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Beziehung vor Bildung – in erster Linie sind wir Eltern

von Marina Stadlbauer-Hajszan

Elternbildung
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Elternbildung

Gefühlt ist das Kind gerade erst zur Welt gekommen und schon geht‘s vom Kindergarten in die Volksschule … das ist nicht nur für das Kind eine große Umstellung, sondern auch für die Eltern. Die Schulsachen sind besorgt und auch die Schultüte liegt bereit. Doch was kommt nach dem ersten Schultag auf uns zu? Was kannst du im Alltag machen um deinem Kind und dir den Schulalltag zu erleichtern?

Wichtig ist es halbwegs entspannt in den Tag zu starten, daher überleg dir, was du schon am Vortag erledigen kannst. So kannst du zum Beispiel bereits am Vorabend gemeinsam mit deinem Kind die Kleidung für den nächsten Tag herauslegen. Auch die Schultasche kann bereits fertig gepackt werden. Am besten dein Kind macht das selber. Lehrerinnen und Lehrer können ein Lied davon singen, wie oft Hausübungen von den Kindern nicht gefunden werden. Ordnung in der Schultasche hilft da sehr und die lernt dein Kind am besten mit deiner Unterstützung.

Am Vorabend könnt ihr besprechen, welche Jause am nächsten Tag mitgenommen werden soll und sie nach Möglichkeit auch bereits vorbereiten. Das spart Zeit und Diskussionen in der Früh! Als Jause eignet sich besonders Brot und Obst. Wenn dein Kind Joghurt mitnehmen möchte, packst du es am besten in ein Gefäß mit einem dichten Verschluss – dann ist es nämlich weder in der Schultasche verteilt, noch halb ausgeschüttet, wenn das Kind den Joghurtdeckel nach unzähligen Versuchen endlich ruckartig aufbekommt. Auch Bananen gibst du am besten in ein Gefäß, da sie sonst ganz schnell zermatschen bzw. braune Flecken bekommen und die mögen die wenigsten Kinder. Bitte keine Süßigkeiten, Milchschnitten oder ähnliches mitgeben. Wenn Kinder Süßes essen, steigt ihr Blutzuckerspiegel schnell an (das ist übrigens auch bei Erwachsenen so). Die Konzentration ist kurz da, hält aber nicht lange, da der Blutzuckerspiegel schnell wieder fällt. Das Kind fühlt sich dann müder als vor dem Essen. Besser eignen sich Nüsse und Obst. Ganz wichtig ist es, dass du deinem Kind etwas zum Trinken mitgibst. Bitte keinen Saft, sondern unbedingt Wasser. Wasser ist für unseren Körper wie Treibstoff fürs Auto. Unser Gehirn braucht Wasser um optimal zu arbeiten. Nur dann können wir konzentriert lernen.

Falls dein Kind nicht jeden Tag dasselbe zum Frühstück hat, frag es am besten auch gleich am Vorabend nach seinen Wünschen. Und wenn es nicht frühstückt, gib ihm am besten mehr Jause mit. Ideal wäre es, wenn es in der Früh dann wenigstens etwas trinkt.

Es gibt deinem Kind Sicherheit, wenn ihr beim Schlafengehen den kommenden Tag besprecht. Wer bringt das Kind zur Schule, wer holt es ab? Geht es in den Hort oder sind andere Aktivitäten geplant? Im Kindergarten war der Ablauf geregelter, in der Schule ist der Alltag oft weniger strukturiert bzw. läuft nicht jeder Wochentag gleich ab. Zum besseren Einschlafen eignen sich besonders Bücher mit Traumreisen zu den verschiedensten Themen. Du kannst eine Geschichte aussuchen, die ein aktuelles Thema betrifft oder du lässt dein Kind eine auswählen indem du mehrere Überschriften vorliest. Oder ihr schlagt das Buch einfach an einer beliebigen Stelle auf und du liest dann diese Geschichte vor. Und falls du mal keine Zeit zum Lesen hast, Traum- und Fantasiereisen gibt es auch als Hörbuch oder auf CD. Sie bringen übrigens nicht nur Kinder, sondern auch gestresste Eltern zur Ruhe.

Plane in der Früh vom Aufwecken bis ihr das Haus verlasst mindestens eine Stunde ein. So kann das Kind in Ruhe aufstehen, sich fertig machen und es bleibt auch noch genügend Zeit zum Frühstücken. Morgens sollten der Fernseher und der Computer aus bleiben. Die Inhalte könnten das Kind aufwühlen und noch in der Schule beschäftigen, darunter leidet besonders die Konzentration. Außerdem lösen sich Kinder nicht leicht vom Gerät und der Aufbruch fällt schwerer. Bevor ihr aus dem Haus geht, kläre ab, ob der Tagesablauf klar ist. Wenn dein Kind Ängste hat oder unsicher ist, kannst du auch Krafttierkarten verwenden. Das Kind zieht ein Tier und dieses begleitet es durch den Tag – in der Federschachtel oder in der Schultasche. Als Beispiel: Die Katze zeigt dir den Weg zur inneren Weisheit und fördert die geistige Entfaltung. Sie vermittelt dir Mut, dich auf Neues einzulassen. Die Katze als Krafttier lädt dich dazu ein deine Wünsche auszusprechen. Höre auf deine innere Stimme und folge deinem eigenen Weg. Wenn möglich gib deinem Kind vor dem Aufbruch noch ein Glas Wasser – am besten du trinkst auch gleich eines.

Der Weg zur Schule soll Spaß machen. Dein Kind kann mit anderen Kindern aus der Klasse oder Schule gemeinsam gehen. Oder du begleitest es. Dann könnt ihr noch kleine Spiele wie zum Beispiel „Ich seh, ich seh was du nicht siehst“ spielen. Ihr könnt auch Wortketten bilden (z. B. Kugelfisch, Fischsuppe, Suppenhuhn, … wenn euch kein passendes Wort einfällt, könnt ihr auch Wörter erfinden). Ich könnt Wörter mit bestimmten Anfangsbuchstaben suchen, z. B. mit M. Was fällt euch in einer bestimmten Farbe ein? Also was ist z. B. „gelb“. Solche Übungen sind kurzweilig und helfen später beim Sätze bilden und beim Geschichten schreiben. Ihr könnt auch Rechengeschichten erfinden – z. B. Oma hat 2 Äpfel gepflückt und Opa einen, wie viele haben sie gemeinsam?. Wichtig ist, dass wir Eltern die Zeit mit unseren Kindern nützen und uns nicht mit unserem Handy beschäftigen. Ich ertappe mich da leider selber öfter dabei.

Viele Eltern fragen ihre Kinder nach der Schule „Wie war’s in der Schule?“ und bekommen oft nur eine kurzes „eh gut“. Wenn du deinem Kind zuhören magst, frage es konkret, was es Tolles erlebt hat, was ihm gut gelungen ist, was besonders Spaß gemacht hat …

Wenn ihr die Hausübungen zuhause macht, kannst du dein Kind fragen, womit es anfangen möchte. Jede Entscheidung, die es selbst trifft, kann es besser annehmen – auch schwierige Aufgabenstellungen lassen sich dann leichter lösen. Am besten du stellst etwas zum Knabbern auf den Hausübungstisch. Aufgeschnittene Äpfel oder Nüsse zum Beispiel. Und natürlich Wasser. Übrigens können sich Kinder oft noch nicht so lange konzentrieren. Die Konzentration muss langsam aufgebaut werden (da brauchen die Eltern Geduld). Yogaübungen können dabei helfen. Und auch Memory ist ein gutes Spiel um die Konzentration zu steigern. Bei umfangreichen Hausübungen, könnt ihr sie in 20 Minuten-Einheiten aufteilen. Dazwischen macht ihr kurze Bewegungen, wie X-Übungen oder die liegende Acht (siehe unten). Dadurch werden die beiden Gehirnhälften optimal miteinander vernetzt und das gelernte Wissen kann besser angewendet werden. Bei Kindern, die sich nur schwer konzentrieren können, kann man die X-Übungen und die liegende Acht auch in der Früh machen. Bevor wegen der Hausübung Streit oder eine unangenehme Stimmung aufkommt, schreib dem Lehrer/der Lehrerin lieber eine Nachricht, warum es an diesem Tag nicht so gut geklappt hat und dass ihr die Hausübung am nächsten Tag oder am Wochenende nachholt. Viele Lehrer/innen sind auch Eltern und haben dafür Verständnis. Und wenn es grad gar nicht geht und ihr wegen der Hausübungen ständig aneinandergeratet, versuche mal ob dein Kind sie mit jemand anderem aus der Familie oder jemandem aus dem Freundeskreis machen kann. Das nimmt Druck und Anspannung raus. Denn nichts ist wichtiger als die Beziehung zu deinem Kind!

Die Koordination und Kraft der Hände ist nicht bei jedem Kind gleich entwickelt. Wenn dein Kind den Stift zu fest oder verkrampft hält, können Spiele mit einem Kreisel helfen. Um den Kreisel kreiseln zu lassen, werden wie bei der Stifthaltung auch drei Finger verwendet. Dein Kind kann auch Wäscheklammern auf einen Karton klammern. Oder du nimmst Glasnuggets oder Murmeln und zwei Schüsseln. Dein Kind legt die Glasnuggets bzw. Murmeln mit einer Pinzette von der linken Schüssel in die rechte Schüssel. All das trainiert auf spielerische Weise die Feinmotorik und du wirst sehen, wie sich die Stifthaltung verbessert. Am wichtigsten ist aber, dass es euch Spaß macht! Es gibt auch viele tolle Stifte, die die richtige Stifthaltung erleichtern. Kauf zum Schulbeginn lieber verschiedene Stifte als eine Großpackung. Dann kann dein Kind mehrere Stifte ausprobieren und herausfinden, mit welchem es am besten zurechtkommt.

Auch wenn sich die meisten Eltern nicht mehr daran erinnern können, in der Zeile schreiben kann ziemlich anstrengend sein. Dein Kind kann nach jeder geschafften Zeile die Hände ausschütteln oder zwei bis drei Hampelmänner machen. Falls ihr bei den Großeltern auf dem Dachboden eine alte Kaffeemühle findet, lass dein Kind damit Kaffee mahlen. Dabei benutzt es den Pinzettengriff und muss richtig fest nach rechts (in Schreibrichtung) kurbeln. Nicht nur bei den Stiften gibt es eine große Auswahl, sondern auch bei den Heften. Am besten du suchst die Hefte mit deinem Kind gemeinsam aus. Es gibt verschiedenen Zeilenhöhen und auch Hefte mit drei Zeilen. Wenn die Hefte von der Schule vorgegeben sind, kannst du das mit der Lehrerkraft besprechen, wenn sich das Kind mit dem Schreiben in der Zeile noch schwertut. Und habe Geduld, dein Kind lernt das.

Wenn dein Kind nicht ruhig sitzen kann und sich leicht ablenken lasst, gib ihm Knete in die Hand. Wenn es während der Hausübung Knete knetet, stärkt es seine Hände und Finger und wird ruhiger. Knete kannst du übrigens ganz leicht selber machen. Du brauchst dafür 20 gehäufte EL Mehl, 15 TL Satz, 2 EL ÖL, 250 ml Wasser, Lebensmittelfarben, Einweghandschuhe, Schraubgläser. So geht’s: Mehl, Salz, Öl und Wasser zu einem Teig verkneten. Ist der Teig schön glatt geworden, könnt ihr ihn in ein paar Portionen aufteilen. Mit dem Daumen eine Mulde hineindrücken, Lebensmittelfarbe auf die Knete geben. Zieht euch Handschuhe an und verknetet die einzelnen Knete-Portionen fest. Im Anschluss könnt ihr mit der Knete spielen, nach dem Spielen die Knete in ein Schraubglas geben. Dort ist sie ca. 8 bis 12 Wochen gut haltbar, im Kühlschrank auch länger.

Die schon erlernten Buchstaben und Zahlen können zuhause mit den Kindern gefestigt werden. Warum auch zuhause? Bis sie im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden, dauert es etwas. Das geht durch Wiederholung. Ihr könnt euch gegenseitig einen Buchstaben mit dem Finger auf den Rücken schreiben. Du kannst eine Zahl groß auf ein Zeichenblatt schreiben und dein Kind fährt sie mit einem Matchbox-Auto nach. Eigentlich lernen wir ständig im Alltag. Mengen lernen könnt ihr zum Beispiel beim Tisch decken – wie viele Teller braucht ihr für euch als Familie, wie viele wenn Besuch kommt … Ihr könnt auch schauen wie viele Familien in eurem Wohnhaus leben. Wenn ihr unterwegs seid, könnt ihr Straßenschilder lesen.

Spätestens mit Schulbeginn sollte dein Kind einen Büchereiausweis haben. Leiht am besten zwei Bücher aus, eines für dein Kind zum Selberlesen und eines zum Vorlesen. Anfangs könnt ihr euch beim Lesen abwechseln. So könnt ihr abwechselnd ein Wort lesen, dann jeweils einen Satz und danach jeweils eine Seite. Später könnt ihr auch würfeln, wie viele Seiten gelesen werden. Wichtig ist, dass du dein Kind beim Lesen begleitest. Und wenn dich dein Kind auch immer wieder mit einem Buch sieht, steigert das seine Motivation.

Wenn dein Kind neu an der Schule ist, könnt ihr auch Klassenkameraden einladen. damit Freundschaften entstehen können. Bitte vergleiche die Kinder nicht miteinander. Innerhalb eines Schuljahres sind die Kinder im Extremfall ein Jahr älter, natürlich ist der Entwicklungsstand da je nach Geburtsmonat unterschiedlich. Das wissen auch die Lehrer/innen. Egal wie gut dein Kind etwas kann, gib ihm die Zeit, die es braucht. Es lernen auch nicht alle Kinder zur selben Zeit gehen, aber jedes gesunde Kind lernt es früher oder später. Beim Schreiben, Lesen und Rechnen lernen sind wir oft zu ungeduldig. Und bestimmt magst du auch nicht mit jemandem verglichen werden. Also lieber nicht die Hefte der Klassenkameraden anschauen, nicht sagen, dass Max viel schneller fertig war, schöner geschrieben hat … Das macht nur schlechte Laune. Und bitte vergleiche nicht mit Kindern aus anderen Schulen. In manchen Schulen haben die Kinder bis Weihnachten schon alle Buchstaben gelernt, in anderen nehmen sie sich zwei Semester dafür Zeit. Es gibt einerseits Klassen wo es leichter läuft und welche wo es länger dauert, andererseits verfolgt nicht jede/r Lehrer/in das gleiche Konzept. Übrigens hat dein Kind laut dem Lehrplan bis zur zweiten Klasse Zeit um flüssig Lesen zu können.

Lernen macht am meisten Freude, wenn es etwas mit uns zu tun hat. Es muss uns berühren und eine Emotion auslösen. Dann macht das Lernen Spaß. Wenn sich dein Kind zum Beispiel für Frösche interessiert, wird es alles, was damit zu tun hat, regelrecht aufsaugen. Lass dein Kind überall wo es möglich ist selber entscheiden. Egal ob bei freien Texten, Sachunterrichtsprojekten oder Buchpräsentationen. Es wird dann motivierter und mit mehr Begeisterung bei der Sache sein. In der Schule gibt es ohnehin genug, was erledigt werden muss.

Kein Kind muss perfekt sein, auch wir Eltern nicht. Achte darauf die Stärken deines Kindes zu stärken um die Schwächen zu schwächen. Das setzt zwei Dinge voraus: Du musst die Stärken deines Kindes kennen. Diese findest du durch Beobachtungen oder durch Gespräche mit den Lehrern heraus. Und bitte akzeptiere und toleriere die persönlichen Defizite deines Kindes. Du bist die emotionale Anlaufstelle für dein Kind. Wenn es ihm schlecht geht, setzt es sich zu dir. Gib auch hier deinem Kind Zeit, bleib sitzen bis es aufstehen möchte und umarme dein Kind solange es das braucht. Damit füllst du seinen emotionalen Speicher auf und es kann mit Stresssituationen besser umgehen. Eltern sind ein sicherer Hafen, der nicht wertet und bewertet. Um dein Kind gut zu begleiten, ist es nicht notwendig Hilfslehrer zu werden. Immerhin sind Eltern in erster Linie Eltern. Eltern sind DIE Anlaufstelle für ihr Kind und sollten immer hinter ihrem Kind stehen. Mit viel Liebe und Vertrauen in unsere Kinder können wir zusammen eine schöne Schulzeit haben.

X-Übungen (Überkreuzbewegungen): Bewege den rechten Arm zusammen mit dem linken Bein, den linken Arm gleichzeitig mit dem rechten Bein. So gehe, hüpfe oder tanze zu Musik. Bewege dich dabei vorwärts, rückwärts oder seitwärts, oder marschiere auf der Stelle. Bei diesen Bewegungen überkreuzt du immer wieder die Körpermitte. Berühre auch mit der linken Hand das rechte Knie und umgekehrt.

Die liegende Acht: Zeichne eine liegende Acht auf ein Zeichenblatt. Beginne mit der linken Hand und fahre vom Mittelpunkt der Acht aus nach links oben. Folge mit deinen Augen der Bewegung deiner Hand. Zeichne die Acht mit jeder Hand dreimal, dann dreimal mit beiden Händen zusammen. Die Acht kann auch in der Luft gemacht werden. Oder bei Schularbeiten klein in einer Ecke des Blattes.


Buchtipps:

Buchtipp zum Vorlesen und um mehr Verständnis zu haben: Löwen gähnen niemals leise (Lene Mayer-Skumanz)

Buchtipp für Traumreisen: Traumreisen für Kinder: Zur Förderung von Entspannung, Konzentration, Ich-Stärke und Kreativität (Volker Friebel)


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