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Mein Kind hat ein „Recht am eigenen Bild“. Das gilt auch für Eltern.

von DI Barbara Buchegger

Elternbildung
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Das Baby ist endlich da, das lange Warten und die damit manchmal verbundene Untätigkeit hat ein Ende. Jetzt ist viel zu tun, viel zu entscheiden, wenig Schlaf und hoffentlich viel Freude. Doch die neue Rolle erfüllt auch mit viel Stolz. Und dem Bedürfnis, all das mit anderen zu teilen. WhatsApp, Facebook und Co machen dies auch ganz einfach möglich. So können die Familienangehörigen weit weg auch teilhaben, können sich am Lächeln oder den ersten Schritten erfreuen. Das Leben mit Kind kann aber auch eine neue Einkommensquelle bedeuten, zumindest mittelfristig. Personen, die schon vor der Elternschaft als InfluencerInnen aktiv waren, können nun sehr einfach auch Babyprodukte bewerben. Bibibeautipalace ist hier ein gutes Beispiel.

Gerade am Beginn ist das Kind noch so sehr Teil des eigenen Lebens, Teil des eigenen Selbst, dass es fast schwer ist, sich vorzustellen, dass dies eine eigene Person mit eigenen Rechten ist. Es braucht schon eine ganze Menge an Vorstellungsvermögen (oder bereits älteren Kindern bzw. Nichten/Neffen, viel jüngeren Geschwistern) um sich vorzustellen, dass das kleine Baby einmal in einer Klasse für ein Babyfoto gehänselt werden könnte oder die Eltern beschimpfen könnte, dass sie peinliche Kinderfotos veröffentlicht haben. Und doch müsste genau das von Anfang an passieren: Das eigene Kind mit seinem Recht am eigenen Bild zu respektieren und entsprechend zu handeln.

Das eigene Elterndasein online darstellenElternbildung

Teilt man mit anderen Tipps rund um das eigene Kind, holt sich Rat und Austausch in Facebookgruppen, so gibt es eine grundsätzliche Haltung: Es geht um die eigene Elternschaft und nicht das Kind steht im Mittelpunkt. Wenn ich Kleidung oder Produkte bewerbe, dann finde ich diese als Eltern gut, mein Kind wird dazu weder gefragt noch kann es gefragt werden. Und so kann es auch dargestellt werden: Wir als Eltern finden etwas gut. Praktisch oder schön. Und können es so online transportieren. Die Mutter, die an „bookcrossing-Aktivitäten“ teilnimmt und so in ihrer ländlichen Heimat zu neuen Kinderbüchern zum Vorlesen kommt, kann diese Bücher in den Mittelpunkt stellen. Sie kann auch die Meinung der Kinder erwähnen, aber letztendlich wählt sie die Bücher und das Büchertauschen aus. Der Vater, der mit seinen Kindern online Videos macht und Spiele testet, stellt zwar das Testen mit den Kindern dar, aber diese werden weder gezeigt noch kommen sie zu Wort. Denn letztlich ist es seine Meinung, die er online verbreitet. Der Elternteil, der online eine Babycreme bewirbt und dies mit dem guten Duft begründet, teilt seine eigene Meinung mit. Dem Baby ist der Duft sicher völlig egal.

Letztlich sind die Lesenden dieser Beiträge ja auch an genau dem interessiert: der Meinung anderer Eltern. Sie suchen nach Erfahrungen anderer Eltern, sie suchen nach Austausch. Die Kinder sind zwar der Anlass der Online-Veröffentlichungen, aber es geht um die Erfahrungen als Eltern. Und so kann es ja auch sein.

Fotos – immer nur mit ZustimmungElternbildung

Je früher Kinder sich daran gewöhnen, dass jede Person gefragt werden muss, ob ein Bild gemacht und veröffentlicht werden darf, desto besser. Das geht auch mit ganz kleinen Kindern. Denn auch sie lieben Bilder von sich selbst und sind an ihnen interessiert. Und bald entwickeln sie auch ihre eigenen Vorlieben. (Kennen Sie die Bilder der Nasenlöcher ihrer Kinder in ihrem Fotostream auf dem Smartphone? ;-)). Dieses Fragen mag wie ein Ritual wirken. Doch es wirkt. Kinder, die immer gefragt wurden und deren Meinung auch gehört und akzeptiert wurde, gehen weniger schnell über die Grenzen anderer Menschen, wenn sie mal alt genug sind. Sie fragen dann auch im Freundeskreis ganz selbstverständlich und akzeptieren dann auch deren Meinung. Und sie sind vielleicht sogar weniger dazu verleitet, von ihren Lehrenden peinliche Bilder zu machen und diese zu verbreiten. Kleine Kinder zu befragen, ihre Meinung zu hören und zu akzeptieren ist also ein wichtiger Schritt der Prävention für spätere Jahre.

Und ja klar, es kann mal Ausnahmen geben. Wenn das trotzige Kind einfach nur aus Trotz nicht am Familienfoto eines ganz besonderen Anlasses sein möchte, dann kann das Darübergehen schon gerechtfertigt sein.

Immer mitbedenken: Wo wird was veröffentlichtElternbildung

Diskutiert man mit Volksschulkindern, welche Bilder zum Posten und teilen ok sind und welche nicht, so kann man sehen: sie machen Unterschiede dahingehend, wo diese Bilder veröffentlicht werden. Und da haben sie ganz recht. Es macht einen Unterschied, ob es die abgeschlossene Familien-WhatsApp Gruppe ist oder ein öffentliches Instagram-Posting. In der abgeschlossenen Familiengruppe können die Gesichter zu sehen sein, auch die ersten Schritte bewundert werden. Doch das hat im öffentlichen Instagram Posting nichts verloren.

Kinder stärken und nicht verunsichernElternbildung

Doch eines gilt für beide Veröffentlichungsarten: Keine peinlichen Bilder. Auch nicht in der abgeschlossenen WhatsApp Gruppe. Und kein Lustig machen über die Kinder. Denn irgendwann sehen das die Kinder und sind von den Eltern enttäuscht, verletzt und verunsichert. Es schwächt ihr Selbstbewusstsein und macht vielleicht sogar bei den Kindern den Eindruck, dass ihre eigenen Eltern finden, sie seien dumm, hässlich oder eine Lachnummer. Keine gute Botschaft. Vielmehr müssen Kinder gestärkt werden, ihr Äußeres gut zu finden und sich selbst positiv zu sehen. Das wird für Kinder ohnehin im Laufe ihrer Pubertät nicht ganz einfach. Vermutlich können sich auch viele Eltern an diese Zeit selbst erinnern. Und wie wichtig in dieser Zeit war, dass die eigenen Eltern sie nicht heruntergemacht haben oder hätten.

Regeln in der Familie ausmachenElternbildung

Auch wenn es die Eltern ganz richtig machen sollten und sehr auf die Veröffentlichung über ihre Kinder achten, es gibt noch weitere Menschen in der Familie: stolze Großeltern zum Beispiel. Die die Bilder dann gerne mit ihren Freunden teilen oder das erste Babybild als eigenes Profilbild im Sozialen Netzwerk nutzen. Es braucht also Familienregeln: Was ist ok, was nicht? Wem darf man etwa weiterleiten? Und wie kann sich das im Laufe der Jahre weiterentwickeln? Ein reines Verbot, wie dies manchmal in Familien ausgesprochen wird, vor allem wenn es unausgesprochene Konflikte zwischen den Schwiegerkindern und -eltern gibt, hilft da wenig, denn das wird dann eher ignoriert. Also, gemeinsam überlegen, was ist ok und was nicht. Und dabei immer bedenken: das Recht am eigenen Bild gehört den Kindern. Nicht den Eltern und nicht den Großeltern. Alle müssen sich immer überlegen, was zum Wohle des Kindes gut ist und ihre eigenen Konflikte miteinander hier rauslassen. Machtkämpfe sollen nicht auf Kosten der Kinder ausgetragen werden. Dies gilt auch für geschiedene Eltern oder andere konfliktträchtige Familienkonstellationen.

Weinendes Kind – das geht gar nicht!Elternbildung

Volkschulkinder haben eine sehr eindeutige Meinung, wenn es darum geht zu beurteilen, welche Bilder von Kindern veröffentlicht werden dürfen und welche nicht:

Gar nicht geht:

  • Kranke Kinder
  • Weinende oder grantige Kinder, Schmollmund
  • Kinder, die nackt sind
  • Peinliche oder irgendwie lustige Situationen
  • Hinweise auf die Schule, Wohnung, Alter, Namen

Warum dies alles nicht geht, auch da haben die Kinder oft eine klarere Meinung, als die Eltern: Das kann in späteren Jahren dazu verwendet werden, um sich über die betroffenen Kinder lustig zu machen. Oder Kinder können sehr genau verortet werden. Auch die Zuschreibung und Kategorisierung  durch Algorithmen und Bigdata ist manchen Kindern schon ein Begriff. „Da denkt dann der Computer, ich bin blöd.“

Mein Kind – ein unbezahltes Modell?Elternbildung

Nehmen wir einmal an, ein Elternteil betreibt einen „Elternblog“, egal in welchem Netzwerk. Was liegt also näher, als die eigenen Kinder als Models zu nutzen. Mal schnell hier zu posieren, dies oder das auszuprobieren. Das lässt sich schnell ins Alltagsleben einbauen. Und doch gibt es Stimmen, die meinen, dies sei Kinderarbeit und somit nicht in Ordnung. (https://ze.tt/toyah-diebel-will-kinderarbeit-auf-instagram-und-co-verhindern/)

Ob es sich um „digitale Kinderarbeit“ oder einfach nur um alltägliches Familienleben handelt, wird von den Rahmenbedingungen abhängen. Wie passieren die Fotos? Sind die Kinder freiwillig dabei oder ist es ein Muss? Dürfen Sie auch verweigern, wenn es sie nicht interessiert? Kinder werden ihre Meinung vielleicht in jungen Jahren nicht ausdrücken können, haben dann aber rückblickend sehr wohl eine solche dazu: Wenn sie etwas für das Modell-Dasein zurückbekommen und sich auch in dieser Rolle wohl fühlen, dann geht es in die richtige Richtung. Doch das ist nicht für alle Kinder gleich. Manche hassen es einfach und wollen nichts damit zu tun haben. Das gilt es zu respektieren und andere Wege zu finden.

Über dich ist ja alles zu finden – Veröffentlichte Daten über KinderElternbildung

„Über dich sieht man ja, wo du in der Schule bist, wo Ihr wohnt, was du am liebsten isst. Weiß deine Mama nicht, dass das gefährlich ist? Da kann ja wer kommen und dich entführen!“ Wir befinden uns inmitten einer Saferinternet.at-Schulung in einer Volksschulklasse. Die Mama des angesprochenen Kindes betreibt einen „Mama-Blog“ und die anderen Kinder beobachten diesen ganz genau. Vielleicht, weil sie ein wenig neidig auf die coole Mama sind, vielleicht weil sie mehr über das Kind wissen wollen, das in der Klasse einen eher gemischten Status zu haben scheint. Ganz egal, was die Beweggründe der Kinder sind, dieses Kind lebt damit, dass viel Privates sehr öffentlich wahrgenommen wird. Es erlebt es an den anderen Kindern der Klasse. Dass es auch Menschen irgendwo auf der Welt sehen können, ist diesem Kind noch nicht bewusst und kann sich auch keine Nachteile daraus vorstellen. Die eigene Öffentlichkeit ist im Moment die Klasse.

Aber auch die Gefährlichkeit, die das andere Kind angesprochen hat, kann sich das betroffene Kind nicht vorstellen und tut es ab. Wenn die eigene Mama solche Dinge veröffentlicht, dann wird das schon passen. Sie beschützt das Kind ja und das Kind hat Vertrauen zur Mama. Aber ich konnte sehen, dass diese Veröffentlichungen nicht ganz spurlos am Kind vorbei gingen. Es war verunsichert und wusste nicht genau, wie reagieren.

Wenn Kinder ihre Haltung ändernElternbildung

In einer anderen Klasse war ein Kind da schon eine Spur klarer. Das Mädchen, dessen Mama eigentlich nur auf Facebook immer wieder Bilder teilte, weit weg also von einem echten Mama-Blog, wollte sie von der Safer-Internet-Schulung mit dem Wissen nach Hause gehen: „Wie sag ich meiner Mama, dass ich das nicht will? Wie kann ich es begründen, dass die Mama es versteht und nicht böse ist?“ Das Kind hatte offenbar jahrelang auch mitgemacht und sich an den Reaktionen erfreut und erst langsam die Meinung dazu geändert. Doch wie kann die Mutter diese Veränderung annehmen? Wenn sie eigentlich viel Bestätigung in Facebook bekommt und dies für sie als Person auch wichtig ist? Ein Aushandlungsprozess zwischen den beiden stand also bevor. Wie kann die Mutter ihre Bestätigung online bekommen, ohne auf die Bedürfnisse des Kindes zu vergessen? Wie kann das Kind zu den eigenen Bedürfnissen stehen und diese zu verlangen, ohne die Mutter verletzen zu müssen und damit einen Konflikt heraufzubeschwören? Und geht es ganz ohne Konflikt?

Eines ist sicher: Kinder ändern im Laufe der Zeit ihre Meinung und werden erwachsener. Sie lassen nicht mehr alles mit sich machen und entwickeln ihre eigene Haltung zu den Tätigkeiten der Eltern. Kinder wachsen und Eltern müssen da mit.

Immer bedenken: Wir Eltern gestalten den digitalen Fußabdruck der Kinder mit. Stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn ein zukünftiger Arbeitgeber das Bild des pausbäckigen Kindes sieht, dass sich aber als erwachsene Person zu einer durchtrainierten Person entwickelt hat. Das Bild des etwas dicken Kindes bleibt picken, auch wenn es längst nicht mehr stimmt. Und die Chancen auf den begehrten Job als FitnesstrainerIn schwinden…

Zum Weiterlesen:

https://www.saferinternet.at/news-detail/kinderfotos-im-internet-was-duerfen-eltern0/

Fragbarbara – Kinderfotos im Internet – https://youtu.be/aQsREtBa4S4

Internet-Ombudsstelle mit vielen Informationen rund um Bilder im Netz: https://www.ombudsstelle.at/themen/mein-bild-im-netz/

https://deinkindauchnicht.org/ – eine beeindruckende Social Media Kampagne von Toyah Diebel

 

 

 

 

 

 


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