Entwicklung beginnt bereits vor der Geburt, ist ein lebenslanger Prozess und umfasst den körperlichen, geistigen und sozial-emotionalen Bereich. Wann sich was entwickelt ist vom biologischen Programm vorgegeben, wie es gelingt, hängt von den Möglichkeiten, die die Umwelt bietet, ab. Die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Kindes entwickeln sich aus dem Zusammenspiel zwischen den Erbanlagen und den Umwelteinflüssen (Erziehungsstil, Förderangebote, soziales Umfeld).
Die Entwicklung ist ein phasenhafter Prozess, der in folgende Entwicklungsabschnitte gegliedert werden kann:
Säuglingsalter, Kleinstkindalter, Kleinkindalter, Schulkindalter und Jugendalter.
Säuglingsalter: umfasst das erste Lebensjahr. In diesem Abschnitt steht die motorische Entwicklung im Vordergrund, die eine wichtige Grundlage für alle weiteren Lernschritte darstellt. Das Kind lernt seine Lage zu verändern, frei sitzen, krabbeln, stehen und frei laufen, sowie die Auge-Hand-Koordination. Wenn die Grundbedürfnisse des Kindes nach Zuwendung, Geborgenheit und Sicherheit gegeben sind, entstehen erste soziale Bindungen, aus dem sich das Urvertrauen des Kindes entwickelt.
Kleinstkindalter: umfasst den Zeitraum zwischen erstem und drittem Lebensjahr. Das Kind entwickelt aktive Sprache, von einzelnen Worten bis zu vollständigen Sätzen und lernt somit seine Bedürfnisse auszudrücken. Im Zuge der Sprachentwicklung tritt auch das erste Fragealter auf. Das Kind lernt eigenständiger werden, entdeckt seine Umwelt und entwickelt sein ICH. Dieses Alter wird auch als „Trotzalter“ bezeichnet und stellt einen wichtigen Entwicklungsschritt in der Persönlichkeitsentwicklung dar. Auch die Sauberkeitserziehung fällt in diese Phase.
Kleinkindalter: umfasst den Zeitraum des Kindergartenbesuchs (drei bis sechs Jahre), soziale Kontakte zu Gleichaltrigen werden wichtig. Das Kind lernt sich in einer sozialen Gruppe zu behaupten, an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen und Konflikte mit anderen Kindern zu lösen. Am Ende dieser Phase ist die Sprachentwicklung weitgehend abgeschlossen, das Kind hat einen Mengenbegriff, kann gegenständlich zeichnen, kann sich längere Zeit auf eine Sache konzentrieren und zeigt bereits Interesse für schulische Belange. Das Kind wird fähig zum Lernen in der Gruppe. Das Längenwachstum und der Zahnwechsel setzen ein.
Schul- und Jugendalter: beginnt mit dem Schuleintritt und dauert bis zum Ende der Pubertät. Hat das Kind die vorangegangenen Phasen gut bewältigt, verfügt es über eine gute Basis für das zukünftige schulische Lernen. Die Schulkindzeit, wenn wir sie auf die Volksschulzeit beschränken ist vom Entwicklungsgeschehen eine eher ruhige Zeit, dennoch ist sie für die Kinder eine sehr aufregende und prägende Phase. Spezielle Themen wären hier die Umstellung auf die Schule, soziale Beziehungen, Gestaltung der Lernumgebung, Fragen der Selbständigkeit und Unterstützung, der Leistungsbereitschaft und der Über- oder Unterforderung. Am Ende dieser Volksschulzeit kommen wieder unruhigere Zeiten und der Übergang in die Pubertät.
Entwicklung bedingt in gewissen Phasen krisenhafte Zeiten, die für Eltern und Kinder schwierig sein können. Entwicklungsbedingte Probleme treten auf, die einen oft an seiner Kompetenz als Erzieher zweifeln lassen und die Eltern können sich sich folgende Fragen stellen:
- entwickelt sich mein Kind altersgemäß?
- mein Kind läuft noch nicht
- mein Kind lässt sich mit dem Sprechen Zeit
- mein Kind ist noch nicht sauber
- mein Kind weint sehr viel
- mein Kind ist so schwierig
- mein Kind ist so aggressiv
- mein Kind spielt nicht mit anderen Kindern
- mein Kind zeichnet nicht
Eigentlich sind die Eltern Experten für ihr Kind, sie kennen es am besten, dennoch können Unsicherheiten entstehen, bei denen Fachleute weiterhelfen können.
KinderneurologInnen und KinderpsychologInnen erstellen eine Entwicklungsdiagnostik und können ihnen darüber Auskunft geben, ob sich ihr Kind in allen Bereichen altersgemäß entwickelt. Sollte es zu Verzögerungen kommen, gibt es Möglichkeiten das Kind bei Bedarf pädagogisch und therapeutisch zu unterstützen. Da in den ersten Lebensjahren die Lernfähigkeit des Kindes sehr groß ist, ist eine möglichst frühe Förderung besonders effektiv. KinderneurologInnen und KinderpsychologInnen helfen Ihnen, die für ihr Kind passende Förderung oder Therapie zu finden.
Im Säuglings- und Kleinkindalter bieten z.B. PhysiotherapeutInnen und FrühförderInnen Unterstützung an, im Kindergartenalter die SonderkindergartenpädagogInnen, LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, ReittherapeutInnen……… Die Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Für Fragen, die die Erziehung bzw. die Bewältigung von Entwicklungskrisen oder auch sozial-emotionalen Problemen des Kindes betreffen (wie z.B. Scheidung der Eltern), können sie sich an KinderpsychologInnen wenden, die gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten.
Maria Hofstadler
Maria Hofstadler
Diplomierte. Elternbildnerin, Akademische Bildungsmanagerin, Leiterin SPIEGEL-Elternbildung, Stv. Leiterin Kath. Bildungswerk der Diözese Linz, Mutter von vier Kindern
www.spiegel-ooe.at
Förderung in Eltern-Kind-Gruppen
„Der Montag ist der schönste Tag in der Woche. Da gehe ich mit meiner Mama in die Spielgruppe. Dort treffe ich meinen Freund Markus und mit dem kann ich super spielen“ Florian, 3 Jahre.
Eltern-Kind-Gruppen ermöglichen eine ganz besondere Art der Förderung für Eltern und Kinder.
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