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Umgang mit Wut, Ärger und Stress: Wie können Väter Konflikte konstruktiv lösen?

von Wolfgang Obendrauf

Elternbildung
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Stress in der Arbeit, Leistungsdruck, finanzielle Sorgen, Kinder, die herausfordern und nerven, ein Mangel an Schlaf und Konflikte mit der Partnerin – viele Väter geraten immer wieder in Situationen, in denen sie mit ihrer Wut und ihrem Ärger klarkommen müssen.

Hilflosigkeit, Wut, Ärger und Stress sind Gefühle, die sein dürfen, ernst genommen werden möchten und auch wichtige Funktionen erfüllen. Sie weisen uns darauf hin, dass wir überfordert sind oder unsere Wünsche und Bedürfnisse frustriert werden. Werden sie aber für uns selbst und/oder den Menschen, mit denen wir zusammenleben, zum Problem, ist man gefordert, den Umgang mit ihnen zu verändern.

Konflikte mit der Partnerin sind der häufigste Grund von Vätern zur Kontakt-Aufnahme mit der Männerberatung Graz/Steiermark, in der ich seit 2008 als Männerberater tätig bin. Viele dieser Männer streiten in aggressiver Form mit der Partnerin, dem Partner.  Häufig entwickeln Paare im Laufe der Zeit „Streit-Rituale“. Eine Bemerkung der Partnerin löst in ihnen reflexartig eine wütende Antwort aus. Im Nu haben so beide eine Spirale in Gang gesetzt, in der sich beide in immer aggressiverer Weise mit Vorwürfen, Anschuldigungen, Beleidigungen duellieren. Danach treffen Männer oft den Vorsatz, sich in Zukunft mehr „zusammenzureißen“, um weitere Eskalationen künftig zu verhindern – was meist misslingt.

Was Eltern außerdem nicht außer Acht lassen dürfen: Ihre Kinder sind immer mit betroffen. Väter sind durch ihr Verhalten Vorbild für ihre Kinder, auch wie sich Männer in Stress- und Konfliktsituationen verhalten. Kinder und Jugendliche, deren Eltern in aggressiver Weise streiten, werden einer massiven psychischen Belastung ausgesetzt.

Immer mehr Väter, die sich ihrer Erziehungsverantwortung bewusst sind, und sich in punkto Konfliktlösungskompetenz zum „Role Model“ für ihre Kids entwickeln möchten, ergreifen rasch die Initiative, um aus diesen Streit-Ritualen auszusteigen.

Um das eigene (Streit)Verhalten reflektieren und verändern zu können, haben sich in unserer Beratungstätigkeit zwei Aspekte als hilfreich erwiesen:

  • Die Erkenntnis: Ich bin selbst dafür verantwortlich, wie ich mit meiner Wut, meinem Ärger und Stress umgehe. Schuldzuweisungen an andere, an diverse Umstände helfen nicht weiter.
  • Das Verstehen der Dynamik, die mein aggressives Streitverhalten auslösen und aufrechterhalten.

In der beraterischen Arbeit mit Männern orientieren wir uns erfolgreich am „Auslöser-Sicht-Folgen-Modell“. Es zeigt Möglichkeit auf, auf verschiedenen Wegen aus der Streit-Dynamik auszusteigen.

Wir unterscheiden dabei zwischen einem

  • Auslöser
    meine Sichtweise auf die auslösende Situation (sie tritt unmittelbar, reflexartig ein)
  • die Folgen meiner Sichtweise (Gefühle, Körperempfindungen, Handlungen)

Wie sieht das im Alltag aus? Hier ein Beispiel aus der beraterischen Praxis der Männerberatung zur Veranschaulichung:

Ein Vater hat abends seine beiden Kinder zu Bett gebracht und wartet nun sehnsüchtig auf seine Partnerin. Er möchte mit ihr noch ein paar angenehme Stunden verbringen. Doch sie kommt sehr spät nach Hause. Der Mann ist wütend und wird laut, sie antwortet schreiend und eine heftige Auseinandersetzung bricht los. Die Kinder wachen auf, reagieren verstört und sind kaum zu beruhigen.

Was ist geschehen? Das späte Nach-Hause-Kommen der Partnerin ist hier der Auslöser. Der Mann denkt reflexartig „Sie ist lieber mit anderen Leuten zusammen!“ (die Sichtweise des Mannes auf die Situation). Er empfindet Ärger und Wut, sein Herz schlägt schneller, er ist angespannt und wird laut (die Folgen seiner Sichtweise).

Wie könnte es nun diesen Mann gelingen, eine Eskalation zu verhindern? Indem er im Bewusst-Sein: „Ich bin selbst dafür verantwortlich, wie ich diese Situation sehe und bewerte“ innehält, nachdem die Frau nach Hause zurückgekehrt ist.

Bewusstes Ausatmen (6 – 8 Atemzüge) und das Spüren, mit den Füßen am Boden verankert zu sein, können ihm dabei helfen. Diese Pause kann man nun nutzen, um sich seine spontanen Gedanken bewusst zu machen („Sie ist lieber mit anderen Leuten zusammen!“) und zu erkennen: Ich könnte diese Situation auch anders bewerten. So werden viele alternativen Sätze möglich, die zu keiner Eskalation führen.

Er könnte z. B. fragen: „Möchtest Du mir erzählen, was Du erlebt hast?“ Die Partnerin hat nun wiederum Gelegenheit, über Ihr Erleben, ihre Motive Auskunft zu geben. Ein Gespräch kann sich entwickeln. Sein Bedürfnis, Zeit mit der Partnerin zu verbringen, wird mehr Resonanz finden, wenn er sie als Ich-Botschaft und als Bitte formuliert: „Während ich auf Dich gewartet habe, ist mir klar geworden, ich möchte mehr Zeit mit Dir verbringen.“  Oder aber, er erkennt: „Ich würde auch gern mal wieder einen Abend mit meinen Freunden verbringen!“

Wer an dieser De-Eskalations-Übung scheitert, sollte nicht gleich klein beigeben. Die Richtung stimmt. Einfach weitermachen und immer wieder dran arbeiten. Und sich professionelle Hilfe holen, wenn´s nicht gelingt.

Paargespräche- oder Therapien bieten darüber hinaus beiden Partnern die Möglichkeit, aus Streit-Ritualen auszubrechen.

(Selbst)Fürsorgende Väter verhindern Gewalt, bevor sie entstehtElternbildung

Ausgangsbeschränkung, Verlust des Arbeitsalltags, Angst und Unsicherheit, Zusammenleben in oft engen Wohnverhältnissen, Home-Schooling der Kids – die meisten Eltern müssen nun schon seit mehr als einem Jahr Herausforderungen bewältigen, die Konflikte und ihre Eskalation fördern. Die meisten Männer werden auch in dieser Situation keine Gewalt androhen oder ausüben.

Doch immer mehr Väter, die rasch „heißlaufen“ und zu Hause heftig streiten, nehmen Kontakt mit der Männerberatung Graz/Steiermark auf. Sie möchten ihren Umgang mit ihrer Wut und ihrem Ärger verändern. Sie sind sich ihrer Verantwortung als Vorbilder für ihre Kinder bewusst. Sie möchten für ihre Partnerinnen, Kinder und Angehörigen ein angstfreies und gewaltloses Miteinander sicherstellen.

Viele dieser Männer sind mit den vielfältigen Herausforderungen, die Beruf, Kinder und Partnerschaft an sie stellen, überfordert. Sie versuchen sowohl die materielle Basis für ihre Familie durch Vollerwerb zu sichern, als auch als aktiver Vater sich an der Pflege und Erziehung ihrer Kinder gleichwertig zu beteiligen.

Väter leiden nach der ersten Geburt häufig unter den Veränderungen in der Paarbeziehung und oft auch der gemeinsamen Sexualität, die die Konzentration der Energie auf den Säugling mit sich bringen.

Viele Väter stellen eigene Bedürfnisse hintan, vermeiden es, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, um Konflikte zu vermeiden. Oft fehlt ihnen auch die Sprache, um sich verständlich machen zu können.

Sie leiden unter dem diffusen Gefühl, trotz aller Anstrengungen auf allen Ebenen zu wenig zu leisten und den Anforderungen, die die Gesellschaft und sie selbst als Mann an sich stellen, nicht zu genügen.

Manche Männer werden ungewollt Vater. Sie sind verunsichert, weil sie als Kind negative Erfahrungen mit ihrem eigenen Vater machten mussten, oder ohne Vater aufgewachsen sind. Sie leben häufig in konflikthaften Beziehungen mit der Partnerin oder fühlen sich mit der Vater-Verantwortung überfordert.

Männer, die sich an traditionellen Idealen von Männlichkeit orientieren, die auf Stärke, Dominanz, Durchsetzungsfähigkeit, Funktionalität, Kontrolle der eigenen Emotionen und Autonomie beruhen, werden in diesen Situationen noch stärker herausgefordert.

Auswege und Lösungen zeigen sich, indem Männer lernenElternbildung

  • Eine einseitige Orientierung auf Erwerbsarbeit aufzugeben und Beziehungsarbeit als gleichwertige „Leistung“ im Leben wahrzunehmen
  • Beziehungen und Team-Work anzustreben und zu vertiefen (Kinder, Partnerin, Freunde, Arbeitskolleg:innen…)
  • Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu erkennen und Überlastungen abzubauen
  • Eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und für sie einzustehen
  • Die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden wahrzunehmen, sich selbst – jeden Tag aufs Neue – etwas tun, was Freude macht.
  • Im Falle von Konflikten und Krisen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen
  • Männer sind in gleicher Weise kompetent in der Pflege und Erziehung von Kindern wie Frauen und in gleicher Weise dafür verantwortlich. Ein (selbst)fürsorgende Haltung und Lebensorientierung als Mann erleichtert es Vätern, diese Aufgaben auch wahrzunehmen.

Aktuelle Erkenntnisse aus der ForschungElternbildung

Diese „Caring Masculinity“ ist Gegenstand der Kritischen Männer- und Geschlechterforschung und bietet zahlreiche Benefits für die Männer selbst, wie auch alle Menschen, mit denen sie zusammenleben oder arbeiten. Diese Männer lehnen Dominanz und Gewalt ab, arbeiten im Haushalt mit und fördern die Gleichstellung der Geschlechter.

Das Institut für Männer- und Geschlechterforschung in Graz ist seit Jahrzehnten an der (internationalen) Erforschung und Entwicklung des Konzepts Beziehungsorientierter Männlichkeit (Stichwort: Caring Masculinity) federführend beteiligt.

Leiterin Elli Scambor verweist auf aktuelle Forschungsergebnisse, die Risikofaktoren für häusliche Gewalt benennen: Partnerschaften, in denen der Mann alleine alle wichtigen Entscheidungen trifft, gehen mit einem deutlich höheren Gewaltrisiko einher als jene, in denen Paare gemeinsam entscheiden. „Caring Masculinities sind im Sinne der Gewaltfreiheit unverzichtbar.“

Das Institut für Männer- und Geschlechterforschung bietet im Rahmen des EU- Elternbildungsprojektes PARENT (Online) Fortbildungsangebote für (werdende) Väter an. Umgang mit Ärger und Wut und gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien bilden dort wichtige inhaltliche Schwerpunkte.

https://www.vmg-steiermark.at/de/empfehlung/parent

Tel.  0720/704 400: Eine Hotline, wenn Not am Mann istElternbildung

Alle Männer und (werdende) Väter in Konflikten und Krisen erhalten Unterstützung durch ein Netzwerk an Männerberatungs- und Familienberatungseinrichtungen in ganz Österreich.

Notwendig wird eine Kontaktaufnahme auch dann, wenn die Partnerin oder die Kinder sich bedroht fühlen oder Gewalt angedroht wurde oder bereits stattgefunden hat.

Der Dachverband der Männerberatungsstellen Österreichs (DMÖ) bietet ein österreichweites Krisen- und Info-Telefon an:

Tel.  0720/704 400: (österreichweit zum Ortstarif erreichbar): https://www.maennerinfo.at/

Der Männerberater am Telefon vermittelt bei Bedarf den Anrufer an die jeweils regionalen Männer- und Familienberatungseinrichtungen weiter.

 

 

 

 


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