutdruckabfall, Asthma bronchiale, Gefäßentzündungen, Hautausschläge oder Schock kommen.
Treten nach Einnahme eines Medikaments solche Symptome oder auch weniger gravierende Nebenwirkungen auf, ist Ihr Kind ehestmöglich wieder Ihrem Kinderarzt vorzustellen. Er kann gegebenenfalls auf ein anderes Medikament ausweichen.

SchimmelpilzallergieElternbildung

Schimmelpilze kommen vor allem im Hausstaub, in alten Möbeln, an feuchten Wänden, an Zierpflanzen, in feuchten Kellern, Duschräumen oder Badezimmern vor, die Vermehrung erfolgt durch Sporen. Schimmelpilzallergene sind aber auch in Nahrungsmitteln wie Käse, Gemüse und Fruchtsaft enthalten.

NahrungsmittelallergieElternbildung

Wichtige Nahrungsmittelallergene sind Milchprodukte, Eier, Getreide, Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und Gewürze. Als weitere Inhaltsstoffe von Nahrungsmitteln, die allergische und pseudoallergische Reaktionen hervorrufen können, sind Schimmelpilze, Zusatzstoffe und Metalle bekannt. Die Kuhmilchallergie stellt im Kindesalter die wichtigste Nahrungsmittelallergie dar. Das Milcheiweiß ist aus verschiedenen Eiweißbestandteilen zusammengesetzt: Lactalbumin, Lactoglobulin und Casein. Das Ausmaß der Kuhmilchallergie kann sehr unterschiedlich sein. Es kann zu Erbrechen, Koliken, Durchfall sowie zu einer Verschlechterung einer bestehenden Neurodermitis kommen.

MilbenElternbildung

Hausstaubmilben kommen auf der ganzen Welt im Staub vor, nicht jedoch im Hochgebirge über 1.500 Höhenmeter. Durch Einatmen der Milbenabsonderungen kann es zu Beschwerden wie Schnupfen, Atemnot, Asthma und Juckreiz kommen.

KreuzallergienElternbildung

Manche Allergene ähneln einander, der Körper antwortet auf die gleiche Weise, dies nennt man Kreuzallergie. So können Kinder bei einer Allergie auf Hasel auch auf die ähnlichen Birkenpollen reagieren, wer auf Latex allergisch ist, kann auch auf z.B. Bananen reagieren. Kuhmilchallergiker können auf Ziegenmilch reagieren, Kräuterpollen mit Sellerie, Gräser mit Erbsen.

PseudoallergienElternbildung

Eine große Anzahl der allergisierenden Substanzen kommt in vielen Fertignahrungsmitteln vor. Da gerade bei Farbstoffen, Aromastoffen oder Konservierungsmitteln ein anderer Wirkmechanismus der Symptomauslösung vorliegt, spricht man von Pseudoallergie.

Allergischer SchockElternbildung

Ein allergischer Schock kann lebensbedrohend sein und kündigt sich oft sofort nach Aufnahme eines bestimmten Allergens mit Symptomen wie Zungenbrennen, Pelzigkeitsgefühl im Mundbereich mit Juckreiz, Atemnot, Heiserkeit bis zum schweren Asthma-bronchiale-Anfall an. Es kann zu Hautrötung, Blässe, blauen Lippen, Erbrechen, Stuhlabgang, Urinabgang, Kopfschmerz, Schwindel, Herzrasen, Herzstolpern, Blutdruckabfall kommen.
Bei weniger starken Reaktionen sind nicht alle Organe betroffen, sondern zum Beispiel nur das Herz-Kreislauf-System oder die Atemwege. Beim Verdacht auf einen allergischen Schock muss sofort ein Arzt gerufen werden.

Vorbeugung und Therapiemöglichkeiten von Allergien bei Kindern Elternbildung

VorbeugungElternbildung

Der Ansatz der Prävention allergischer Erkrankungen steht seit 10 Jahren im Fokus der klinischen Forschung mit dem Ziel, bereits Kinder weg von der Allergie hin zur Toleranz zu bringen.

  • Durch einen Ortswechsel (z.B. Urlaub in der Pollensaison) ist oft eine Besserung zu erreichen.
  • Eine regelmäßige ärztliche Betreuung ist wichtig.
  • Als schützend hat sich Stillen bzw. hypoallergene Nahrung bis zum sechsten Lebensmonat des Kindes herausgestellt.
  • Bis zum ersten Geburtstag des Kindes sollten hochallergene Nahrungsmittel wie Milch, Ei, Fisch, Nuss oder Meeresfrüchte vermieden werden.
  • Ob die Haltung von Haustieren eher schadet oder nutzt, wird widersprüchlich diskutiert. Die derzeitige Empfehlung lautet, in Hochrisikofamilien – also  solchen, in denen beide Elternteile oder ein Elternteil und ein Geschwister Atopiker sind – keine Haustiere anzuschaffen, bis die Kinder zwei Jahre alt sind.
  • Für die Wohnung sind Böden empfehlenswert, die man feucht wischen kann.
  • Kuscheltiere sollten regelmäßig gereinigt oder eingefroren werden.
  • Zigarettenrauch sollte vermieden werden.
  • Während der Stillzeit ist keine besondere Diät empfohlen.
  • Bei Lebensmittelallergien soll trotzdem auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.
  • Eine erhöhte frühkindliche mikrobielle Stimulation des Immunsystems, wie sie bei Kindern mit mehr als zwei Geschwistern, Krippenkindern, Kindern mit vielen Infekten oder Bauernkindern mit Stalltierkontakt vermutet wird, sowie ausschließliches Stillen in den ersten Lebensmonaten geht mit einem erniedrigten Asthmarisiko einher.
  • Die Pollenbelastung der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel kann eine Rolle spielen.
  • Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Impfungen Allergien fördern könnten.

TherapieElternbildung

Behandelt werden soll nicht der Allergiebefund, sondern nur die Beschwerden des Kindes. Therapieziele sind die Erreichung einer möglichst weitgehenden Beschwerdefreiheit. Die Therapie basiert auf drei Grundprinzipien: Vermeiden des Allergens, medikamentöse Therapie und Immuntherapie.
Natürlich empfiehlt sich eine Allergenkarenz, also das Meiden der auslösenden Stoffe, eventuell lässt sich beispielsweise der Urlaub nach dem Pollenkalender planen. Die Informationen über bevorstehende Pollenschübe sollten beachtet werden, bei Tierhaaren, Nahrungsmitteln und den meisten Medikamenten ist es machbar, den Kontakt weitgehend zu vermeiden. Bei Kindern mit einer Hausstaubmilbenallergie ist eine Bettsanierung besonders wichtig, Stofftiere sollen regelmäßig in die Tiefkühltruhe, bei Nahrungsmittelallergien müssen die erforderlichen Diätformen eingehalten werden.
Eine medikamentöse Behandlung kann sowohl lokal also beispielsweise als Augen- oder Nasentropfen oder auch systemisch also durch Einnahme eines Präparates erfolgen. Wichtig sind  der frühzeitige Beginn, bereits etwa sieben Tage vor dem Start der Saison, und die konsequente Fortsetzung der Behandlung.
Die medikamentöse Behandlung umfasst verschiedene Antihistaminika und Antiallergika, die es als Tabletten, Tropfen oder Spray gibt. Wenn man vor allem unter Heuschnupfen leidet, helfen spezielle Nasentropfen, die auch länger angewendet werden können. Es stehen unterschiedliche Arzneimittel wie etwa Nedocromil zur Verfügung, allerdings muss dieses Medikament regelmäßig verabreicht werden, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Auch cortisonhältige Tropfen sind erhältlich. Eine weitere Option stellt auch Montelukast (Singulair) als unterstützende Maßnahme dar. Bei Auftreten von Beschwerden werden schleimhautabschwellende und entzündungshemmende Nasentropfen und Sprays verwendet, beim Asthma sind es bronchialerweiternde Medikamente. Gegen die Botenstoffe der allergischen Reaktion wirken Antihistaminika (z.B. Aerius, Zyxal oder Zyrtec), die auch in Form von Tropfen oder Sirup vorhanden sind. Zur Unterdrückung einer starken allergischen Reaktion werden Kortisonpräparate verwendet; hier ist eine besonders sorgfältige Abwägung erforderlich.
Mit der so genannten Hyposensibilisierung kann die Empfindlichkeit des Körpers gegenüber Allergenen herabgesetzt werden und somit die Ursache der Erkrankung behandelt werden.. Dabei wird in geringsten Mengen das auslösende Allergen unter die Haut gespritzt oder als Tablette bzw. Tropfen unter die Zunge gelegt, um zu erzielen, dass der Organismus sich daran gewöhnt und nicht mehr überreagiert. Möglich ist diese klassische subkutane Immuntherapie (SIT) als regelmäßige Injektionsgabe – etwa zwei bis drei Jahre lang monatlich eine Spritze unter die Haut oder auch als sublinguale Immuntherapie (SLIT) in Tropfenform oder als Tablette. Gerade in der Behandlung der Gräserallergie konnten in den letzten Jahren durch die Entwicklung der Gräsertablette große Fortschritte erzielt werden. Diese Behandlung bereitet den Körper durch die Gabe der Tablette quasi auf die Gräsersaison vor.
Der genaue Wirkmechanismus dafür ist noch ungeklärt. Eine Hyposensibilisierung sollte auf jeden Fall bei allergischen Reaktionen auf Insektenstiche überlegt werden. Die spezifische Hyposensibilisierung weist gute Erfolge mit Besserung der Beschwerden von bis zu 60 bis 80 Prozent auf, vor allem, wenn es nicht zu viele verschiedene Allergene sind, die behandelt werden sollen. Eine aktuelle Studie bei Kindern mit Heuschnupfen (PAT-Studie) zeigte zudem, dass eine Immuntherapie die Entwicklung eines Asthma bronchiale bei Heuschnupfen verhindern kann.
Der französische Asthmaexperte Professor Jean Bousquet stellte schon im Herbst 2000 auf einem Symposium in Dresden fest: „Selbst wenn man die Ergebnisse der aktuellen Studien sehr konservativ betrachtet, muss die Frage, ob die Immuntherapie die fortschreitende Verschlechterung von allergischem Asthma verhindert, eindeutig mit Ja beantwortet werden.“
Begleitende Maßnahmen wären Atemübungen und psychologische Unterstützung. Allergiker sollten auch einen Allergiepass bekommen, in dem die Stoffe, auf die reagiert wird, angeführt sind.
© DDr. Peter Voitl


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