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Umgang mit vorübergehenden Kontaktverlusten – Ich vermisse dich so!

von Mag.a Andrea Pichler

Elternbildung
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Im Leben gibt es Kontaktabbrüche bei Scheidung, Umzug, berufliche Veränderungen, Krankheiten oder Unfällen. Manchmal sind sie geplant, manchmal beschert sie uns das Leben. Wenn Kinder Kontaktabbrüche – vorübergehender Natur – erleiden, reagieren sie unterschiedlich:

Sie jammern, trotzen, streiten, können nicht einschlafen, haben Bauch- oder Kopfschmerzen, sind in der Schule unkonzentriert, verändern ihr Sozialverhalten.

Der Hintergrund ist stets derselbe: sie vermissen jemanden, den sie lieben. Sie trauern! Eltern sind mit dieser Situation häufig überfordert. Zum einen erkennen sie oft nicht den Zusammenhang. Zum anderen ist es für Eltern/Bezugspersonen schwer, Gefühle von Trauer, Wut und Schmerz beim Kind auszuhalten. Vor allem dann, wenn sie es nicht ändern können.

In meiner langjährigen Arbeit für RAINBOWS Oberösterreich konnte ich viel an Erfahrung mit Kindern in Situationsumbrüchen gewinnen. RAINBOWS unterstützt und begleitet Kinder nach Trennung /Scheidung der Eltern und nach dem Tod von Bezugspersonen. Wenn Kinder jemanden vermissen, suchen sie Lösungen. Wer sie professionell begleitet, erkennt, wie angewiesen Kinder in Umbruchs- und Trennungssituationen auf Unterstützung von außen sind.

Doch nicht für alle vorübergehenden Kontaktverluste finden Eltern eine Organisation vor, die Kinder in den Fokus nimmt und unterstützt. Oft sind sie bei der Suche nach Hilfe für das Kind auf sich allein gestellt. Es gibt auch andere Situationen, in denen Kinder der Unterstützung bedürfen:

  • Krankenhausaufenthalte (Intensivstation, Quarantänen)
  • Umzug (eigener oder der einer Bezugsperson)
  • Andere Familienzwistigkeiten mit vorübergehendem Kontaktabbruch
  • Beruflich bedingte Auslandsaufenthalte
  • Gefängnisstrafe einer Bezugsperson
  • Wechsel von Tagesmutter/Pädagogin in Urlaubs- oder Krankheitszeiten
  • Abschiebung von Elternteilen
  • v.m.

Entwicklungsbedingte Probleme: Kindern fehlen Teile von Fähigkeiten, um auf Trennung und schmerzliche Gefühle mit geeigneten Strategien zu antworten.Elternbildung

  • Sozialkompetenzen:

Kommunikationsfähigkeit:    Kinder können ihre Gefühle häufig nicht in Worte fassen , dass sie bspw. über einen Verlust traurig sind – Vorschulkinder, oft auch Volksschulkinder brauchen hier gezielte Unterstützung.

Konfliktlösungsstrategien: Kinder sind denen, die sie vermissen oft böse, weil sie sich verlassen fühlen.  Mangels Konfliktaustragungsstrategien reagieren sie mit dysfunktionalen Verhaltensänderungen (Streit, Provokationen..….)

Fähigkeit zu Kooperation: Oft sind Angebote für ein Kind schwer anzunehmen. Bereitschaft und Fähigkeit zur Kooperation kann bei kleineren Kindern nicht vorausgesetzt werden. Sie können noch nicht verhandeln, sich nicht von ihren Gefühlen distanzieren. Sie erleben Gefühle von Hilflosigkeit und Ohnmacht.

Empathie: Kleinere Kinder können sich noch nicht so gut in andere Personen oder Situationen hineinversetzen. Daher können sie manchmal Erklärungen, warum jemand plötzlich nicht mehr verfügbar ist, nicht verwerten.

  • Bindungsfähigkeit:

Auch sicher gebundene Kinder tun sich bis zu einem gewissen Alter schwer, den Bezug/ Bindung zu einer vermissten Person aufrechtzuerhalten.

Wenn bei einem Babys Mama/Papa aus dem Raum gehen, sind sie für das Kind wirklich weg! Sie brauchen den unmittelbaren Austausch mit der Bezugsperson.

Je älter ein Kind wird, desto besser gelingt es, Beziehung über die Distanz zu halten.  Dies ist einerseits eine Frage der Bindung zu Bezugspersonen allgemein (Bindungstheorie), andererseits auch eine Frage der Erfahrung mit der vermissten Person.

Doch bei längerer Trennung kann es auch Schulkindern noch schwerfallen, sich nicht verlassen oder verraten zu fühlen.

  • Zeitstruktur:

Je kleiner ein Kind ist, desto weniger Zeitgefühl hat es entwickelt. Das kleinkindliche Gehirn ist noch nicht in der Lage, Zeit in den Erfahrungshorizont hereinzunehmen. Es lebt ganz im Augenblick. Erst im Kindergartenalter beginnen durch Erfahrungen mit Abläufen die Entstehung eines Zeitgefühls. Daher sind kleinere Kinder bei Trennungen nicht so leicht zu vertrösten. Worte wie „bald“, „sofort“ helfen hier nicht viel.

Erschwerende oder erleichternde Faktoren:Elternbildung

  • Der Bedeutung der Person im Leben des Kindes: Je enger die Beziehung des Kindes zur vermissten Person ist, desto mehr fehlt diese. Trotzdem kann auch eine liebe Nachbarin, die immer präsent war und wegzieht, eine Trennungsreaktion auslösen.
  • Die Art und Weise, in der der vorübergehende Verlust passiert: geordnet/vorhersehbar/vorbereit oder plötzlich/ unerwartet/ traumatisch (bspw. Unfall-Krankenhaus…). Je geordneter der Ablauf ist, desto leichter kann sich ein Kind einstellen.
  • Ressourcen im Umfeld des Kindes: Bezugspersonen, Freunde, Musik, Freude, Spaß u.a. im Alltag sind wichtige Ressourcen, die helfen, Krisen zu meistern.
  • Persönliche Resilienz des Kindes: Dies ist die psychische Widerstandskraft – die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Resilienz kann gefördert werden durch gute Beziehung zu den Eltern und gute soziale Wurzeln.

Hilfen für Kinder in vorübergehenden Verlusterfahrungen:Elternbildung

Das Wichtigste ist das Erkennen der kindlichen Bedürftigkeit!

Bedürfnisse von Kindern – wie auch jüngst bei der Corona-Pandemie ersichtlich wurde – sind auch gesellschaftlich nicht immer im Fokus. Während die Kinder von März bis Juni  Großeltern, Kindergarten, Freunde u.a. vermissten, wurden viele andere Problemgruppen thematisiert: einsame Senior*innen, überlastete Eltern, speziell die 3-fach belasteten Frauen, das Gesundheitspersonal, die Supermarktarbeiter*innen. Es ist schön, dass bei diesen Gruppen ein Problembewusstsein bestand. Es zeigte sich aber wie schon sehr oft:  In Stresssituationen werden die Bedürfnisse unserer Kleinsten schnell übersehen. Dabei ist das Erkennen der Not des Kindes der erste Schritt!

Gut gemeinte, aber nicht hilfreiche Versuche von Erziehern, den Schmerz zu lindern:Elternbildung

 „Du brauchst nicht weinen, es ist nicht so schlimm, es geht vorbei“: 

Falsch: Sonst würde das Kind nicht traurig sein. Und das darf es auch!

„Du brauchst nicht traurig sein, du hast ja mich (uns)!“

Aufrechnungen funktionieren nicht. Kinder brauchen viele Beziehungen (in einem afrikanischen Sprichwort ein ganzes Dorf). Kinder reagieren auf dieses Angebot häufig mit einem Loyalitätskonflikt und müssen daher sonst ihre Gefühle verstecken.

„Du bekommst dafür irgendwas, was dir Freude macht“

Wir können Gefühle nicht wegkaufen. Natürlich freuen sich Kinder über Geschenke. Sie brauchen aber in erster Linie Verständnis und Trost. Wenn dann dazu ein Kuscheltier hinzukommt, ist nichts dagegen zu sagen – muss aber nicht sein!

Was aber können Eltern aktiv tun, um Kindern zu helfen:Elternbildung

1.) Information:

Kinder brauchen Fakten, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, das Einfluss auf ihre Beziehungen hat, ehrlich und altersgemäß!

  • Dauer: Wie lange die Trennung dauern wird;  bei Kleinkindern sind Zeitangaben nicht zielführend, sie brauchen kindgerechte Hinweise: wie oft noch schlafen, Strichkalender, Murmeln, die von einem Glas ins andere wandern.
  • Begründung: warum die Trennung notwendig ist
  • Lösungen, wie die Beziehung über die räumliche Distanz aufrecht erhalten werden kann
  • Telefonieren
  • Videoanrufe
  • Briefe schreiben/oder etwas schicken (Basteleien, Zeichnungen, Botschaften)
  • Ein Foto aufstellen und daneben alles hinzulegen, was beim Wiedersehen geschenkt werden kann.

2.) Abschiednehmen:

Abschiednehmen ist ein Ritual, mit dem Kinder häufig täglich schon Erfahrung haben:

Sie verabschieden sich und gehen in den Kindergarten oder in die Schule. Ein Elternteil geht, verabschiedet sich und kommt wieder.

Kinder brauchen für das Abschiednehmen Unterstützung von ihren Bezugspersonen. Es ist wichtig, den Kindern konkrete Vorschläge zu machen, sie dazu zu ermuntern. Sie dürfen dabei noch mal nahekommen, streicheln, drücken oder (in Corona-Zeiten) lieb hinlächeln; sie dürfen noch etwas schenken (am besten etwas Selbstgemachtes) oder winken.

Eine Zusage, dass es ein Wiedersehen geben wird, hilft den Kindern sehr. (Wichtig: es muss auch der Wahrheit entsprechen!)

So ist ABSCHIED-NEHMEN als Ritual hilfreich.

3.) Trösten:

Gefühle des Kindes ansprechen und ernstnehmen. Gefühle nicht ausreden,  Nähe anbieten, Da-Sein. Ausdruck des Gefühls fördern und bestätigen, dass die Situation traurig/schwierig ist.

Nachher aber darf auch wieder Zuversicht vermittelt werden. Es wird ja wirklich irgendwann wieder besser! Und liebevoll zur Tagesordnung übergehen.

Was tun, wenn der Abschied nicht möglich ist:Elternbildung

Manchmal gibt es Situationen, die zu schnell hereinbrechen, um sich noch verabschieden zu können:

  • Krankheit/ Unfall
  • Durch Notfälle von anderen (Hilfsaktionen)
  • Firmenreisen
  • Abschiebung
  • a.m.

Altersgemäße Erklärung hilft. Man kann den lieben Gruß ausrichten und die anderen zuvor genannten Hilfestellungen anbieten.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass Kinder Trennungen gut überstehen können, wenn sie sich mit ihren Gefühlen nicht allein gelassen fühlen.Ob die nächststehende Bezugsperson(en) das leisten kann(können), oder ob professionelle Hilfe mit ins Boot geholt werden soll, hängt immer von der Gesamtsituation ab. Im Zweifelsfall ist es immer besser, mehr anzubieten.

Liebe Eltern und Erzieher: Hören Sie gut hin, schauen Sie in liebevoller Haltung auf das Kind. Dann werden Sie die richtigen Entscheidungen finden.

 

 


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