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Brüderchen, komm streit mit mir

von Mag. Katja Ratheiser

Elternbildung
Elternbildung
Elternbildung

Ja, es gibt sie – die Momente idyllischer Harmonie zwischen Geschwistern. Doch für Eltern viel sichtbarer sind meist die Streitereien, Nörgeleien und Eifersuchtsanfälle. Die Fragen „Eingreifen oder nicht?“ und „Wenn ja, dann wie?“ tauchen bei allen Müttern und Vätern von mehr als einem Kind auf.

Geschwister – Rivalen von Geburt anElternbildung

Aber der Reihe nach: Warum kriegen sich die lieben Kleinen überhaupt so oft in die Haare, laut Studien bis zu sechsmal pro Stunde? Sie könnten es doch so schön haben mit einem Spielgefährten, der immer zur Hand ist. Evolutionsbiologen und Hirnforscher haben die Antwort: Über Jahrtausende bedeutete jedes zusätzliche Kind der Familie vor allem Konkurrenz um (spärliche) Ressourcen wie Essen, Körperkontakt mit der Mutter, Platz am Feuer. Die Devise musste also lauten: Nimm, was du kriegen kannst. Sei dir selbst der/die Nächste!
Dazu kommt, dass im Kleinkindalter, also dann wenn man sich besonders häufig auf ein Geschwisterl einstellen muss, das Gehirn noch nicht ausgereift ist. Für Konflikte kennt es im Grunde nur die – ältesten und daher angeborenen – Alternativen Flucht oder Kampf. Flucht aus der Familie birgt Gefahr … es bleibt also der Kampf. Sozial erwünschte Konfliktlösungs-Strategien müssen von Kindern bis etwa vier Jahre erst Schritt für Schritt gelernt werden. Und selbst wenn ein Kind schon Alternativen kennt, werden diese schnell von elementaren Bedürfnissen wie Hunger oder Müdigkeit „ausgeschaltet“.

Eingreifen oder nicht?Elternbildung

Je jünger die Kinder, desto notwendiger ist also das Eingreifen der Eltern im Streitfall. Dabei geht es um ein gutes Vorbild, altersgemäße Moderation und kurze Rückmeldungen. Lange theoretische Erklärungen fruchten bei kleinen Kindern nicht. Nehmen Sie lieber die Hand des Kindes, suchen Sie Augenkontakt und sagen Sie klar: "Nein, ich lasse dich nicht kratzen (etc.)!" Weil Kleinkinder noch nicht selbst Kompromisse schließen können, schlagen Sie am besten einen oder zwei vor. Manchmal kann man das Eis brechen, indem einer davon lustig und völlig absurd ist. Gemeinsam zu lachen macht den Konflikt zur Nebensache.
Auch Bilderbücher und Rollenspiele mit Kuscheltieren unterstützen Kleinkinder dabei, verschiedene Strategien der Konfliktlösung kennen zu lernen…. allerdings nicht, wenn gerade ein Streit im Gange ist.
Kinder ab dem Vorschulalter kann man schon sanft anleiten, selbst einen Kompromiss zu finden. Bevor Sie das tun, stellen Sie sicher, dass es sich um Ernst und nicht nur Spiel handelt, und dass die Kinder den Streit tatsächlich nicht ohne Hilfe lösen können – Anzeichen dafür sind eine längere Dauer und körperliche oder massive verbale Angriffe.
So lange das nicht der Fall ist, dürfen Sie den Streit ignorieren. Das hat zwei Folgen: Publikumswirksame „Schaukämpfe“, um Ihre Aufmerksamkeit zu erringen, werden durch Nichtbeachtung weniger. Und die Kinder trainieren unbeobachtet, wie sie einen Streit wieder beenden.

Wenn ja, dann wie?Elternbildung

Wichtig ist, immer zwischen den Gefühlen der Kinder und ihren Handlungen zu unterscheiden. Ärger und Wut sind natürlich erlaubt, wenn die kleine Schwester am mühsam gebastelten Papierflieger kaut oder der große Bruder eine Stunde länger auf bleiben darf! Es ist allerdings nicht angemessen, die Schwester oder den Bruder aus Ärger und Wut zu verprügeln.
Da hinter vielen Konflikten die Frage steht, zu wem Papa/Mama hält, spielen Sie auf keinen Fall Schiedsrichter. Beschreiben Sie lieber, was Sie wahrnehmen: „Das hört sich an, als wärt ihr echt sauer aufeinander.“ Danach lassen Sie jedes Kind seine Sichtweise schildern und fassen Sie zusammen, ohne zu bewerten. Je nach Ihrer Einschätzung bleiben Sie dann entweder dabei, bis eine Lösung gefunden wurde („Habt ihr eine Idee?“) oder Sie ziehen sich zurück („Ihr findet sicher eine Lösung“).
Je weniger von etwas da ist, desto mehr Streit gibt es darum. Deshalb ist eine gute Taktik, sozusagen den Kuchen zu vergrößern. Geht es um Spielsachen oder Dinge, weisen Sie darauf hin, was sonst noch zur Verfügung steht. Geht es um die Zuwendung der Eltern, gibt es davon paradoxerweise umso mehr, je besser diese ihre eigenen Wünsche im Auge behalten – statt die Ansprüche der Kinder immer in den Mittelpunkt zu stellen und langfristig unzufrieden zu werden.
Generell dreht sich beim Streit zwischen Brüdern und Schwestern viel um Bedürfnisse. Wenn Sie diese im Auge behalten, ist schon viel getan. Statt auf Sätze wie „Er hat mehr Pudding bekommen als ich“ inhaltlich einzugehen, lenken Sie die Aufmerksamkeit des scheinbar ungerecht behandelten Kindes auf das, was es selbst braucht: „Hast du überhaupt noch Hunger?“
So stellen Sie klar, dass Fairness in der Familie nicht bedeutet, dass jeder gleich viel bekommt, sondern so viel wie er braucht. Diese Rücksicht auf das Individuelle sollte sich möglichst durch den Alltag ziehen: Vergleichen Sie Ihre Kinder nicht miteinander (auch nicht mit positiven Formulierungen), verstärken Sie den Wettbewerb nicht zusätzlich (außer im Spiel) und werfen Sie Geschwister nicht in einen Topf – d.h. wenn nur das eine Kind neue Schuhe braucht, kaufen Sie nicht automatisch dem anderen auch welche.

Mancher Streit lässt sich verhindernElternbildung

  • Finden Sie heraus, worüber besonders oft gestritten wird und lassen Sie die Kinder in Friedenszeiten Regeln aufstellen, was beim nächsten Streit zu tun ist.
  • Definieren Sie Hausregeln zum Umgang miteinander, die für alle gelten.
  • Fördern Sie getrennte Aktivitäten der Geschwister. Das steigert die Freude auf die gemeinsame Zeit.
  • Wenn der Streit immer zur selben Tageszeit eskaliert, ändern Sie etwas im Ablauf.
  • Streiten Sie ruhig auch als Paar, aber lassen Sie die Kinder die Versöhnung miterleben.
  • Fördern Sie den Teamgeist der Geschwister – auch wenn sie sich einmal gegen die Eltern verbünden.
  • Loben Sie, wenn es den Kindern gelingt, Meinungsverschiedenheiten ohne Streit zu beenden.

Die Familie ist das Übungsgelände, wo Kinder lernen, mit anderen Menschen auszukommen, eigene Wünsche und Grenzen durchzusetzen, Niederlagen zu verkraften und Kompromisse zu schließen. Wo gehobelt wird, fallen Späne: Streit unter Geschwistern ist normal und unvermeidbar. 
Doch wie gesagt, es gibt auch die Momente geschwisterlicher Harmonie. Übersehen Sie diese nicht, sondern sagen Sie auch hier, was Sie wahrnehmen: „Ihr spielt so schön miteinander. Das freut mich!“


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