Mamabloggerin sein, definitiv kein Berufswunsch, den ich hatte als ich als 20-Jährige in die Welt der Sozialen Medien, in die Welt von Instagram eintrat und gleichzeitig meinen ersten Blog gründete. Mode, ein bisschen Beauty und Reisen, aber allem voran, schöne Fotos machen und mit der großen weiten Welt teilen, das war alles was ich wollte. Mamablogger wurden von mir damals belächelt. „Jede gelangweilte Mutter gründet über kurz oder lang ihren Mamablog!“ – das war meine Ansicht darüber ohne weiter nachzudenken. Ein verächtliches Schmunzeln gab es noch obendrauf.
Heute, neun Jahre später, verheiratet, zweifache Bubenmama, beide unter zwei, Lehrerin, (Mama-) Bloggerin und hauptsächlich und nach wie vor auf Instagram unterwegs, weiß ich, dass eine Mutter alles ist, nur nicht gelangweilt. Was für ein Irrglaube meinerseits.
Den Großteil meines (Familien-)Lebens findet man auf Instagram in Form eines öffentlichen Profils. Zwischen wunderschön farblich abgestimmten Bildern meiner Buben, findet man nach wie vor Mode und Outfits. Was man auf den ersten Blick nicht erkennen kann, sind die Texte und Stories, in denen ich voller Selbstironie auch die nicht so schönen Seiten des Mamaseins teile. Hier sind wir bei dem Punkt, der mir persönlich ganz besonders am Herzen liegt: Offen und ungestellt ansprechen, worüber keiner sprechen mag. Sei es in der Schwangerschaft unschöne Hämorrhoiden, das leidige Thema der Notwendigkeit des Impfens, dem Wunsch nach einem Kaiserschnitt, der auch durchgeführt wurde, oder einfach kleine Alltagsmomente wie übergegangene Windeln und Dreimonatskoliken. Auch wenn’s mal zwischen einem Trotzkind und stundenlangem Babygeschrei in der Ehe kriselt, wird dies angesprochen. Täglich erreichen mich unzählige Nachrichten, ich bekomme persönliche Geschichten zugesendet, sowohl Zuspruch und aufbauende Worte, wenn ich die dritte Nacht nicht geschlafen habe, als auch lange Texte mit eigenen Problemen. Es herrscht ein ständiger Austausch an Erfahrungen, Tipps und Erlebnissen, die oft wirklich beruhigend sind. Es ist schön, nicht alleine zu sein mit dem Problem, wenn der Säugling die Brust verweigert oder das Kleinkind beim Autofahren erbricht. Genauso häufig bekomme ich ein Danke. Ein Danke dafür, dass ich das Gefühl gebe, andere seien nicht alleine mit deren Problemen über die gerade auf sozialen Medien nicht gesprochen wird.
Es ist eine Welt, in der häufig nur das Schöne gezeigt wird, die toll gekleidete Mama mit der reinen Haut und dem glänzenden Haar. Das perfekt geputzte Haus und die problemlosesten, die Nächte durchschlafenden Kinder. Eine Ehe voller Liebe und Harmonie, ganz ohne Streit. So ist die Realität allerdings nicht und das zeige ich. Ich zeige es gerne, da die Reaktionen, die ich darauf bekomme, auch mir viele Unsicherheiten nehmen. Es nimmt anderen den Druck, perfekt sein und den Druck alles stressfrei hinbekommen zu müssen, weil es ja augenscheinlich andere auch locker schaffen. Dass sie das auch nicht tun, nur eben nicht zeigen, vergessen viele. Mir ist es einfach so wichtig, hier einen Schritt in die andere Richtung zu machen.
Geplant hatte ich all das natürlich nicht. Als ich mit Levi, meinem bald Zweijährigen, schwanger war, war ich noch fest entschlossen, Mama- und Babythemen aus meinem Modefeed fernzuhalten. Ob ich mein Kind offen zeigen werde, war ebenfalls ein Thema über das ich viel nachdachte. Schlussendlich und auch nach einem Gespräch mit meinem Mann entschieden wir uns dafür, dass man das Gesicht unsers Babys sehen soll. Ob das die richtige Entscheidung war, weiß ich bis jetzt nicht, dennoch bin ich der Meinung, dass das alle Eltern für sich und ihre Familie entscheiden müssen und solange man seine Kinder nicht nackt oder in peinlichen Situationen zeigt, ist es für mich in Ordnung. Kritik diesbezüglich erntet man natürlich ständig.
Je mehr man von sich preisgibt und zeigt, desto verletzbarer und angreifbarer macht man sich. Das muss einem klar sein. Mir war es das leider nicht. Bekam ich als Fashionbloggerin in der Woche 10 Nachrichten, sind es als Mamabloggerin oft 100 am Tag und nicht alle sind positiv, freundlich oder hilfreich. Damit musste ich lernen umzugehen. Besonders als Neu-Mama ist das oft schwierig. Letztes Jahr habe ich darüber einen Blogbeitrag geschrieben mit dem Titel „Ratschläge sind auch Schläge“, denn das ist auch so ein Thema. Jeder glaubt dir Tipps geben zu müssen, ja regelrecht deine Fehler aufzuzeigen und dir zu erklären, wie es richtig geht. Ich war nie eine unsichere oder ängstliche Mama, ich bin der Meinung, dass eine Mutter das beste von Natur aus hat: einen Mutterinstinkt und genau auf den sollte man sich verlassen, ganz egal was Familie, Freunde oder in meinem Fall Follower einem sagen. Wie oft ich Warnungen bekommen habe, dass mein Kind an dem oder dem sterben könnte, will ich gar nicht zählen. Todesursache Nr.1 ist Ersticken, ganz egal, ob der Betthimmel eine mögliche Todesursache ist oder das Kuscheltuch beim Gesicht, von ungeschnittenen Heidelbeeren will ich gar nicht erst anfangen.
Mittlerweile bin ich daran jedoch gewöhnt und ärgere mich definitiv nur noch selten. Viel mehr schätze ich die netten und freundlichen Konversationen, die ich tagtäglich, meist zu Mittags- oder Nachtzeiten, wenn die Kinder schlafen, mit anderen Müttern führe. Es sind Austausch und Gespräche, die mir sehr viel bedeuten. Die wenigsten davon kenne ich persönlich, jedoch begleiten sie mich in vielen Fällen seit Jahren, haben miterlebt wie Levi vom Baby zum Kleinkind wurde, haben mit mir geweint als mein Opa, der Urli, gestorben ist und sich mit mir darüber gefreut, dass unser zweites Wunder, seinen Namen „Anton“ bekommen hat. Es entstanden Freundschaften, die ich im realen Leben nicht mehr missen will. Mamablogger zu sein, macht mich auf so vielen Ebenen glücklich und ist weit mehr als eine Beschäftigung für gelangweilte Mütter 😉
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