1. Lebensjahr
Gleich nach der Geburt unterscheiden Babies Stimmen und Geräusche. Sie lieben es, „in Sprache gebadet zu werden“. Deshalb reden Eltern bereits mit dem kleinen Baby und passen sowohl Stimme als auch „Inhalt“ an das Alter des Babys an.
Am Anfang interessieren sich Babies vor allem für Gesichter. Sie „lesen“ praktisch im Gesichtsausdruck von Mama und Papa. Ab drei Monate interessieren sie sich immer mehr für ihre Umgebung und beginnen Gegenstände und somit auch Bücher zu entdecken.
Zuerst wird alles in den Mund gesteckt, abgeschleckt und mit den Lippen befühlt, auch Bilderbücher.
Mit zunehmender Geschicklichkeit beim Greifen und Halten von Gegenständen, werden Bilderbücher beklopft und schließlich geblättert.
2. und 3. Lebensjahr
Ab 9 Monate beginnen Babies begierig Bilder anzuschauen. Sie können jedoch reale Gegenstände und Abbildungen noch nicht unterscheiden. Daher kratzen sie z.B. an der Abbildung der Katze, weil sie diese „herausnehmen“ wollen. Oder das Bild vom Teddy im Bilderbuch bekommt ebenso ein Bussi wie der reale Teddy.
Ebenso ab 9 Monate kann sich ein Baby auf einen Menschen und einen Gegenstand zugleich beziehen. Das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern beginnt. Zur selben Zeit beginnen Kinder zu entdecken, dass Laute und Wörter nicht nur schön klingen, sondern eine Bedeutung haben. Sie produzieren selbst Silben, Wörter und Bewegungen mit Bedeutung. Z.B. „dada!“ bedeutet: „Was ist das?“, mit „Mama“ ist wirklich die Mama gemeint und das in die Händeklatschen bedeutet „bitte“ oder „bravo“.
Nun entdecken Kinder, dass jedes Ding einen Namen und jedes Wort eine Bedeutung hat. Daher zeigen sie mit Leidenschaft immer wieder auf etwas und wollen die passende Bezeichnung hören. Schließlich fragen sie aktiv, mit „was?“ oder „is`das?“
Im zweiten Lebensjahr lernen sie immer klarer zwischen der Realität und ihrer Abbildung zu unterscheiden. Dabei werden die Abbildungen und kurze Geschichten aus der Erlebniswelt des Kindes im Bilderbuch immer interessanter.
Kinder entdecken die Bedeutung von Schriftzügen. Sie erkennen z.B. „WC“ als Toilette, Firmennamen, Logos usw.
Für Kinder sind Mama und Papa nun die großen Vorbilder, auch in deren Umgang mit Büchern. Das sogenannte „als-ob-Vorlesen“ kann immer wieder beobachtet werden. Das Kleinkind erkennt bereits, dass in Büchern gelesen werden kann und man von Bildern auch Neues lernt.
Kleinkinder versuchen in ihrem Alltag Struktur und Ordnung zu erkennen. Sie beginnen Dinge vertikal und schließlich horizontal aneinander zu reihen. Das machen sie mit Bausteinen ebenso wie mit Bilderbüchern.
Wörter bauen Kinder ebenso zusammen wie Bausteine. Zuerst schaffen sie Zweiwortsätze, die um den dritten Geburtstag zu Dreiwortsätzen erweitert werden. Durch das Aneinanderreihen dieser Sätze entstehen die ersten kurzen Erzählungen, sogenannte „Zwei-Ereignis-Geschichten“.
Kleinkinder entdecken sich als eigenständige Person und lassen sich dadurch nicht mehr einfach von Gefühlen anderer anstecken. Ab ca. 18 Monate können sie mit anderen mitfühlen und versuchen z.B. ein weinendes Kind zu trösten.
In Bildern entdecken sie neben Gegenständen, Tieren und Menschen nun auch Gefühle und kurze Abläufe.
4. bis 6. Lebensjahr
Die Kinder erweitern ihren Wortschatz, entwickeln bis zu 15 Satzbaupläne und erkunden die Hintergründe von Dingen und Abläufen mit „Warumfragen“.
Ärger und Enttäuschung werden zunehmend mit Worten ausgedrückt, z.B. mit Schimpfwörtern, und nicht mehr nur mit der Körpersprache.
Aus den Zwei-Ereignis-Geschichten werden die sogenannten Froschsprung-Geschichten. Wie ein Frosch springt das Kind in der Erzählung von einem Ereignis zum nächsten, ohne auf den Zusammenhang zu achten.
Im vierten Lebensjahr beginnen Kinder magisch zu denken. Sie „beleben“ Gegenstände und „erfinden“ Geschichten. Diese Fähigkeit werden sie das ganze Leben für Problemlösungen brauchen, der Nachteil sind Phantasieängste. Kinder entwickeln in dieser Zeit Angst vor Dingen oder Geschichten, die sie vorher nicht kannten.
Mit dem zunehmenden Einfühlungsvermögen können Kinder Situationen und Gefühle anderer Menschen verstehen und nachempfinden. Auch in Bilder und Geschichten können sie sich nun direkt „hineinversetzen.“
Durch das zunehmende Regelverständnis bestehen Kinder nun auf Abfolgen. So wollen sie beim Vorlesen eine Geschichte immer wieder wortgetreu hören. Manchmal geht die Merkfähigkeit so weit, dass Kinder ganze Bilderbücher auswendig können.
Mit der Kritzelschrift beginnen Kinder selbst zu schreiben, sie „lesen“ z.B. Straßen- und Hinweisschilder sowie Baupläne von Spielzeug und erkennen schließlich die Buchstaben des eigenen Namens.
Ausblick Schulalter
In der Schulzeit erweitern Kinder ihren Wortschatz und das Verständnis für Grammatik. Sie bilden Zeitformen und formulieren kompliziertere Fragen.
Die Feinmotorik ist so weit entwickelt, dass Kinder nun Schreiben lernen können. Sie wollen meist Vorgezeichnetes und Vorgeschriebenes genau kopieren. Dies begünstigt das Schreibenlernen, kann jedoch auch zu Frustrationen führen, wenn es dem Kind anfangs noch nicht so gut gelingt.
Bei Konstruktionsspielen setzten Kinder nun immer öfter eigene Ideen um und bauen nur mehr teilweise nach Vorgaben.
Mit etwa neun Jahren können Kinder Höhepunkt-Ende-Geschichten erzählen – eigene Geschichten können aufgeschrieben werden.
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