Wenn Kinder oder Jugendliche Eltern werden, ist meist das ganze Familiensystem gefordert. Nicht nur für die (werdenden) Eltern sondern auch für die (zukünftigen) Großeltern ist dies im Normalfall eine große Herausforderung. Frühe Hilfen stellen in dieser Situation eine wichtige Unterstützung dar.
Anna L. ist gerade 17 Jahre alt geworden und macht eine Lehre. Gestern hat sie im Spital einen Buben zur Welt gebracht. Leider ist er krank und muss länger im Krankenhaus bleiben. Die Oma kann der jungen Mama nur manchmal helfen, da sie berufstätig ist. Der Papa hat sich von Anna schon während der Schwangerschaft getrennt und möchte keinen Kontakt zu seinem Sohn oder Anna haben, was sie sehr traurig macht. Anna befürchtet, dass sie nun auch Probleme mit der Lehrstelle und der Berufsschule bekommen wird.
So oder so ähnlich geht es vielen Kindern oder Jugendlichen, die (ungeplant) Eltern werden. 2019 brachten zum Beispiel rund 1.100 Frauen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren ein Baby zur Welt (Statistik Austria).
Das Angebot der Frühen Hilfen kann in vielen herausfordernden Situationen eine wichtige Unterstützung für schwangere Frauen und Familien mit Kleinkindern bis zu ca. drei Jahren sein. Die Inanspruchnahme der Frühen Hilfen ist freiwillig und steht kostenlos zur Verfügung.
Die Hebamme informiert Anna L. und ihre Mutter über das Angebot der Frühen Hilfen. Anna und ihre Mutter nehmen das Angebot gerne an und sind froh, dass sie Unterstützung bekommen. Die Familienbegleiterin der Frühen Hilfen steht der jungen Mama nun schon seit einigen Monaten zur Seite. Sie besucht Anna anfangs einmal pro Woche zu Hause und hat ein offenes Ohr für alle Probleme der jungen Mama. Die Familienbegleiterin bietet auch Beratung zu anstehenden Themen an (z. B. Pflege des Babys, Beantragung Kinderbetreuungsgeld) und organisiert notwendige Maßnahmen (z. B. Antrag auf die Zahlung der Alimente) und Hilfsangebote (z.B. wöchentliches Mama-Baby-Treffen zum Austausch mit anderen Müttern).
Frühe Hilfen wollen die Gesundheit und die Lebensqualität von Familien in dieser Lebensphase fördern – und damit auch die Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen der betroffenen Kinder langfristig verbessern. Neben praktischer Unterstützung im Alltag leisten Frühe Hilfen auch einen Beitrag zur Förderung der Elternkompetenzen von Müttern und Vätern. Sie tragen in der Arbeit mit den Familien dazu bei, dass vorhandene Ressourcen gestärkt und Belastungen reduziert werden.
Organisiert sind die Frühen Hilfen durch regionalen Frühe-Hilfen-Netzwerke. Diese sind leicht erreichbar und gut mit anderen Angeboten und Organisationen vernetzt. Sie richten sich insbesondere an Familien in belastenden Situationen – wie Überforderung und Zukunftsängste, soziale Isolation, große Sorgen, wenig Geld oder eben sehr junge Elternschaft. Bei „Teenagereltern“ treffen oft viele dieser Belastungen gleichzeitig zu: die Schwangerschaft ist meist nicht geplant, die Zukunftsaussichten sind unklar, ein ausreichendes Einkommen fehlt und sozialer Rückhalt durch den Freundeskreis ist auch ungewiss. Umso relevanter ist es, dass neben der familiären Unterstützung in dieser Situation auch Fachkräfte zur Seite stehen.
Die Kontaktaufnahme mit einem regionalen Frühe-Hilfen-Netzwerk erfolgt oft durch Fachkräfte (Geburtsstationen, Hebammen, Haus- oder Kinderärztinnen/-ärzte, Sozialeinrichtungen etc.), die mit den Familien in Kontakt sind und diese über das Angebot informieren sowie den Erstkontakt herstellen. Die Familien können sich aber natürlich auch selbst beim Netzwerk in ihrer Region melden (siehe Link unten).
Familienbegleiter/-innen nehmen dann Kontakt mit der Familie auf und besprechen bei einem ersten Termin die Lebenssituation, den Unterstützungsbedarf und die Bereitschaft der Familie, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Besteht Interesse, begleiten sie die Familien über einen längeren Zeitraum vor allem in Form von Hausbesuchen und unterstützen sie je nach Bedarf auf vielfältige Weise. Damit dies möglich ist, arbeiten sie mit unterschiedlichen Berufsgruppen zusammen, weisen auf interessante Angebote in ihrer Region hin und organisieren die jeweils benötigte Unterstützung, die dann von den jeweiligen Netzwerkpartnern erbracht werden.
In kurzer Zeit gelingt es, dass Anna viele helfende Personen und Einrichtungen kennen lernt und die Familie die neue Situation leichter meistern kann. Die junge Mutter schafft es auch, ihre Ausbildung abzuschließen und mit Unterstützung ihrer eigenen Mutter und der Frühen Hilfen gut für ihr Baby zu sorgen.
In den letzten Jahren wurden mehr als 6.000 Familien durch die Frühen Hilfen begleitet. Rund 500 Mütter waren zu Beginn der Begleitung unter 20 Jahre alt. Das junge Alter war bei fast allen zunächst eine große Belastung. Durch die Unterstützung der Frühen Hilfen konnte die Situation wesentlich verbessert und entspannt werden.
Noch gibt es die Frühen Hilfen nicht in allen Regionen. Aber in mehr als der Hälfte der österreichischen Bezirke steht ein Frühe-Hilfen-Netzwerk schon zur Verfügung. Es ist geplant, das Angebot in den nächsten Jahren noch weiter auszubauen, damit sich alle Familien bei Bedarf Unterstützung holen können.
Infos zu den Frühen Hilfen in 10 Sprachen finden Sie hier: https://www.fruehehilfen.at/de/Service/Materialien/Eltern_Familie.htm
Infos zum Frühen-Hilfen-Netzwerk in Ihrer Umgebung: https://www.fruehehilfen.at/de/Regionale-Netzwerke/Fruehe-Hilfen-Netzwerke.htm
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